Rutsch- und Schubsicherung
Während Begrünungen von Flachdächern mittlerweile Standard sind, stellt die Begrünung von geneigten Dachflächen immer noch einen Ausnahmefall dar. Ab einer Dachneigung von 10° sind neben Erosionsschutz, Wasserrückhalt und -abfluss, Pflanzenauswahl und Sonnenexposition bei Nord-Süd-Lage vor allem höhere Schubkräfte zu berücksichtigen. Diese Kräfte sind abhängig von Dachneigung, Dachlänge und Gewicht des Begrünungsaufbaus und erfordern Maßnahmen zur Rutsch- und Schubsicherung.
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Zum Schutz vor Abrutschen des Begrünungsaufbaus bei Steildächern werden Schubsicherungssysteme eingesetzt. Grundsätzlich gibt es drei etablierte Systeme, die auf unterschiedliche Art die Schubkräfte ableiten:
- Schubabtrag auf die Unterkonstruktion
- Schubabtrag über den First
- Schubabtrag gegen die Traufe
Schubabtrag auf Unterkonstruktion
Bei dieser Variante wird die Last der Begrünung gleichmäßig über Schubschwellen auf die gesamte Dachfläche übertragen. Die Schwellen werden einzeln an der Dachkonstruktion angeschraubt und müssen zusätzlich abgedichtet werden, damit sie unter der Dachabdichtung liegen. Zwischen den Schubschwellen ist genügend Abstand einzuplanen, um das Abfließen des Überschusswassers in Richtung Traufe zu gewährleisten. Das System wird üblicherweise mit Substrat großzügig aufgefüllt, damit es die Schwellen im besten Fall bis 2 cm überdeckt. Darüber werden die bei Steildächern empfohlenen Vegetationsmatten hohlraumfrei aufgebracht. Diese Bauweise wird in der Praxis nur bis zu einer Dachneigung von 30° verwendet, da eine fachgerechte Verlegung und Abdichtung der Schwellen bei stärker geneigten Dächern kaum umsetzbar ist.
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Schubabtrag über den First
Je nach Dachkonstruktion (Pult-, Sattel- oder Tonnendächer) können die Schubkräfte auch über den First abgeleitet werden. Auf Pultdächern kommt in der Regel das Haken-Seil-Schwellen-System zum Einsatz. Bei dieser Konstruktion wird die Last des Schubsicherungssystems über belastbare Festpunkte (Haken) am First gehalten. Edelstahlseile verbinden die Schubschwellen dann in gleichmäßigen Abständen Richtung Traufe. Auf Sattel- und insbesondere auf Tonnendächern mit gleichen Dachhälften wird vorwiegend das Netz-Schwelle-System eingesetzt. Hier wird die Last ohne zusätzliche konstruktive Maßnahmen über den First abgeleitet; die Schwellen werden lediglich von einem reißfesten Netz gehalten.
Beide Sicherungssysteme für einen Schubabtrag am First werden oberhalb der Dachabdichtung verlegt. Sie eignen sich für Dachneigungen von bis zu 45° (100 % Gefälle); bei Tonnendächern kann die Neigung in Ausnahmefällen auch darüber hinausgehen.
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Schubabtrag gegen die Traufe
Beim Schubabtrag gegen die Traufe wird die gesamte Last der
Begrünung auf den Traufbalken abgeleitet. Ein Raster-Steck-System
aus Kunststoff wird über der Dachabdichtung angebracht und bietet
eine gleichmäßige Verteilung der Last aus der Begrünung über die
gesamte Fläche der Traufe. Dieses System kann bis zu einer
Dachneigung von 45° eingesetzt werden. Zu berücksichtigen ist die
zusätzliche Last durch die üblichen Wasseransammlungen im
Traufbereich, die sich jedoch durch effiziente Entwässerungen
minimieren lassen.
Fachwissen zum Thema
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