Sea Pools
66 saltwater sanctuaries from around the world
Batsford, London 2023
192 Seiten, Fotografien, Essays und Projektbeschreibungen, Format 22,5 x 28,5 cm, Hardcover
Englisch
Preis: 29 EUR
ISBN 9781849947671
Das Schwimmen in offenen Gewässern hat eine lange Tradition, die sich auch baulich manifestiert. Neben Flussbädern gibt es an Küsten seit Jahrhunderten Seebäder, die in Deutschland vor allem als Kurorte an der Nord- und Ostseeküste bekannt sind. An wilderen Küstenabschnitten hat sich jedoch international mit den sogenannten Meeresschwimmbecken (engl. sea pools) eine eigene Typologie entwickelt. Der englische Architekt Chris Romer-Lee hat ihr ein ganzes Buch gewidmet: Sea Pools: 66 saltwater sanctuaries from around the world ist 2023 im Batsford Verlag erschienen. Neben der Vorstellung verschiedener Bäder und ihrer Charakteristika führt der Autor auch in deren historischen Kontext und soziale Bedeutung ein.
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Im Fokus des Buches stehen die sogenannten Gezeitenbecken, deren Wasser sich bei Flut auf natürliche Weise erneuert. Als eine Art Pufferzone bieten sie bei allen Wetterlagen einen sicheren Zugang zum stürmischen Meer. Die Entstehung und zunehmende Popularität der Meeresbecken lässt sich dabei als eine verschränkte Natur- und Sozialgeschichte erzählen. In der Einleitung beschreibt Romer-Lee wie das Meeresbaden in England seit Mitte des 18. Jahrhunderts immer beliebter wurde, befördert durch ärztliche Ratschläge, die dies als gesundheitsfördernd ansahen. Dies führte zur touristischen Erschließung der Küsten, auch an Orten ohne natürliche Strandlandschaften.
Die 66 Portraits verschiedener Meeresbäder bilden den Hauptteil des Buches. Sortiert sind sie nach ihrer geografischen Lage, unterteilt in die Kapitel Europe, United Kingdom, Africa, Australia und Rest of the World. Ein kurzer Text zu historischem Kontext und Besonderheiten wird ergänzt durch einen Steckbrief mit dem Jahr der Errichtung, den Architekten – hier kein generisches Maskulinum – sowie teilweise auch der Größe und die sich um das Becken kümmernde Gemeinschaft. Beeindruckend sind vor allem die fast eine Doppelseite überspannenden Fotografien, meist aus der Vogelperspektive aufgenommen. In seltenen Fällen gibt es auch zusätzliches Planmaterial und Nahaufnahmen. Kurze Essays tragen zu der Geschichte der Bädertypologie bei.
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Künstlich angelegte Meeresbäder integrieren meist natürliche Gesteinsformationen, wie beispielsweise die Piscinas Naturais De Porto Moniz in der gleichnamigen Küstengemeinde auf Madeira. Fließende und erkaltende Lava schuf hier natürliche Becken, die durch eine 1940 errichtete Betonkonstruktion zu einer Gesamtanlage verbunden sind. Das Bad Chapel Rock in Perranporth, Cornwall, liegt auf einem Felsen, auf dem der Überlieferungen nach bis zum Jahr 1733 noch eine Kapelle stand, in deren Grundmauern heute gebadet wird. Der Felsen diente jahrhundertlang als natürlicher Wellenbrecher, der das Dorf vor der stürmischen See schützte. Erst in den 1950er-Jahren entdeckte ein lokaler Verein das Becken als Bad, da man festgestellt hatte, dass die meisten Menschen vor Ort nicht schwimmen konnten.
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Die Errichtung der Bäder war also immer auch Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisse. In Australien ist die Entwicklung daher auch von kolonialen Machtansprüchen geprägt. Mit ihren Sea Pools verdrängten die Engländer*innen die Aborigines, die zuvor jahrhundertelang die Küste und natürliche Becken genutzt hatten. Bäder waren also immer auch politische Räume. Während in England anfangs geschlechtergetrennt gebadet wurde – ebenso wie in den ersten Fluss- und Schwimmbädern Deutschlands – so dienten Badeordnungen in Südafrika lange Zeiten der Rassensegregation. Die Vollendung von Harmony Park in Kapstadt fällt zwar in die Zeit nach Ende der Apartheid, konzipiert war das Bad allerdings als einer der seltenen Erholungsorte für People of colour.
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Heute ist das Hauptproblem nicht mehr sozialer Natur, sondern die zunehmende Verschmutzung der Meere. Die Sorge für die Becken trugen immer auch die lokalen Gemeinschaften vor Ort. Die Bäder dienten stets als wichtige soziale Infrastruktur, die aktuell von dem schlechten Zustand der Meere bedroht ist. So regt dieses Buch hoffentlich nicht nur zur Reiseplanung an, sondern ermuntert auch, den eigenen lokalen Gewässer und deren Schutzbedürfnis Aufmerksamkeit zu schenken. -hs
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