Dukes Meadow Footbridge in London
Verbindungsweg und vielversprechender Ausblick
Brücken können verbindende und trennende Infrastrukturen gleichermaßen sein: Als Verbindung zweier gegenüberliegender Ufer zerschneiden Brücken oft den darunterliegenden Stadtraum, indem ihre Auflager die Wege entlang der Uferstreifen versperren. Dies geschah auch bei der denkmalgeschützten Barnes Bridge, einer Eisenbahnbrücke aus dem 19. Jahrhundert bei Chiswick in West London. Die 2023 eingeweihte Dukes Meadows Footbridge soll Abhilfe leisten: Entworfen von Moxon Architects aus London in Zusammenarbeit mit den Statiker*innen von CampbellReith und COWI, verbindet sie zwei zuvor voneinander getrennte Abschnitte eines Weges entlang der Themse und dient als neue barrierefreie Erschließung der nahe gelegenen Sportplätze und Bootshäuser.
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Vorgefertigte Stahlkonstruktion
In Anlehnung an die darüber liegende Barnes Bridge ist auch die neue Dukes Meadows Footbridge eine Fachwerkkonstruktion aus Stahl. Die 115 Meter lange Brücke ist in vier konstruktive Spannweiten unterteilt, die sich jeweils dem Uferverlauf anpassen und auf vier Pfeilern aufliegen. Dabei schwingt sich die Konstruktion elegant um den Grundpfeiler der darüber liegenden Eisenbahnbrücke. Die einzelnen konstruktiven Bauteile wurden in Tilbury, Essex, gefertigt und anschließend zur Vor-Ort-Montage auf der Themse verschifft. Die Vorfertigung und Nutzung des Flusses als Transportweg sind Teil des übergeordneten Projektziels, die Umweltauswirkungen und CO₂-Emissionen während des Bauprozesses zu reduzieren. Die Fertigung aus rostfreiem Stahl und Aluminium ist zwar per se nicht ressourcenschonend, soll die Brücke aber für künftige Überschwemmungen rüsten und den Wartungsaufwand reduzieren.
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Zugang und Ausblick
Als eines der Projekte im Rahmen des mit 53 Millionen Pfund geförderten Programms Liveable Neighbourhoods der Londoner Stadtverwaltung ist die Brücke Teil der Bemühungen des Bezirks Hounslow, die Infrastruktur, das Sicherheitsgefühl und den Zugang zu Freizeitmöglichkeiten zu verbessern. Zuvor mussten Fußgänger*innen einen halben Kilometer Umweg zurücklegen, um die andere Seite der Barnes Bridge zu erreichen. In der Gegend befindet sich eine Vielzahl an Sportplätzen und Rudervereinen – die alte Eisenbahnbrücke ist nicht zuletzt in der Ruderwelt bekannt als ikonisches Bauwerk entlang der Regattastrecke des berühmten Boat Race, bei dem die besten Achterteams der Universitäten Oxford und Cambridge gegeneinander antreten. Damit dürfte die neue Brücke nicht nur den Zugang zu den Sportstätten erleichtern, sondern einmal im Jahr auch als Tribüne für das ruderbegeisterte Publikum dienen, da sie einen hervorragenden Ausblick auf die Regatta bietet.
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Diagonale Rutschhemmung
Für die Gewährleistung der Barrierefreiheit des neuen Verbindungswegs spielt der Bodenbelag der Brücke eine große Rolle. Bei Regen und Nässe gilt es ein Abrutschen auf der Bodenoberfläche zu verhindern, wobei der Belag dem Wasser auch über eine längere Dauer standhalten können muss, wenn die Themse bei Starkregen- und Hochwasserereignissen über ihre Ufer tritt. Moxon Architects wählten ein modulares System aus Aluminium mit einer Anti-Rutsch-Oberfläche: Kleine T-Stabprofile sind in einem 5 mm Abstand aneinandergefügt, damit das Wasser ablaufen kann. Die Oberfläche der T-Profil-Abschlüsse ist fein geriffelt, um die Rutschfestigkeit bei Nässe zu gewährleisten. Eine diagonale Verlegung der Bodenbelagsmodule unterstützt die rutschhemmende Wirkung und erzeugt gleichzeitig ein abwechslungsreiches Oberflächenbild.
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Die Dukes Meadow Footbridge ist ein einladender Verbindungsweg
entlang der Themse und steht damit beispielhaft für die
postindustrielle Hinwendung von Städten zu ihren vormals
vernachlässigten Flüssen, die zunehmend als attraktiver
Naherholungsraum wiederentdeckt werden. Das macht neugierig auf
zukünftige Projekte dieser vielfältigen gestalterischen
Herausforderungen. -hs
Bautafel
Architektur: Moxon Architects, London
Projektbeteiligte: Moxon Architects, London (Lichtdesign); CampbellReith, London (Bauingenieure für Hochbau, Geotechnik und Umwelt); COWI UK, London (Technische Gestaltung); Knights Brown, Hampshire (Generalunternehmer); McNealy Brown, Sittingbourne (Stahlbau); Marmus (Marinetechnik);
Red 7 Marine, Ipswich (Seetransport und -logisitk); Slender Winter Partnership, Kent Street (Elektrotechnik); Goddard Consulting, London (CDM-Beratung); Currie & Brown, Jersey (Projektmanagement und Baugutachten); Bodenbelag: Neaco Neatdeck
Bauherrschaft: Londoner Stadtbezirk Hounslow
Standort: Chiswick, London W4 2SH, England
Fertigstellung: 2023
Bildnachweise: Simon Kennedy, London; Moxon Architects, London
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