Zentrum für Musiktherapie in Penrith
Landschaftliche Einbettung durch Schieferbruchstein
Gemeinsames Musizieren und Tanzen hilft Menschen mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Die dafür notwendigen Bedingungen zu schaffen, hat sich der britische Annie Mawson's Sunbeams Music Trust zur Aufgabe gemacht. Pünktlich zu seinem 25-jährigen Bestehen 2017 vollendeten MawsonKerr Architekten ein Musiktherapiezentrum für Kinder und Erwachsene im nordenglischen Penrith. Wie die Glieder einer Kette schmiegen sich dessen Räume sanft gebogen an einen grünen Hügel. Drei Baukörper tanzen aus der Reihe und übertreffen einander an Volumen – am weitesten hervor tritt ein großer Gruppenraum. Die nach außen gewölbten Fassaden sind mit rötlich-braunen Holzschindeln verkleidet und erwecken den Eindruck von Klangkörpern.
Gallerie
Ans nördliche Erdreich grenzt das Gebäude mit einem lang geschwungenen Flur und einer schmalen Zeile aus Sanitär- und Lagerräumen. Die wie Segmentbögen geformten Außenwände weiten sich gen Osten und ergeben im Grundriss eine Form, die einem Horn ähnelt. Darin eingepasst sind die Büros, eine Küche und zwei Therapieräume; in den hervortretenden Baukörpern befinden sich ein Besprechungszimmer, zwei weitere Therapieräume und ein gemeinschaftlicher Trainingsraum. Dieser größte Polyeder flankiert den durch ein weites Vordach kenntlich gemachten östlichen Eingang sowie einen verglasten Ausstellungsbereich an der Südseite. Den oberen Abschluss bilden Pultdächer mit gegenläufiger Neigung; auf den herausstehenden Volumen sind sie von einer hohen Attika umschlossen.
Für die übrigen Fassaden wählten die Architekten ebenfalls Holz: Hier sind es fein verarbeitete horizontale Leisten in zwei Breiten, die im Wechsel angebracht wurden. An den schmalen hohen Fenstern variiert die Sprossenaufteilung. So entsteht trotz der Länge ein abwechslungsreiches Gebäude, das dank der bauchigen Volumen, der landschaftlichen Einbettung, dem Gründach und den natürlichen Baumaterialien eine lebhafte Wärme ausstrahlt.
Schiefer
Die Einbindung des Bauwerks in die Umgebung
erreichten die Planer auch durch Materialien, die überwiegend aus
der Region stammen. Abgesehen von dem vielfältig verarbeiteten Holz
sind das beispielsweise Schafswolle als Wärmedämmung und Schiefer aus
einem nahen Steinbruch. Der Naturstein hat in Großbritannien eine
lange Tradition: Er dient insbesondere als Dachdeckung in Gegenden,
die starkem Wind und rauer Witterung ausgesetzt sind. Als
Bruchsteinmauerwerk wurde er für Gebäude, aber auch im
Landschaftsbau verwendet.
Beim Zentrum für Musiktherapie in Penrith findet sich Schiefer
dort, wo die bewegte Holzkonstruktion auf den bewachsenen Hügel
trifft. An eine Betonwand schließen außenseitig eine vorgemauerte
Stützwand sowie eine Dämmung gegen Erdreich an. Innenseitig folgen
eine Holzschalung und Bruchmauerwerk aus Schiefer, das nur
rückwärtig in Mörtel gebettet ist. Die Schieferbruchsteine sind
unregelmäßig geformt, verschieden lang und hoch, und haben etwa
gleiche Tiefe. Die zum Innenraum offenen Fugen erzeugen ein
archaisches Bild. In das Bruchmauerwerk eingelassen sind Leuchten
und verglaste Schaukästen auf verschiedenen Höhen, die die massive,
festungsähnliche Wirkung auflockern. Auch vor die Attika ist
beidseitig Schieferbruchstein gesetzt, der den Übergang zwischen
Bauwerk und Landschaft herstellt. -us
Bautafel
Architekten: MawsonKerr, Newcastle
Projektbeteiligte: JS Engineering, Darlington (Tragwerksplanung); Thomas Armstrong Construction, Maryport (Bauunternehmung); JH Partners, Durham (Gebäudetechnik); Lakeland stone, Coniston, Cumbria (Schiefer)
Bauherr: Sunbeams Music Trust, Penrith
Fertigstellung: 2016
Standort: Stoller House, Redhills, Penrith, Cumbria CA11 0DT, Vereinigtes Königreich
Bildnachweis: Simon Kennedy, London
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