Fest Flüssig Biotisch
Alpine Landschaften im Wandel
Lars Müller Publishers, Zürich, 2021
208 Seiten, 240 Abbildungen
Format 16,5 x 24 cm, Softcover
erhältlich auf Deutsch und Englisch
Preis: 25 EUR
ISBN 978-3-03778-690-1
So massiv und unverrückbar sie auch erscheinen, die Alpen sind ein lebendiger Organismus, geformt vom Wasser in seinen verschiedenen Aggregatzuständen. Dieser hydrologisch-geologischen Dynamik ist das Buch Fest Flüssig Biotisch. Alpine Landschaften im Wandel gewidmet, an dem VOGT Landschaftsarchitekten und die Professur Günter Vogt an der ETH Zürich gearbeitet haben. Wasser „durchfliesst Flussbetten, durchsickert Gesteinsschichten, tropft von Decken unterirdischer Höhlen oder dringt in Felsspalten ein und sprengt das Gestein durch die Ausdehnung seines Volumens beim Gefrieren“, hält der Herausgeber Thomas Kissling in der Einleitung fest. Ebenso formten Wasser und Eis die umliegenden Landschaften und bestimmen bis heute die Beschaffenheit des gesamten Alpenraums.
Die Publikation erschien anlässlich der 17. Architekturbiennale in Venedig 2021 und enthält die dort ausgestellten Arbeiten sowie einige Essays. So können sich diejenigen, die die Werke damals nicht im Arsenale gesehen haben, mit dem Buch auf einen informativen und visuell ansprechenden Lesespaziergang begeben. Der Titel verrät bereits die inhaltliche Dreiteilung, von der Geologie (fest) über die Hydrologie (flüssig) bis zur Biologie (biotisch). Die Annäherung der Autor*innen an die Alpen ist themenübergreifend von dem Fokus auf die dynamischen Prozesse geprägt; in Exkursionen und Spaziergangreflexionen nähern sie sich ihren jeweiligen Themen an.
Auch wissenschaftliche Perspektiven kommen zu Wort. So eröffnet der Hydrologe Rolf Weingartner das Kapitel Flüssig mit dem Aufsatz „Die alpine Wasserlandschaft im Wandel“. Unterlegt mit Zahlen, Fakten und Diagrammen, beschreibt der Autor leicht verständlich den besonderen Wasserhaushalt der Alpen. Als Hindernis für den atmosphärischen Wasserdampffluss, bilden sich hier viele Wolken, die abregnen und für einen durchschnittlichen Jahresniederschlag sorgen, der bis zu dreimal höher ist als im Umland. Die Alpen werden daher auch als „Wasserturm Europas“ bezeichnet, da die großen Wassermengen in den Hochlagen durch die Schwerkraft in die Täler fließen. Schnee funktioniert darüber hinaus als Speicher für die warme Jahreszeit, wenn das Schmelzwasser zur Bewässerung in der Landwirtschaft beiträgt.
Doch die Dynamiken des Wasserkreislaufs in den Alpen sind auch von Auswirkungen der globalen Erwärmung geprägt. Schmelzende Gletscher sorgen für eine Aufheizung der Böden und höhere Temperaturen, da das Licht nicht mehr vom Schnee reflektiert wird; schmelzender Permafrost destabilisiert das Gestein und führt zu Hangrutschungen oder Steinschlag. Auch das Landschaftsbild der idyllischen Alpen wird sich verändern, indem es aufgrund des schwindenden Eises „vergraut“. So schließt Weingartner mit einem eindringlichen Appell zur Reduktion der Treibhausgase als einzig wirksames Mittel, um die negativen Auswirkungen der Klimakrise auf den Wasserhaushalt einzudämmen. Dazu sei auch ein Paradigmenwechsel von der Nutzung zum Management notwendig.
Die Lektüre des Buches ist somit nicht nur ein freudvoller Spaziergang, sondern auch eine Mahnung, diesen einzigartigen und wichtigen Landschaftsraum zu schützen. -hs
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