Gemeindehaus im Kreis Xiuwu
Kleine Hütte, große Wirkung
Der ursprüngliche Auftrag an das Architekturbüro Atelier Xi sah die Planung eines 300 Quadratmeter großen öffentlichen Gebäudes für Kultur und Bildung in Xiuwu vor. Bei der Gemeinde handelt es sich um den größten Ort im gleichnamigen Kreis in der Provinz Henan in China. Tatsächlich ist sie jedoch nur geringfügig größer als die anderen, sehr verstreut gelegenen Dörfer dieses ländlichen Bezirks. Das Entwurfsteam wagte einen Gegenvorschlag: Statt eines großen Kreiszentrums sollten mehrere kleine entstehen, die für die lokale Bevölkerung leicht erreichbar sind und an ihren jeweiligen Standorten als angemessen proportionierte Landmarken wahrgenommen werden.
Gallerie
Mitten im Pfirsichfeld
Diese Anpassung der Entwurfsaufgabe an die Lebensumstände vor Ort fand die Zustimmung der Verantwortlichen. In der Folge entwickelte das Atelier Xi eine Serie von sieben Bauten, die leicht als Teile eines größeren Ganzen erkannt werden können und dennoch auf den jeweiligen Standort reagieren.
Das erste Bauwerk dieser Serie taufte das Planungsteam Peach Hut, da es sich in einem Feld von Pfirsichbäumen befindet. Die skulpturale, von zahlreichen Rundungen geprägte Form setzten sie in Ortbeton um. Der Rezeptur wurde ein rotes Pigment zugegeben, um einen Farbton zu erreichen, der mit dem der Pfirsichblüte im Frühling korrespondiert.
Die unterschiedlich geformten Öffnungen des Bauwerks orientieren
sich in verschiedene Richtungen und fangen damit entweder besondere
Lichtstimmungen oder Ausblicke ein. Im Inneren des Bauwerks ist –
nicht ganz erwartbar für ein öffentliches Gebäude – eine Art
Treffpunkt, an dem auch Getränke angeboten werden, untergebracht.
Das eher geschlossene Erdgeschoss prägt ein regalartiger Tresen, im
ersten Obergeschoss gibt es Sitzgelegenheiten und einen weiten
Ausblick über die Felder. Eine Treppe mit Sitzstufen verbindet die
beiden Ebenen.
Schalung: Holzmaserung und Baumrelief
Verwirklicht wurde der Bau mit viel Handarbeit: Zunächst wurde auf tragfähigem Grund die Bodenplatte gegossen. Die Wände ließ man mithilfe von Schablonen auf Umgebungsniveau hochziehen. Nach dem Auffüllen und der Betonage der Erdgeschossdecke kam ein Stahlrohrkupplungsgerüst zum Einsatz, das gleichzeitig als Trag- und Arbeitsgerüst diente.
Geschwungene Deckenbereiche und die Öffnungen für Bogenfenster verwirklichte das Baustellenteam mithilfe von vorgefertigten gebogenen Stahlprofilen und -elementen. Diese hatten lokale Betriebe anhand der digitalen Planzeichnungen hergestellt. Sie wurden am Gerüst befestigt und dienten als Unterkonstruktion, auf die man eine Konterlattung aus Holz montieren ließ. Darauf lagerten biegsame Schaltafeln auf. Bei den Außenfassaden ließ man zusätzlich raue Bretter als Schalhaut aufbringen. Die sichtbare Holzmaserung soll Bezug nehmen auf den Standort inmitten der Bäume.
Im Bereich der konvexen, zur nahegelegenen Straße orientierten
Wand lässt sich ein weiteres Bekenntnis zum Ort finden: In den
Beton der Außenfassade wurde nach Osten, Richtung Sonnenaufgang,
das abstrahierte Relief eines Baums integriert. Die dafür nötige
Schalungseinlage ließ man in mehreren Teilen aus Holz fertigen.
-chi
Bautafel
Architektur: Atelier Xi, Shenzhen (Team: Chen Xi mit Zhu Zhu, Huang Jiajie, Wang Xingyao, Xu Lvbao, Wang Weiguo, Tian Di, Wen Weijian, Cao Suying, Han Xiao, Xu Zhiwei)
Projektbeteiligte: Li Jianhui (Architektur); Su Zhimeng (Tragwerksplanung); Gan Bin, Xiao Liangmin (Gebäudetechnik); Aura Lighting Design Consultant (Lichtplanung)
Bauherrschaft: Kreis Xiuwu, Provinz Henan, China
Fertigstellung: 2020
Standort: Kreis Xiuwu, Provinz Henan, China
Bildnachweis: Zhang Chao, Shenzhen; Atelier Xi, Shenzhen