Schalldämmung aus Hopfen
Vom Agrarabfall zum Akustikpaneel
Hopfen ist vor allem durch seine Verwendung beim Bierbrauen bekannt. Mit Akustikpaneelen assoziieren wohl die wenigsten die zur Familie der Hanfgewächse gehörende Pflanze. Das junge Unternehmen HopfOn hat sich zum Ziel gesetzt, landwirtschaftliche Abfallprodukte in nachhaltige Akustik- und Dämmplatten umzuwandeln. In einem Pilotprojekt in Mannheim kommen die unkonventionellen Paneele bereits zum Einsatz.
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Vom Abfallprodukt zum Baustoff
Die hohen CO₂-Emissionen der Baubranche entstehen zu einem
großen Teil bei der Herstellung der Baustoffe. Die Produktion
konventioneller Baumaterialien verbraucht Ressourcen und erzeugt
Abfallstoffe, die in der Regel nicht wiederverwendet werden. Das
Team von HopfOn nimmt einen Rohstoff in den Blick, der bisher noch
nicht systematisch in der Bauindustrie Verwendung findet: Hopfen.
Bei der Hopfenernte wird nur ein Fünftel der Pflanze verarbeitet.
Die Abfälle werden zwar teilweise in Biogasanlagen verwertet, ein
Großteil des Materials bleibt jedoch ungenutzt.
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Akustikpaneele aus getrockneten Pflanzen
Seine faserige Struktur macht den Hopfen zu einem geeigneten Material für Akustikpaneele und Wärmedämmstoffe. Der Stängel der Pflanze hat einen holzigen Kern, der dem Material Druckfestigkeit verleiht. Wie Hanf punktet auch Hopfen mit guten Wärmedämmeigenschaften. Im Herstellungsprozess der Akustikpaneele werden zuerst die Fasern der Hopfenreben mechanisch getrennt und zu sogenannten Schäben verarbeitet. Anschließend erfolgt eine chemische Aufbereitung dieses strohähnlichen Materials. Dem Team von HopfOn ist es gelungen, das pflanzeneigene Lignin als Bindemittel zu verwenden. Es werden also keine weiteren Bindemittel benötigt. Das Ergebnis sind akustisch wirksame Platten für Wand und Decke, deren Optik an Strohballen denken lässt.
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Testphase läuft
Die beiden Gründer*innen Marlene Stechl und Thomas Rojas Sonderegger haben mit ihrer Idee unter anderem den TUM IDEAward 2022 gewonnen. Dieser hat den beiden Student*innen ein Startkapital für ihre Neugründung eingebracht. Darüber hinaus erhielt HopfOn eine einjährige Förderung durch den TUM Booster Grant und zwei Zuschüsse von UnternehmerTUM, dem Zentrum für Gründung und Innovation an der TU München.
Ihr Produkt wollen sie weiterentwickeln und möglichst noch 2024
auf den Markt bringen. Dafür wurden die Paneele im Sustainable
Building Lab in Mannheim in der Praxis getestet. Dabei handelt
es sich um ein Förderprogramm des Netzwerks Next Mannheim,
das Forschungsgruppen, Start-ups und erfinderische Gewerbetreibende
bei der Erprobung ökologisch nachhaltiger Produkte unterstützt. Die
Testphase in verschiedenen Räumen unter realen Bedingungen soll dem
Team bei der weiteren Produktentwicklung helfen und die Paneele
möglichst bald marktreif machen. -np