Brotmanufaktur in Wolfsburg
Fliesenmosaikboden visualisiert den Weg vom Korn zum Brot
Zwei Millionen Besucher kommen jedes Jahr nach Wolfsburg in die Autostadt des Volkswagenkonzerns. Ein paar von ihnen holen hier ihren Neuwagen ab, die meisten verbringen ihre Zeit im 28 Hektar großen Themen- und Erlebnispark. Für ihr leibliches Wohl sorgen mehrere Gastronomiebetriebe, darunter die Manufaktur Das Brot. Über ihre Theke gehen ausschließlich Brot- und Backwaren sowie kleine Gerichte aus regionalen Zutaten in Bioqualität; die anliegenden Restaurants werden ebenfalls damit beliefert. Die Bäckerei befindet sich im Erdgeschoss des sogenannten Servicehauses neben dem großen Eingangsgebäude, gestaltet wurde sie vom Büro Designliga aus München.
Gallerie
Auf einer Fläche von 170 Quadratmetern verteilen sich die Backstube, der Verkaufs- und ein Gastbereich. Große, bodentiefe Fenster lassen viel Licht herein und erlauben es außen vorbeilaufenden Passanten, den Bäckern bei ihrem Handwerk zuzuschauen. Vom Verkaufs- und Gastraum gewährt ein offenes Regal hinter dem großen, auf nur drei verspiegelten Stützenauflagern ruhenden Edelstahltresen Einblicke in die Backstube. Nicht einsehbar ist lediglich die sich rückseitig anschließende Küche.
Zentrum des Gastraums ist der hellblau lackierte, sechs Meter lange Esstisch aus massivem Eichenholz, dessen Platte aus einem Stück gefertigt wurde. Die Gäste nehmen auf schwarzbraun lackierten Birkenholzstühlen Platz. Eine auf der rückwärtigen Längsseite eingebaute Regalwand aus Robinien- und Kirschenvollholz, die sich bis hinter den Verkaufsbereich zieht, trennt Garderobe und WCs ab. Einzelne Fächer sind mit Türen aus handgeflochtenem, geschältem Rattan geschlossen. Zwei integrierte Nischen mit roter Polsterung unterbrechen die Fächerabfolge und bieten zusätzliche Sitzmöglichkeiten.
Die Kombination aus dunklem Holz und hellem Geflecht stellt eine
Reminiszenz an das niedersächsische Fachwerk dar. Auch bei der
Gestaltung der Decke über dem Gastraum orientierten sich die Planer
an regionalen Gestaltungselementen: Sie ist in Form eines weißen
Satteldachs in inverser Biberschwanzpfannen-Optik ausgeführt. Ihre
Einzelteile wurden mittels Silikonmatrizen hergestellt und von
einem Stuckateur vor Ort mit feinem Mörtel an die Trockenbaudecke
geklebt.
Fliesen
Die Handwerkskunst, die als zentrales Entwurfselement die gesamte
Brotmanufaktur prägt, erfährt in dem Fliesenmosaik des Bodens ihren
Höhepunkt. Es setzt sich aus 25.000 weißen und anthrazitfarbenen
Einzelteilen zusammen und erzählt in stilisierter Form den Weg vom
Feld zum Brot. Es beginnt vor dem Tresen mit einem Schachbrettmuster (dem Feld), geht über in
ährenförmige Fliesen (dem Korn) und wandelt sich im Gastraum zu
runden Formen (dem Mehl). Wellenlinien symbolisieren Wasser, gerade
Linien im östlichen Teil des Gastraumes stehen für das fertige
Brot.
Für das 105 Quadratmeter große Bodenbild wurde zunächst ein Gesamtplan inklusive des Fugenbildes entwickelt. Mit einer Wasserstrahlschneidemaschine wurden aus Feinsteinzeugplatten die Einzelteile herausgeschnitten, sortiert und gesetzt. Die Fugenbreite von lediglich 1,5 mm ergab sich aus der Stärke des Wasserstrahls, Dehnungsfugen waren nicht notwendig. Kristalline Bestandteile in den unglasierten Fliesen erzeugen ein lebendiges Erscheinungsbild. Darüber hinaus sind sie abriebfest und frostbeständig.
Bautafel
Architekten: Designliga, München
Projektbeteiligte: Royal Mosa, Maastricht (Fliesen); Mayer'sche Hofkunstanstalt, München (Entwicklung und Verlegung Mosaikboden); Steelworks, Borken (Tresen); Korbmacherwerkstatt Susanne Thiemann, München (Korbflechtarbeiten), Maruni Wood Industry, Hiroshima (Bestuhlung)
Bauherr: Autostadt, Wolfsburg
Fertigstellung: 2013
Standort: Stadtbrücke, 38440 Wolfsburg
Bildnachweis: Designliga, München