Gemeindehaus in Oranienburg
Fassade mit Kreuzfuge
Eine Kirche ist in aller Regel an einem Kreuz zu erkennen - auf der Kirchturmspitze, im Grundriss oder als Kunstwerk an der Fassade. Im Falle des Gemeindehauses der Neuapostolischen Kirche (NAK) im brandenburgischen Oranienburg hat man sich für ein in die Fassade integriertes Kreuz entschieden.
Gallerie
Der Grundriss des Gebäudes ist denkbar einfach: Zwei Volumen schieben sich leicht ineinander. Der flache Baukörper bietet Platz für die Nebenräume wie Sanitär- und Küchenbereiche sowie Gemeindearbeitsplätze, das zweite und höhere Volumen beinhaltet den eigentlichen Kirchenraum. Der Altar befindet sich an der nördlichen Wand, der Eingang liegt im Süden. Innenräumlich haben die Planer - Architektin Karin Reimann aus Berlin und die Bauabteilung der NAK, auf schlichte und reduzierte Formen Wert gelegt, so ist auch die Liste der verwendeten Baustoffe sehr kurz ausgefallen: Stahl- und Porenbeton bestimmen den Rohbau, Schiefer, Glas und Holz prägen das Erscheinungsbild.
Der Fußboden ist durchgehend mit schwarzen Steinzeugfliesen belegt, er soll an die in der Fassade verwendeten Schiefer erinnern und bietet einen angenehmen Hintergrund für das Mobiliar. Aus Kirschbaumholz sind sowohl die Bestuhlung, der Altar, eine Faltwand zu einem Erweiterungsraum, die Opferstöcke, die Schränke für die Liedermappen als auch das Mobiliar der Sakristei und die Einbauküche gefertigt. Das einheitlich zum Einsatz kommende, rötliche Holz trägt zur ruhigen, harmonischen Gestaltung der Innenräume bei. Wenn auch die Wahl des Feinsteinzeuges für den Bodenbelag noch leichte Irritationen hinterlässt, bei der Materialwahl für das Altarkreuz werden die Planer wieder eindeutig: Ein wandgroßes Schieferkreuz strukturiert die Fläche hinter dem Altar und gibt dem Kirchenraum seinen räumlichen und sakralen Abschluss.
Alle Fenster sind dreifachverglast, die Fußbodenheizung wird über eine Luft-Luft-Wärmepumpe bedient und das Regenwasser zur Bewässerung der Grünanlage in einer Zisterne gesammelt.
Schiefer
Beide Baukörper erhielten eine vorgehängte hinterlüftete Fassade
mit Rechteckschiefern, unterbrochen von einzelnen weißen
Putzflächen. Diese befinden sich beim Kirchenraum gen Westen und
Osten, im Einzelnen noch zusätzlich strukturiert durch horizontale
und vertikale Fensterbänder. Das Nebengebäude wurde nur in Teilen
seiner Nordfassade verputzt.
Deckungsgleich mit dem Altarkreuz strukturiert ein eingearbeitetes Schieferkreuz die Nordfassade des großen Volumens. Da die Fassade dem Naturstein entsprechend dunkel in Erscheinung tritt, ist die Kreuzform mit hellerem Schiefer eingearbeitet worden. Diese Art der weithin sichtbaren sakralen Nutzung korrespondiert mit dem orthogonalen Fugenbild der Steinfassaden.
Die Schieferfassade, eine symmetrische Deckung - ist eine noch
junge Fassadendeckart, bei der die einzelnen Schieferplatten, nicht
wie bisher üblich, überdeckend verlegt, sondern mit offenen, etwa 1
cm breiten Kreuzfugen auf einer Aluminiumunterkonstruktion montiert
werden. Die 1 cm dicken Platten weisen demnach weder eine
Höhen- noch eine Seitenüberdeckung auf. Die Fassade besteht
aus 60 x 30 cm großen, spaltrauen Schieferplatten, sie gilt als
wirtschaftlich und beansprucht nur sehr wenig Pflege. Bei Bedarf
können die einzelnen Platten einfach ausgetauscht werden. Hinter
dem Schiefer verbergen sich 120 mm Mineralwolledämmung.
Bautafel
Architekten: Neuapostolische Kirche, Bauabteilung; Karin Reimann, Berlin
Projektbeteiligte: P+I Planungs- und Ingenieurgesellschaft, Hohen Neuendorf (Bauleitung); Phönix Holz- und Dachbau, Berlin (Fassadenarbeiten); Rathscheck Schiefer, Mayen (Schiefer)
Bauherr: Neuapostolische Kirche Berlin-Brandenburg, Berlin
Fertigstellung: 2009
Standort: Oranienburg
Fachwissen zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de