Parque de Prado in Medellín
Ökologische und soziale Regenerierung zweier Viertel
Kaum ein Projekt verkörpert den Wandel hin zu einer neuen Generation städtebaulicher Planung in Kolumbien besser als der Parque de Prado im gleichnamigen Medellíner Stadtviertel. Entworfen und realisiert wurde er vom kolumbianischen Landschaftsarchitekten Edgar Mazo und seinem Studio Connatural. Der 2021 fertiggestellte Park war eines von 20 Projekten, mit denen die Stadt das Büro zwischen 2017 und 2020 beauftragte.
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Renaturierung von zubetonierten Flüssen
Medellín, die zweitgrößte Stadt Kolumbiens, wird vom gleichnamigen Fluss, dem Rio Medellín durchquert. Mit der über die Jahre teils natürlich und teils geplant gewachsenen Urbanisierung breitete sich die Stadtstruktur allmählich über die umliegenden Hügel aus. Um dem Platzbedarf entgegenzuwirken, kanalisierte die Verwaltung in den 1950er Jahren etwa 30 Kilometer des Flusses. Die meisten Nebenflüsse wurden seitdem zubetoniert, was zu Schäden an den Gewässern und umliegenden Ökosystemen führte.
Mit verschiedenen Maßnahmen bemüht sich die Stadt nun, verlorene und beschädigte Naturräume wiederherzustellen. 2016 startete der Plan zur Renaturierung Medellíns, der in seiner ersten Phase die Schaffung von mehr als 120 Stadtteilparks, die Aufwertung von 30 Grünkorridoren und die Begrünung von Fußgängerzonen im Stadtzentrum umfasste. Der Plan zielt neben der Renaturierung darauf ab, durch naturnahe Lösungen die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern. Die Beseitigung von Asphaltflächen erhöht die Wasserinfiltration und verringert das Überschwemmungsrisiko; städtische Obstgärten, Bodenbegrünung und vertikale Gärten senken Temperaturen und Verschmutzung und verbessern die Biodiversität.
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Soziale und ökologische Herausforderungen
Seit 2021 öffentlich zugänglich, ist der Park Prado eines der Pilotprojekte des Renaturierungsplans und dient gleichzeitig als soziale Übergangszone. Das 5.500 Quadratmeter große Grundstück liegt in einem dicht besiedelten Gebiet nahe dem Stadtzentrum, zwischen den Vierteln Prado und Aranjuez. Dadurch befindet es sich im Spannungsfeld der unterschiedlichen Dynamiken der beiden Stadtteile. Während Prado sich durch historischen Reichtum auszeichnet, hat Aranjuez teilweise mit großen sozialen Herausforderungen zu kämpfen.
Über zwölf Jahre war das Grundstück mit diversen Bauruinen und einem heruntergekommenen zweistöckigen Parkhaus verlassen und entwickelte sich zu einem Ort mit hoher Drogenprävalenz. Statt die alten Strukturen abzureißen, legten die Architekt*innen den Schwerpunkt auf die Demontage und Wiederverwendung des vorhandenen Materials. Durch die Verflechtung von Vegetation und gebauten Strukturen entstand auf dem Hanggrundstück mit etwa sieben Metern Höhenunterschied eine vielschichtige Park-Topografie, die Interaktionen zwischen Menschen und anderen Spezies in verschiedenen Räumen ermöglicht.
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Üppig und behutsam
Vor Beginn der Bauarbeiten sammelte der Forstingenieur Mauricio Jaramillo Samen und Setzlinge auf dem Gelände und bewahrte sie für die spätere Bepflanzung auf. Heute prägen Bäume von 15 bis 60 Metern Höhe, Büsche und junges Gehölz, sowie eine Bodenschicht aus krautigen Pflanzen und Farnen die Vegetation des Parks. Mittelgroße Pflanzen wie Springbrunnengräser und Taros umfassen kleinere Flächen, während in den offenen Bereichen größere Arten wie Trompeten- und Kapokbäume Schatten spenden. Bodendecker wie die Pinto-Erdnuss und Kletterpflanzen wie die Blaue Himmelsblume beginnen die bebauten Bereiche zu erobern.
Durch die Wiederverwendung von Abrissmaterial, die Minimierung des Materialverbrauchs und die Förderung naturnaher Lösungen bietet der Park Prado eine Alternative zu konventionellen Infrastrukturprojekten, um ökologische Schäden zu beheben und die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern. Die Renaturierung verringert den Wärmeinseleffekt und reduziert CO₂-Emissionen. Zusätzlich wird Graueenergie eingespart, die durch den Abbruch bestehender Strukturen angefallen wäre. Die Architekt*innen erhielten bestehende Bäume und pflanzten 95 neue, sowie 135 Palmen und Kleinpflanzen auf einer Fläche von insgesamt 2.600 Quadratmetern.
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Studio Connaturals Planung zielte zusätzlich darauf ab, die Nutzungskonflikte zu beheben und die Lebensqualität der Bewohner*innen der Viertel zu verbessern. Um die Integration des neuen Parks in die Nachbarschaft zu stärken, wurden die Anwohner*innen von Beginn an in die Gestaltung einbezogen. Traditionelle Bautechniken der Region und die Bepflanzung mit einheimischen Pflanzen, die teilweise essbare und medizinische Eigenschaften besitzen, fördern die Identifikation und Verbindung zum Ort.
Bautafel
Architektur: Edgar Mazo, Kolumbien
Projektbeteiligte: Arch. Érica Martínez (Technische Leitung); Eng. Mauricio Jaramillo, Eng. Leonardo Correa (Forstingenieur), Arch. Edgar Mazo, Arch. Nicolás Hermelín (Pflanzengestaltung)
Standort: Av. Palacé #6654, La Candelaria, Medellín, La Candelaria, Medellín, Antioquia, Kolumbien
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Isaac Ramírez, Connatural
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