Chicken Hero Pavilion in Jakarta
Ein Hühnerstall für die städtische Kreislaufwirtschaft
Im Süden Jakartas entwarf das balinesische Architekturbüro RAD+ar einen begrünten Hühnerstall für den Stadtpark Urban Forest Cipete. Der Prototyp für minimalinvasive, städtische Nutztierhaltung fügte sich für vier Wochen in die hügelige Landschaft des privaten Parks ein. Dabei sollte er für einen ressourcenschonenden Lebensmittelkonsum und eine Reduktion von Lebensmittelabfällen werben. Gleichzeitig demonstrierte der Chicken Hero Pavillon eine dezentrale Nahrungsversorgung.
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Die Verschwendung von Lebensmitteln verschärft die Klimakrise erheblich. Die Produktion, der Transport und die Verarbeitung verursachen bereits hohe CO₂-Emissionen. Werden Lebensmittel entsorgt und verrotten auf Deponien, entsteht zusätzlich Methan – ein Treibhausgas mit deutlich höheren Klimaauswirkungen als Kohlenstoffdioxid. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge sind Lebensmittelverluste und -verschwendung für 8-10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich – fast fünfmal so viel wie der gesamte Luftverkehr. Angesichts dieser Zahlen rückt der Zusammenhang zwischen Ernährung, Klimawandel und der Widerstandsfähigkeit globaler Lieferketten zunehmend in den Fokus.
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Mikro-Kreislaufwirtschaften für Jakarta
Mit dem Chicken Hero Pavillon präsentierten RAD+ar einen möglichen Lösungsansatz. Während der vierwöchigen Ausstellungsdauer diente der Stall als Verwertungsanlage für Lebensmittelabfälle von sechs lokalen Restaurants. Die Essensreste wurden zur Nahrungsquelle der Hühner, deren Kost sich als Allesfresser aus Pflanzen und Tieren zusammensetzt. Aus getrockneten Baum- und Pflanzenresten der Parkanlage entstand Einstreu für den Stall, das gleichzeitig die Feuchtigkeit im Innenraum regulierte. Der Kompost aus Abfällen und getrockneten Blättern wurde alle drei Tage geerntet und sowohl für die Gartenbewirtschaftung als auch für den Weiterverkauf verarbeitet. Täglich legten die Hühner rund 40 Eier, die den umliegenden Restaurants oder Besucher*innen als Erntesouvenir zur Verfügung standen.
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Das Projekt sollte privaten Bauherr*innen und staatlichen Stellen zeigen, dass die Implementierung von Hühnerställen oder anderen organischen Abfallverwertungsanlagen in Nachbarschaften die Freisetzung von Kohlenstoffdioxid und Methan entscheidend reduzieren könne, so Antonius Richard Rusil, Gründer von RAD+ar. Durch die dezentrale Lebensmittelversorgung könnte zusätzlich eine Mikro-Kreislaufwirtschaft innerhalb von Nachbarschaftsgemeinschaften entstehen. Der Ansatz reagiert damit auf den Trend der Glokalisierung – einer Kombination aus Globalisierung und Lokalisierung –, der in den Inselgruppen Indonesiens an Bedeutung gewinnt.
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Ein grünes Dach, getarnt als Hügel
Mit seinem begrünten Dach fügte sich der Pavillon in die umliegende Landschaft ein. Die gekrümmte Konstruktion aus Bambusstämmen, Stahlverstrebungen und Stahlgittern überspannt zwei Gehege und einen zentralen Tunnel. Für den Bau kam ausschließlich recycelter und getrockneter Bambus zum Einsatz. Die gewebte Dachkonstruktion wurde mit speziellen Geotextilien und -folien bedeckt, auf die das Substrat und die Vegetation aufgebracht wurden. Auf dem Hügel wuchsen ausschließlich Nutzpflanzen, die entweder als Lebensmittel oder für medizinische Zwecke verwendet werden konnten. Die Beleuchtung der Gehege erfolgte durch indirektes Tageslicht.
Bautafel
Architektur: RAD+ar, Bali, Indonesien
Projektbeteiligte: Antonius Richard Rusli, Daniel Susanto (Projektleitung); Kroma Lab (Landschaftsarchitektur)
Bauherr*in: Lana Karya Construction
Standort: Urban Forest Jakarta, Jakarta
Fertigstellung: 2024
Bildnachweis: Mario Wibowo
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