Erweiterung einer Produktionshalle in Timisoara
Landmarke im Industriegebiet
Das italienische Unternehmen Astoria stellt seit Ende der 1960er-Jahre Espressomaschinen her, später folgten Kaffeeautomaten. Diese sind bis heute unter Baristas beliebt. Soviel Popularität in einer ohnehin seit Jahrzehnten im Trend liegenden Branche erfordert eine adäquate Repräsentation.
Gallerie
Als im Zuge der wachsenden Märkte im Osten die bestehende Produktionsstätte im rumänischen Timisoara erweitert werden sollte, entschied die Unternehmensführung, diese zu einem der zwei Hauptsitze für den östlichen Markt zu machen. Den Entwurf für Umbau und Erweiterung lieferte das Berliner Büro Heim Balp Architekten. Dabei wurde der Bestandsbau in die weitaus größere Erweiterung integriert. Eine rote Hülle aus Fassadenpaneelen und Sonnenschutzlamellen legt sich um weite Teile des Ensembles aus Bestand und Neubau.
Neuorganisation statt Abriss
Das Werk für Kaffeemaschinen besteht an diesem Standort seit 2002. Die Modernisierung und Erweiterung, die im Jahr 2019 abgeschlossen wurde, folgte dem Wunsch, das Unternehmensimage zu verjüngen. Das Bestandsgebäude, ein flacher, eingeschossiger Bau auf rechteckigem Grundriss, blieb vollständig erhalten, wurde jedoch im Zuge der Renovierung und der Integration in die Erweiterung grundlegend neu organisiert.
Es beherbergt heute den Bereich für die Montage und die
Verpackung, darüber hinaus die Umkleideräume, die Werkskantine und
die Büros für die technischen Mitarbeiter. Darum legt sich L-förmig
auf der Nord- und Ostseite der etwas höhere Neubau für die
Verwaltung und weitere Produktionsbereiche.
Industrielle Ästhetik
Die größte Fläche des Werks, in dem täglich etwa 100 Maschinen
für die Kaffeezubereitung hergestellt werden, nimmt die Produktion
mit rund 4.000 Quadratmetern ein. In der östlichen Ecke befindet
sich ein zweigeschossiger Gebäudeteil, in dem Unternehmensleitung,
Büroflächen sowie Konferenz- und Schulungsräume untergebracht sind.
Zudem ist hier der öffentliche Empfangsbereich mit
Ausstellungshalle für die im Werk produzierten Maschinen
angeordnet.
Das Foyer ist durch Holzbekleidungen sowie Trennwände und Absturzsicherungen aus Glas geprägt. Offenliegende Rohrleitungen und Kabelschächte vermitteln auch im repräsentativen Bereich eine industrielle Ästhetik. Farblich gibt sich das Interieur in den Büroräumen in nüchternem Grau und Weiß, wird aber durch hellblaue Möbel sowie die Sonnenschutzverkleidung, die von außen hinein leuchtet, aufgelockert.
Sonnenschutz: Vereint durch Hülle aus Aluminum
Der Rohbau ist als Stahlbetonkonstruktion erstellt. Bei den Außenwänden wechseln sich geschlossene Bereiche mit großzügig verglasten Flächen ab. Bedacht darauf, eine Landmarke für die Region zu kreieren, die auch von der naheliegenden Autobahn wahrgenommen werden soll, wurde für die Fassadenverkleidung aus Aluminium eine tiefrote Pulverbeschichtung ausgewählt. Rund um die Produktion gibt sich die Fassade weitgehend geschlossen, während sie bei den Büros semitransparent ausgeführt ist. Im Bereich des Showrooms wurden Paneele und Lamellen ganz weggelassen, sodass man die Exponate auch von außen sehen kann.
Die Lamellen sind geschosshoch und weisen fast überall gen Osten. Morgendliches Sonnenlicht kann ungehindert eindringen. Steht die Sonne zur Mittagszeit im Süden und strahlt am intensivsten, werden die Innenräume durch die Lamellen weitestgehend verschattet. Im Bereich der Schulungsräume an der nordöstlichen Fassade im Erdgeschoss sind die Lamellen hingegen nach Norden ausgerichtet. Sie stehen somit im 90 Grad Winkel zu den Sonnenschutzelementen des Obergeschosses, wodurch die Zweigeschossigkeit dieses Gebäudeteils betont wird. Die Schulungsräume erhalten durch die nördliche Ausrichtung der Lamellen so gut wie keine direkte Sonneneinstrahlung.
Fixiert sind die Lamellen über je drei Dreieckswinkel an
horizontal auf der Fassade montierten Stahlprofilen. Die opaken
Fassadenbereiche sind mit Aluminiumelementen verkleidet. Sie sind
in regelmäßigem Rythmus vertikal gefaltet, sodass sie im Grundriss
ein Zackenprofil ergeben, das dem der Lamellen ähnelt. Es ergibt
sich somit ein geschlossenes Fassadenbild, dessen unterschiedliche
Transparenzgrade von opak bis durchsichtig dennoch ablesbar sind.
Durch die Hülle präsentiert sich das Ensemble nach der Erweiterung
als ein zusammenhängendes Volumen. -sr
Bautafel
Architektur: Heim Balp Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: S.C. Borghesi, Timisoara (Generalunternehmer); Incontro Prefabbricati, Timisoara (Betonbau); Metadecor, Kampen (Sonnenschutzlamellen); Marcegaglia, Gazoldo degli Ippoliti (Fassade)
Bauherrschaft: Macchine per Caffe Espresso – Astoria group, Susegana
Fertigstellung: 2019
Standort: Calea Sagului, 300516 Timișoara, Rumänien
Bildnachweis: Marco Dapino, Mailand
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