Prefectural International Hall in Fukuoka
Das Grün über das Grau
Vor nun fast 30 Jahren realisierte der argentinisch-amerikanische Architekt, Industriedesigner und Kurator Emilio Ambasz ein zukunftsweisendes Kultur-, Verwaltungs- und Geschäftshaus für Menschen sowohl als auch für Pflanzen in der japanischen Stadt Fukuoka. Die Prefectural International Hall – oder auch ACROS (Asian Cross Roads Over the Sea) – erscheint von einer Seite zunächst als ein gewöhnlich verglastes Bürogebäude, jedoch führen auf der Südseite 15 abgetreppte Terrassen eine dicht bepflanzte Gartenlandschaft hinunter in den angrenzenden Tenjin Park. Damit ähnelt das Gebäude einem natürlichen Berg inmitten des sonst engmaschig bebauten Finanzviertels der Hafenstadt. Die Terrassen sind zudem öffentlich zugänglich und ermöglichen von der obersten Plattform einen Blick auf die Bucht.
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Tenjin Central Park
Der großflächig begrünte Entwurf ist aus dem Spannungsverhältnis zwei verschiedener Interessengruppen hervorgegangen: Zum einen der Wunsch der Stadt und des Entwicklers nach profitabler Nutzung und Nachverdichtung des Areals und zum anderen dem Bedarf der Öffentlichkeit an Erholungs- und Grünflächen. Anfang der 1990er-Jahre entschloss sich die Stadt einen Teil des Tenjin Central Parks für mindestens 60 Jahre zu verpachten. Innerhalb eines Wettbewerbsverfahrens wurden daraufhin vier Entwickler eingeladen, die jeweils Architekt*innen für die Bebauung vorschlagen sollten. Ambasz' Entwurf für das Teilstück des Parks konnte sich in diesem Wettbewerb nicht durchsetzen. Da sich die Jury jedoch uneins war, wurde die Bebauung für die prominente letzte verbliebene Grünfläche über eine Leserumfrage in einer bekannten Zeitung entschieden. Die Leserschaft und Anwohner*innen stimmten darin einheitlich für den Entwurf von Ambasz und somit für einen Erhalt von Grünflächen im Stadtraum. Der daraufhin entstandene Bau vereinte sowohl den Wunsch eines modernen Mehrzweckgebäudes und den der Bewahrung der Parkanlage miteinander.
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50.000 Pflanzen
Die intensive 10.000 Quadratmeter große Dach- und Terrassenbegrünung wurde 1995 mit 37.000 Pflanzen aus 76 verschiedenen Arten angelegt und ist mit einem eigenen Bewässerungssystem aus Regen- und Brauchwasser ausgestattet. Die Pflanzenarten wurden über die letzten Jahre aufgestockt: im Jahr 2020 konnten insgesamt über 120 Arten und 50.000 Pflanzen gezählt werden. Das begrünte Gebäude und der angrenzende Park entwickelte sich damit zu einer wichtigen innerstädtischen Komponente im Hinblick auf CO₂-Emissionen, Feinstaub, Stadtlärm und dem „Wärmeinseleffekt“. Es werden bis zu 15°C geringere Lufttemperaturen in der direkten Umgebung gemessen. Zudem lassen sich durch die Gärten auch die Energiekosten des Gebäudes beim Heizen und Kühlen überdurchschnittlich stark senken.
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Ambasz’ Vision
Das Markenzeichen von Ambasz ist eine Kombination aus Gebäuden
und Gärten, die er als „Grün über Grau" bezeichnet. Der japanische
Architekt Tadao Ando bezeichnete ihn einst als Vater, Dichter und
Prophet der grünen Architektur: „Es war Emilio Ambasz, der schon
früh in seiner Karriere unsere Aufmerksamkeit auf die Natur und die
Umwelt lenkte, und seither hat er sich um eine Verschmelzung von
Natur und Architektur bemüht.“ 2020 gründete das MOMA das Emilio
Ambasz Institute for the Joint Study of the Built and the Natural
Environment. Das Ziel des Instituts ist es, durch eine Reihe
von kuratorischen Programmen und Forschungsinitiativen die
verschiedensten Wechselwirkungen zwischen Architektur und Ökologie
zu thematisieren und für die breite Öffentlichkeit sichtbar und
zugänglich zu machen.
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Bautafel
Architektur: Emilio Ambasz & Associates
Projektbeteiligte: Hideotoshi Kawaguchi, Humberto Cordero, Karen McEvoy, Rizal Oei, Hideo Tanai (Design Team); Takenaka Corporation (Landschaftsarchitekt); Takenaka Corporation (Statik/Tragwerksplanung); Nihon Sekkei (Assoziierte Architektin)
Bauherr*in: Dai-ichi Mutual Life Insurance Co.
Standort: 1 Chome-1-1 Tenjin, Chuo Ward, Fukuoka, 810-0001, Japan
Fertigstellung: 1995
Bildnachweis: Hiromi Watanabe – Watanabe Studios
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