Umgestaltung des Mendelplatzes in Brünn

Roter Granit und Bäume für einen einladenden Ort

Malerisch ist das Panorama von Brno (Brünn) in der Tschechischen Republik: Wer am Rande des historischen Zentrums steht, sieht die roten Dächer des Spilberk-Schlosses auf einem dicht bewachsenen Hügel thronen, an dessen Fuße sich zwischen neoklassizistischen und funktionalistischen Fassaden der Mendelplatz (Mendlovo náměstí) auftut. Benannt nach Gregor Johann Mendel, der im benachbarten Klostergarten seine Kreuzungsexperimente durchführte, befindet sich hier gegenwärtig ein wenig einladender Verkehrsknoten.

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Genau das wollen Chybik + Kristof Architects zusammen mit dem Architekturbüro Dílna und dem Landschaftsarchitekten Zdeněk Sendler anlässlich Mendels 200. Geburtstag ändern. Parallel zu einer Reorganisation der Verkehrsströme entwarfen sie einen neuen Bodenbelag, der den vielfältigen Anforderungen von Menschen, Pflanzen und Fahrzeugen gerecht werden und den Platz für weitere Nutzungen öffnen soll. In den vergangenen Jahren wurden an den Rändern des Platzes bereits einige Flächen neu bepflanzt sowie Container mit Kiosken aufgestellt.

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Städtebauliches Umfeld

Ein von Arztpraxen bezogenes funktionalistisches Wohnhaus aus den 1930er-Jahren teilt den Platz in zwei Hälften; umgeben ist er von den Gebäuden der Starobrno-Brauerei, einem historischen Schulkomplex, mehreren Plattenbauten (auf den Fotos ausgespart) sowie einem Augustinerkloster. Mehrere Straßenbahn- und Buslinien kreuzen sich hier und umrunden unter einem Netz aus Oberleitungen eine etwas karge Rasenfläche mit vereinzelten Bäumen und Büschen. An den Rändern schirmen mehrspurige Straßen die Freifläche von den umgebenden Vierteln ab. Ein lebendiges Stadttreiben kann so kaum entstehen. Auch unterirdisch gibt es Handlungsbedarf, angesichts der zum Teil einhundert Jahre alten Abwasserleitungen.

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Schaffung eines vielfältig nutzbaren Stadtplatzes

Für den Platz ist nicht nur eine Verbesserung der Umsteige- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Pendler*innen geplant, auch soll er hinsichtlich einer Stärkung von Stadtgesellschaft und Tourismus belebt werden: Zukünftig sollen hierhin Veranstaltungen verlegt werden, die derzeit in anderen Teilen der Stadt stattfinden, zum Beispiel Weihnachts- oder Ostermärkte, Bierfeste oder kleinere Konzerte. Vor diesem Hintergrund stellt die Umgestaltung zahlreiche Anforderungen an den künftigen Bodenbelag in Bezug auf Robustheit, Versickerungsfähigkeit, Barrierefreiheit, Langlebigkeit, Demontierbarkeit und Wiederverwendbarkeit.

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Granitpflaster: durchlässig, robust und wiederverwendbar

Aufgrund seiner Härte, der hohen Abriebfestigkeit und chemischen Resistenz entschieden sich Chybik + Kristof Architects für eine Ausstattung großer Platzbereiche mit roten Granitpflastersteinen. Sie bilden im Entwurf eine kreisrunde Fläche, die die verschiedenen Elemente des Ortes und seiner Umgebung verbinden soll. Die Farbigkeit setzt sich deutlich von dem Grau des umliegenden Pflasters ab. Als widerstandsfähiges und somit langlebiges Material eignet sich Granit hervorragend für öffentliche Plätze, die neben der Nutzung durch Personen auch der Beanspruchung durch Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen sowie den Witterungsbedingungen standhalten müssen. Im Gegensatz zu gegossenen Oberflächen sind die robusten Pflastersteine demontierbar und können wiederverwendet werden. So möchten die Architekturschaffenden wiederverwendbare Granitbordsteine in die Gestaltung einbeziehen.

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Begrünung und Regenwasserversickerung

Für Auflockerung und Schatten auf dem neugestalteten Platz sollen künftig Bäume sorgen. Um jeden Stamm herum sind auf einer etwa sechs Quadratmeter großen Pflasterfläche Versickerungslücken vorgesehen, die mit Erdreich aufgefüllt werden. Darunter befindet sich eine Pflanzgrube mit Struktursubstrat, das ein angemessenes Wurzelwachstum erlaubt und als Retentionsraum bei Starkregen dient. Die Mischung besteht aus Kies, der stabile Hohlräume schafft und eine ausreichende Tragfähigkeit gewährleistet, sowie aus fruchtbarem Boden, der eine dauerhafte Durchwurzelung und eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung sicherstellt. Damit die Erde nicht ausgewaschen wird, ist der Kiesanteil so gewählt, dass er abflussdämpfend wirkt. Auf diese Weise soll eine Verschwendung der kostbaren Ressource Regenwasser vermieden werden. Ohne diese Maßnahme würde der Regen in die Kanalisation abfließen, sodass letztlich eine zusätzliche, externe Bewässerung der Bäume erforderlich gewesen wäre. -ml

Bautafel

Architektur: Chybik + Kristof Architects & Urban Designers, Prag/Brno/Bratislava; Dílna, Brno
Projektbeteiligte: Michal Palaščak (Architektur), Brno; Zdeněk Sendler (Landschaftsarchitektur), Brno; PK Ossendorf (Verkehrsplanung), Brno
Bauherr/in: Kancelář architekta města Brna, Brno
Fertigstellung: 2022 (geplant)
Standort: Mendlovo náměstí, 60300 Brno-střed
Bildnachweis: Chybik + Kristof Architects & Urban Designers, Prag/Brno/Bratislava; Alex Shoots Buildings, Prag; Filip Urban (Modellfotos), Brno

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