TBZ Technisches Betriebszentrum München
Hackschnitzelheizung und dachintegrierte Photovoltaikanlage
Damit in einer Großstadt wie München der Verkehr reibungslos funktionieren kann, sind etliche Tausend Straßen- und Tunnelleuchten, Ampel- und Beschilderungsanlagen erforderlich. Sie alle werden vom neuen Technischen Betriebszentrum (TBZ) aus geregelt, das nach einem Entwurf von Auer Weber Architekten im Nordwesten der bayerischen Landeshauptstadt errichtet worden ist. Der Neubau vereint sämtliche Einrichtungen der Verkehrssicherung und ersetzt die ehemaligen Bauhöfe, die nicht nur stark sanierungsbedürftig waren, sondern auch keinen ausreichenden Platz mehr boten.
Gallerie
Zwischen einem Gewerbegebiet im Norden, einer Kleingartenkolonie im Süden und Wohnsiedlungen im Osten und Westen gelegen, beherbergt das Betriebsgebäude Werkstätten, Lager und Stellplätze für mehr als 130 Servicefahrzeuge, Büros und Verwaltungsräume für rund 260 Mitarbeiter sowie die Verkehrsleitzentrale und eine Kantine. Um den sehr unterschiedlichen Nutzungsanforderungen gerecht zu werden, teilten die Architekten das Raumprogramm in einen beheizten und einen unbeheizten Bereich und brachten sie in einem jeweils eigenen, 125 Meter langen und parallel zueinander platzierten Gebäuderiegel unter. Eine einheitliche Streckmetallfassade fasst die beiden Baukörper optisch zusammen, dazwischen verläuft unter einem Glasdach die sogenannte Magistrale als wettergeschützter Verbindungsweg und Ladestraße.
Im unbeheizten Kalthaus sind das Kranlager für sperrige Materialen wie etwa Lichtmasten oder Kabeltrommeln sowie die Fahrzeugstellplätze angeordnet: Lkws parken im geschlossenen Erdgeschoss, die Pkws in zwei offenen Parkdecks darüber. Von den oberen Ebenen ermöglichen drei Brücken den direkten Zugang über die Magistrale hinweg zum beheizten Warmhaus. Das wiederum ist seiner Länge nach dreiteilig strukturiert: Im Kopfbau an der südlichen Gebäudeecke befinden sich im Erdgeschoss das Foyer und eine Cafeteria, darüber die zweigeschossige Leitzentrale. Sie ist das „alles steuernde Gehirn der Stadt“ und mit einer knapp 40 Quadratmeter großen Multimedialeinwand ausgestattet, auf der die Mitarbeiter das Verkehrsgeschehen auf Münchens Straßen live verfolgen können. Den rückwärtigen Gebäudeteil nimmt ein gut 800 Quadratmeter großes Hochregallager ein, in dem unter anderem Verkehrs- und Straßenschilder aufbewahrt werden. Im Mitteltrakt sind ebenerdig Werkstätten angeordnet, in den beiden Obergeschossen die Büros und Verwaltungsräume, im Untergeschoss die Haustechnik und Nebenräume wie Umkleiden und ein Sanitätsraum.
Entsprechend seiner Funktion als Nutzbau entschieden sich die Planer für robuste, industrietypische Materialien und Baustoffe. Das Kalthaus ist als weitgehend stützenfreie Stahlkonstruktion ausgeführt und im Erdgeschoss mit gedämmten Blechpaneelen verkleidet. Das Warmhaus hingegen ist ein Stahlbetonskelettbau. Seine Wände und Decken sind teilweise in Sichtbetonqualität ausgeführt, das heizbare Hochregallager umschließt eine Industriegussverglasung mit integrierter, transluzenter Wärmedämmung. Aus diesem Profilglas besteht auch die vorgehängte Fassade zur Magistrale hin, hier allerdings ist sie weniger stark gedämmt; die Werkstätten im Erdgeschoss erhielten Schallschutzverglasungen. Hinter der feuerverzinkten, matt schimmernden Streckmetallhülle verbirgt sich im Abstand von 1,50 Meter ein Wärmedämmverbundsystem, im Fassadenzwischenraum sind die kaskadenförmigen Fluchtwege und -treppen angeordnet, die aus Brandschutzgründen notwendig waren.
Energiekonzept
Beheizt wird das TBZ mit einer Hackschnitzelheizung, die ihre Wärme
über Plattenheizkörper an die Büro- und Verwaltungsräume abgibt.
Die Spitzenlastabdeckung erfolgt über Gaswärmepumpen; das auf 5°C
Mindesttemperatur ausgelegte Kalthaus ist mit einer Luftheizung
ausgestattet. Der für ein Gebäude dieser Nutzungsart
vergleichsweise geringe Jahresheizwärmebedarf von 97 kWh/m²a
resultiert aus der kompakten Bauweise und dem damit verbundenen
guten A/V-Verhältnis sowie der thermischen Trennung von beheizten
und unbeheizten Bereichen.
Für die erforderliche Kühlung der Leitzentrale und des dazugehörigen Technikraums sorgen Umluftklimaanlagen, die über einen Saug- und Schluckbrunnen im Außenbereich mit gekühltem Wasser beliefert werden. Alle anderen Räume werden natürlich über öffenbare Fenster mit Sonnenschutzverglasung be- und entlüftet. Die in den u-förmigen Einschnitten auf der östlichen Längsseite des Gebäudes befindlichen Fenster, die nicht hinter der Streckmetallhülle liegen, erhielten einen außen liegenden Sonnenschutz, der den solaren Wärmeeintrag reduziert, innen sind Blendschutzrollos installiert.
Einen Teil des Stroms liefern die lichtdurchlässigen
Dünnschichtmodule in der knapp 2.000 Quadratmeter großen
Glasüberdachung der Magistrale. Sie sind in die Isolierverglasungen
einlaminiert und besitzen eine Nennleistung von 70 kWp. Die
restlichen Dachflächen sind extensiv begrünt.
Bautafel
Architekten: Auer Weber, Stuttgart/München
Projektbeteiligte: bwp Baumanagement Bauer, Winter + Partner, München (Bauleitung); Mayr, Ludescher + Partner, München (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Konrad Huber, München (Haustechnik); Rücker + Schindele, München (Elektroplanung); Möhler + Partner Ingenieure, München (Bauphysik); Kersken + Kirchner, München (Brandschutz); W. Jerney, Bad Griesbach; D. Lennartz u. Conrad Paul, München (Freianlagen)
Bauherr: Baureferat der Stadt München
Fertigstellung: 2011
Standort: Schragenhofstr. 6, 80992 München
Bildnachweis: Christoph Mukherjee, München
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