Wärmekraftwerk in Palencia
Transluzente Fernwärmeproduktion
Dass Fernwärme eine gute und effiziente Alternative zur individuellen Öl- oder Gasheizung ist, ist natürlich auch in Spanien bekannt. In Palencia, im Norden des Landes, wird daher in mehreren Phasen ein Fernwärmenetz errichtet, mit dem künftig rund 6.000 Haushalte versorgt werden sollen. Das entspricht rund 18 % der Wohnungen in der Stadt. Produziert wird die Wärme in einem neuen Kraftwerk, das von DH Ecoenergías (das DH im Namen steht für District Heating) in Auftrag gegeben wurde. Mit dem vom Architekturbüro FRPO Rodríguez & Oriol geplanten Gebäude soll gezeigt werden, dass Energieproduktion auch sauber sein kann.
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Das Kraftwerk steht inmitten eines weitläufigen Industriegebiets östlich der Innenstadt von Palencia. Auf den ersten, flüchtigen Blick wirkt es wie eine der vielen Hallen dort. Doch der zweite Blick verrät, dass sich etwas Anderes hinter der Fassade des ovalen Gebäudes verbirgt. Sie besteht im Grunde aus zwei Elementen: ein massiver Betonsockel mit einer wellenförmigen, leichten und transluzenten Kunststoffhülle darüber – vom Architekturteam von FRPO liebevoll „Laterne“ genannt. Zu Einsatz kamen gewellte Polycarbonatplatten, die auf eine Unterkonstruktion aus weißen Stahlprofilen gebogen und befestigt sind. Auf diese Weise wurde auch der ebenso ovale Karmin konstruiert, der die umliegenden Bauten überragt. Aus ihm steigt weißer Rauch auf, der beim Filtrierungsprozess der Abgase übrigbleibt.
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Symbolischer Wert
Mit dieser Gestaltung entsteht eine, wie die Architekten es nennen, „pädagogische Transparenz“, die Identität stiftend wirkt und die notwendige Transformation des Energiesektors für die Bevölkerung sichtbar machen soll. Die Planenden messen ihr einen hohen symbolischen Wert für die Akzeptanz des geplanten Fernwärmenetzes bei. Teo López, Gründer von DH Ecoenergías, sagte dazu: „Dieses Projekt muss eine Ikone und Referenz für die Energie- und Umwelttransformation sein, und seine Architektur muss die Quellen der erneuerbaren Energien, den Paradigmenwechsel und letztlich die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit in den Städten symbolisieren.“ Der kreisförmige Grundriss spielt in gewisser Weise auf den Kreislauf der Energie an.
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Wärmeerzeugung mit Biomasse
Im Inneren hat man die Möglichkeit, von einer Art Besucherrundweg auf Höhe der Oberkante des Betonsockels die Anlagen zu besichtigen. Die hier erzeugte Wärme für das Fernwärmenetz wird mittels Biomasse aus den umliegenden Wäldern erzeugt. Bei der Forstwirtschaft fallen große Mengen Holz an, die von lokalen Anbietern geliefert und in einem unterirdischen Biomassesilo gelagert werden. Derzeit ist noch ein Erdgaskessel mit 13 MW installiert, der allerdings in naher Zukunft entfernt und durch den Biomasse-Brennwertkessel mit einer maximalen Leistung von 17 MW ersetzt werden soll, sodass die Fernwärmeversorgung der angeschlossenen Gebäude in Palencia zu 100 % aus erneuerbaren Energien stammt.
Die Anlagen zur Filterung der Abgase nehmen sogar einen Großteil der Fläche im Inneren ein. Damit der komplexe Netzausbau, bei dem die Leitungen meist unter den Straßen verlegt werden, die Mobilität der Stadt nicht zu stark beeinträchtigt, wird das Fernwärmenetz in mehreren Stufen errichtet. In ihren Gebäuden können die Nutzer*innen die angelieferte Wärme dann – wie bei einem Fernwärmenetz gewohnt – für die Beheizung und die Warmwasserbereitung oder sogar für die Kühlung einsetzen. -tg
Bautafel
Architektur: FRPO Rodríguez & Oriol, Madrid
Projektbeteiligte: DH Ecoenergías, Madrid (MEP: Mechanical, Electrical und Plumbing); Mecanismo Ingeniería, Madrid (Tragwerk); Juan Tur, Madrid (Landschaftsarchitektur); Nummit, Barcelona (Fassade)
Bauherr*in: DH Ecoenergías, Madrid
Fertigstellung: 2023
Standort: C. Torneros, 4, 34004 Palencia, Spanien
Bildnachweis: Luis Asín, Madrid (Fotos); FRPO Rodríguez & Oriol, Madrid (Pläne)
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