Steingut
Steingut wird unterhalb der Sintergrenze bei Temperaturen zwischen 900 und 1.100°C gebrannt, weshalb es nicht zum Sintergut, sondern noch zum Irdengut zählt. Beim Brennen mit derartigen Temperaturen wird dem Scherben Wasser ausgetrieben, was dazu führt, dass im fertigen Produkt Poren entstehen, während die Kristallstruktur komplett erhalten bleibt. Brennt man dagegen den Scherben bei höheren Temperaturen ab etwa 1.200°C verschmelzen die Kristalle an der Oberfläche zu einer glasartigen Schicht, der sogenannten Sinterschicht. Je höher der Grad der Sinterung ist, desto stärker nimmt die Porosität ab.
Gallerie
Es entsteht ein relativ weicher weißer, gelblicher oder auch rötlicher poröser Scherben, der leicht zu bearbeiten und gut dekorierbar ist. Er nimmt mehr als 10% Wasser auf. Eine Steingutfliese ist leicht mit folgendem Test zu erkennen: Wenn man auf die Fliesenrückseite einen Wassertropfen gibt, wird dieser deutlich sichtbar langsam aufgesogen. Um den Scherben wasserdicht zu bekommen, muss er umseitig – mindestens aber auch an den Seiten – mit einer Glasur versehen werden. Dabei unterscheidet man zwei Verfahren: Beim Einbrandverfahren (Monoporosa) trägt man auf die Fliese direkt nach der Formgebung eine flüssige Glasur auf und bedruckt sie mit einem gewünschten Muster. Beim Zweibrandverfahren (Biporosa) brennt man zuerst den Scherben, glasiert sowie bedruckt danach die Fliese und schmilzt sie anschließend mit einem zweiten Brand bei zirka hundert Grad geringerer Temperatur auf.
Hauptvorteile von Steingut sind seine gute Bearbeitbarkeit und
Dekorierungsfähigkeit. Aufgrund der hohen Porosität ist es aber
nicht frostfest und bleibt auf Anwendungen in Innenbereichen
beschränkt, bei denen keine hohen mechanischen Beanspruchungen zu
erwarten sind. Hauptsächlich wird es deshalb als glasierte
Wandfliese verwendet.