Neue Ateliers der Kunstakademie Münster

Puristischer Holzkern für historische Reiterkaserne

Kunst braucht Platz, besonders wenn es sich um raumgreifende Installationen, großformatige Arbeiten oder Tanz handelt. Historische Bauwerke bieten Kunst nicht selten einen effektvollen Rahmen und mit dem richtigen Konzept auch reichlich Bewegungsspielraum. Eines, das sowohl beherzt als auch behutsam mit historischer Bausubstanz umgeht, haben die Planer der neuen Ateliers der Kunstakademie Münster umgesetzt.

Gallerie

Zwei alte Dachstühle einer denkmalgeschützten Reiterkaserne aus dem 19. Jahrhundert wurden durch selbsttragende Dächer aus vorgefertigten Holzbauteilen ersetzt. So konnten neue Flächen zur flexiblen Aneignung entstehen. Das Innere wurde mit einer Holzschale versehen, die der Kunst eine sachliche Hülle und der historischen Bausubstanz eine schützende Schicht verleiht. Verantwortlich für den Umbau ist das Team des ortsansässigen Büros Andreas Schüring Architekten gemeinsam mit Bühler & Bühler Architekten aus München.

Oberlichtbänder und Hypokaustenheizung

Die Ateliers befinden sich in zweigeschossigen Gebäudeteilen, die als Zwillingsbauten aus der ansonsten eingeschossigen Backsteinarchitektur herausragen. Außen nur durch subtil in die Dächer integrierte Oberlichtbänder angedeutet, erschließt sich der Umbau erst nach Betreten des jeweiligen Ateliers im oberen Geschoss. Böden, Wände und die offenen Dachstühle der hallenartigen Räume sind mit hellem Kiefernholz verkleidet. Im Bereich der historischen Fenster entstehen zwischen Holzschale und Außenwand tiefe Brüstungen. Diese sind durch innen liegende Fenster physisch verschlossen, die Räume dadurch zusätzlich schallisoliert. Jeder Saal hat eine Galerie, die über verdeckt platzierte Treppenaufgänge zu erreichen ist. Sie dient als Bühne oder bietet Zuschauern und Ausstellungen Platz.

Beheizt werden die Ateliers durch integrierte Hypokaustenheizungen. Sie sorgen für ein angenehmes Aufenthaltsklima und bessere Arbeitsbedingungen für Kunstschaffende, da durch die geringere Oberflächenwärme der Heizflächen und eine stetige Luftzirkulation die Raumluft weniger austrocknet. Belüftet wird in den Sommermonaten über unauffällige Lüftungsflügel. Um das historische Erscheinungsbild nicht zu beeinträchtigen, wurden sie in das Traufgesims integriert.

Vorfabrizierte Holzrippenelemente nach historischem Vorbild

Indem die alten Dachstühle abgetragen und durch vorfabrizierte, freitragende Holzrippenelemente ersetzt wurden, konnte das Raumvolumen vergrößert und von störenden Stützelementen befreit werden. Weil das Ensemble unter Denkmalschutz steht, wurde die prägende Form der historischen Walmdächer mit Ziegeldeckung beibehalten. Der Dachaufbau hat nur wenige Tage in Anspruch genommen.

Zur zusätzlichen und gleichmäßigen Belichtung der Ateliers wurden im Bereich der Traufe schmale Streifen der Dachflächen durch sprossenlose Verglasungen ersetzt. Anstelle des Tragwerks aus parallel angeordneten Holzrippen gibt es in diesem Bereich ein sichtbar gelassenes Fachwerk aus diagonal angeordneten Holzstreben, die das gesamte Walmdach tragen. Innen sind die Dachfenster mit einem textilen Blendschutz ausgestattet, der den Raum bei Bedarf in ein diffuses, weißes Licht taucht, das besonders für Bildhauerklassen wichtig ist.

Bautafel

Architektur: Andreas Schüring Architekten BDA, Münster mit Bühler und Bühler Architekten BDA, München
(Team: Prof. Herbert Bühler, Prof. i.V. Andreas Schüring, Jan Jonas Kunz, David Peralta, Sebastian Middendorf)
Projektbeteiligte: Ingenieurgemeinschaft Führer Kosch Jürges, Aachen (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Jöken, Steinfurt (TGA Fachplanung); E-Projekt, Altenberge (Elektroplanung); Holzbau Brüggemann, Neuenkirchen (Holzbau); Metall & Stahlbau Schmickler, Remagen (Verglasung); Hugendieck, Rheine (Dachdeckung); Sun Works, Brüggen-Bracht (Blendschutz); Gedicke & Döpper Elektrogesellschaft, Lüdinghausen (Elektroarbeiten); Schräder, Warendorf (Heizung); Herber & Petzel Gebäudetechnik, Münster (Belüftung)
Bauherr: Land Nordrhein-Westfalen
Standort:
Leonardo Campus 2, 48149 Münster
Fertigstellung:
2018
Bildnachweis: Andreas Schüring Architekten, Münster; Floris Groteclaes; Moritz Wesseler

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