Corona-Behandlungszentrum in Berlin

Schnell, nachhaltig und flexibel

Die Corona-Pandemie trifft die Menschen auf der ganzen Welt. Fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens werden davon berührt. In vielen Ländern hat der Virus die Gesundheitssysteme an die Grenzen ihrer Belastbarkeit oder weit darüber hinaus gebracht. Wie sich die Pandemie entwickeln würde, wusste man zu keinem Zeitpunkt sicher – und weiß es auch immer noch nicht. Deshalb hatte der Senat in Berlin am 17. März 2020 beschlossen, ein Corona-Behandlungszentrum auf dem Messegelände an der Jafféstraße (CBZJ) zu errichten. In nur vier Wochen wurde nach Plänen von Heinle, Wischer und Partner zusammen mit dem Ingenieurbüro Genius und anderen Fachingenieuren ein Reservekrankenhaus mit knapp 500 Betten eingerichtet. So wurde innerhalb kürzester Zeit ein Zentrum errichtet, das glücklicherweise bisher nicht gebraucht wurde.

Gallerie

Die Messehalle 26 befindet sich im Westen des Berliner Messegeländes, direkt neben der Betriebsfeuerwehr und einer Gleisanlage. Die L-förmige Hallenfläche haben die Verantwortlichen zunächst in eine Grundrissstruktur aus variablen Clustern aufgeteilt, mit je nach Pflegeaufwand 16 bis 24 Betten sowie einer zentralen Servicezone. So können die Bereiche Sichtung, Allgemeinpflege und Beatmung flexibel definiert und dem Bedarf angepasst werden. Für das medizinische Personal steht außerhalb der Halle ein Modulbau für Umkleiden, Büros und Aufenthaltsräume zur Verfügung, um die Vorgaben des Hygienemanagements und des Arbeitsschutzes zu garantieren und angemessene Aufenthalts- und Rückzugsräume bereitzustellen.

Vorhandene technische Infrastruktur

Im Fokus der Planungen stand stets die funktionale Qualität der medizinischen Versorgung, ohne die Bedürfnisse von Patienten und Mitarbeitern zu vernachlässigen – und das in kurzer Planungszeit. Entsprechend pragmatische Lösungen wurden gefunden, die sich dank des Cluster-Systems auch für weitere Standorte adaptieren ließen. Die Messehalle 26 allerdings lieferte bereits einige gute technische Voraussetzungen. So konnte etwa für die Beheizung auf die bestehende Lüftungsanlage zurückgegriffen werden, die für diesen Zweck lediglich gereinigt und desinfiziert werden musste, sodass sie den medizinischen Anforderungen einer Hallennutzung genügte.

Da an den Seiten der Halle bereits Abwasserkanäle vorhanden waren, konnten dort gemietete Sanitärcontainer zur Grundversorgung angeordnet werden. Die Stromversorgung erfolgt durch Einspeisung der Mittelspannungsanlage aus dem Netz der Messe. Zur Sicherstellung bei Ausfall der Einspeisung  kann das CBZJ durch eine Netzersatzanlage für eine Mindestdauer von 24 Stunden weiter versorgt werden. Auch die bereits vorhandene Brandmeldeanlage wurde nicht vollständig ertüchtigt, stattdessen wurde auf Kompensationsmaßnahmen durch Brandwachen gesetzt. Jedes Cluster verfügt zudem über Handmelder.

Gebäudetechnik: Technische Versorgung wie im Krankenhaus

Eine entscheidende Frage bei der Gebäudetechnikplanung war, wie die verschiedenen Medien bei einer Deckenhöhe von mehr als zehn Metern geführt werden können. So wurde in einer Höhe von drei Metern ein Raster aus Traversen aus der messeeigenen Veranstaltungstechnik abgehängt, über die Sauerstoff, Druckluft (in geeigneten Rohrleitungen) sowie Strom nun flexibel zu den Betten gebracht werden können. Bei den Beatmungsplätzen gibt es zudem ein separates IT-Netz, sodass die Funktion der Geräte dort immer sichergestellt ist.

Jeder Bettplatz wird über einen zentralen Tank mit Sauerstoff versorgt. Zusätzlich gibt es als Redundanz eine doppelte Flaschenversorgung. Ebenfalls aus der Veranstaltungstechnik übernommen wurde das Licht, das zentral oder via WLAN je Cluster steuerbar ist, sowohl in Stärke als auch in Farbe. Die gesamte Halle verfügt zudem über WLAN, das sowohl für die medizinische Nutzung durch das Personal als auch kostenlos für die Patienten und mobile DECT-Telefone zur Verfügung steht.

Recycling der Materialien

Allen Beteiligten war außerdem ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen wichtig. So sind die für das CBZJ eingesetzten Materialien zu neunzig Prozent weiterverwendbar oder wiederverwertbar. Dies gilt für das angeschaffte medizinische Mobiliar wie die Betten, die mobilen Versorgungseinheiten, Beatmungsgeräte und den Computertomographen (CT), die später in anderen Krankenhäusern Einsatz finden können, ebenso wie für die Messebauwände, Traversen und weiteren Möbel, die nur angemietet sind. Die Zahlen indessen sprechen für sich: 488 Betten, 3 km Traversen, 6 km Kupferrohre für Sauerstoffleitungen, 800 m Trinkwasser- und 600 m Abwasserleitungen, 110 km Elektroleitungen, 20 km Netzwerkkabel, 1.006.000 m³/h Durchstromrate der Lüftung, 50.000 Liter Sauerstofftank.

Schnelle Realisierung

Nach nur vier Wochen Bauzeit ist das Corona-Behandlungszentrum am 30. April 2020 fertiggestellt worden. Eine gute Woche später erfolgte die ordnungsbehördliche Abnahme, dann war das Zentrum betriebsbereit. -tg

Bautafel

Architektur: Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Genius, Berlin und pro engineering, Berlin (Haustechnik); ifg Ingenieurbüro für Gesundheitswesen, Leipzig (Medizintechnik); Vamed Deutschland, Berlin (Beschaffung Medizinitechnik); Computerworks, Lörrach (BIM- und CAD-Software); hhpberlin Ingenieure für Brandschutz, Berlin (Brandschutz)
Bauherrschaft: Land Berlin, Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung
Bauliche Fertigstellung: 2020
Standort: Messegelände an der Jafféstraße, Halle 26, Berlin   
Bildnachweis: Nordsonne Identity, Berlin

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