Lex van Deldenbrug in Amsterdam
Brücke und Platz zugleich
Seit einigen Monaten haben die Amsterdamer Fußgänger und Radfahrer eine neue Brücke über die Boelegracht im Stadtteil Zuideramstel: die Lex van Deldenbrug. Als Inspiration für ihren Entwurf nennen Dok architecten die Torensluis-Brücke. Diese sehr breite Bogenbrücke aus dem 17. Jahrhundert führt über die Singelgracht, der innerste und älteste Kanal des Amsterdamer Grachtengürtels, und verbindet die Altstadt mit diesem Gürtel. Ebenso wie das Vorbild soll die neue Lex van Deldenbrug mehr als ein Verkehrsbauwerk sein, nämlich ein zentraler Ort des urbanen Lebens an der Grenze zwischen dem heutigen Stadtzentrum und dem neu errichteten Hochhausclusters Zuidan.
Gallerie
Um die Brücke weniger als Durchgangs-, sondern vielmehr als
Aufenthaltsort zu inszenieren, muss sie vor allem breit sein: An
ihrer schmalsten Stelle misst sie 20 Meter innerhalb der flachen
Brüstungen, an den Brückenköpfen sogar fast 30 Meter. Gegenüber
einer Länge von 36,50 Meter hat sie damit durchaus die Proportionen
eines Platzes und gewährt mehr als ausreichend Platz für die
Radfahrer und Fußgänger, die die neue Verbindung zur
Hauptverkehrszeit nutzen. Außerdem lädt sie zum Verweilen ein – zum
Beispiel auf den niedrigen, aber 1,75 Meter tiefen Brüstungen. Mit
etwa 70 cm Höhe sind diese flach genug, um darauf zu sitzen, aber
zu hoch, um nicht einfach hinaufzusteigen und kommen daher nach
niederländischer Bauordnung auch ohne zusätzliche Geländer aus.
Boden
Die platzähnliche Wirkung des Brückenbauwerks wird unterstrichen
durch die Gestaltung des Bodenbelags, der als Muster aus
konzentrischen Kreisen und Ellipsen um den Scheitelpunkt der Brücke
kreist. Die gebogenen Linien aus weißem chinesischem Naturstein
(Plattengröße etwa 250 x 700 mm) bilden Kreissegmente, innerhalb
denen überwiegend gelbe, im Bereich der Radwege hellrote
Bodenziegel (Waaldikformaat: 210 x 100 x 65 mm) verlegt sind. Die
Brüstungen sind mit lasierten, hellgelben Backsteinen
verklinkert.
Durch die Farbgebung unterscheidet sich der Belag der neuen Brücke von den für Amsterdam typischen dunkelroten Bodenklinkern der angrenzenden Straßenpflasterung, die auch für Neubauprojekte dort wieder zum Einsatz kommen. Anders als die in der Stadt meist traditionell im Fischgrätmuster verlegten Bodenklinker sind die Backsteine auf der Brücke linear entlang der Natursteinbahnen ausgerichtet. Seitlich und damit asymmetrisch zu diesem Kreismuster ist der Radweg angelegt, der sich durch die Farbe der Bodenklinker von den Fußgängerbereichen absetzt. An den Rändern weisen in regelmäßigen Abständen eingelassene LEDs zusätzlich auf die Trennung von Rad- und Fußweg. Diese wasserdichten Boden-LEDs gewährleisten auch im Dunkeln die Differenzierung der Bereiche und der Fahrtrichtung für die Radler. Sie werden konventionell über erdverlegte Kabel mit Strom versorgt. Auch in die Brüstungen sind LEDs eingelassen: sie befinden sich dicht über dem Boden, streuen das Licht gleichmäßig und betonen so die gebogene Form der Brücke. Filigrane Straßenleuchten an den Ufern der Gracht erhellen die Brücke zusätzlich von oben.
„Tables, chairs, and residents enjoying a glass of wine in the
evening sun“, so stellen sich die Architekten die Nutzung der
Brücke vor. Wenn das Wetter mitspielt, wird die Brücke in diesem
Sommer ihre erste Bewährungsprobe sicher bestehen.
Bautafel
Architekten: Dok architecten, Amsterdam
Projektbeteiligte: Royal Haskoning, Amersfoort (Bauleiting, Statik); Dura Vermeer Beton- en Waterbouw regio Noord West, Cruquius (Ausführung); Straton, Berlicum (Beleuchtung), Huwa, Spijk (Bodenziegel)
Bauherr: Gemeente Amsterdam Projectbureau Zuidas, Amsterdem
Fertigstellung: 2013
Standort: Amsterdam-Gershwinplein and Boelelaan
Bildnachweis: Dok Architecten / Thijs Wolzak
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