Der gestiegene Lebensstandard und erhöhte Komforterwartungen
sowie die Zunahme der Hitzetage über dreißig Grad durch den
Klimawandel führen zu einem wachsenden Bedarf an Klimaanlagen auch
in unseren Breitengraden. Bis 2030 wird eine Zunahme um etwa 25
Prozent bei Nichtwohngebäuden erwartet, bei Bürogebäuden sogar eine
Verdoppelung. Doch neben den indirekten CO₂-Emissionen belasten
Klimaanlagen, welche nach dem Kompressionsprinzip funktionieren,
oftmals auch mit treibhauswirksamen Kältemittelemissionen das
Klima. Angesichts der Energiewende und des Ziels der
Klimaneutralität gewinnen emissionsfreie und umweltfreundliche
Klimatisierungsmethoden daher an Bedeutung.
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Passive Kühlung
Bauliche Maßnahmen Am besten ist es natürlich, wenn
die Innenräume eines Gebäudes sich gar nicht erst aufheizen. Durch
entsprechende bauliche Maßnahmen kann der solare Wärmeeintrag
erheblich reduziert werden. Bei Neubauten kann dies bereits über
die geschickte Anordnung und Orientierung der Fenster beeinflusst
werden. Verschattungselemente wie Vorsprünge helfen dabei,
insbesondere die hochstehende Sommer-Sonneneinstrahlung zu
reduzieren. (Der Wärmeertrag der niedrig stehenden Winter-Sonne
kann hingegen durchaus ein willkommener Wärmezugewinn sein.) Dach-
und Fassadenbegrünungen wiederum halten die Hitze nicht nur ab, sie
transpirieren auch und sorgen so für eine Kühlung des Gebäudes.
Wenn eine ideale Ausrichtung des Gebäudes und der Fenster nicht
möglich ist, bieten außenliegender Sonnenschutz und bei
Glasfassaden spezielle Sonnenschutzgläser mit reflektierender
Beschichtung und isolierendem Gas im Scheibenzwischenraum eine
effiziente Lösung, um den Wärmeeintrag zu mindern.
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Natürliche Kältequellen Die passive Kühlung ist eine
Methode zur Wärmeabfuhr aus Gebäuden ohne den Einsatz von
Kühlmittelkreisläufen. Sie nutzt den Temperaturunterschied zwischen
dem natürlichen Kühlmedium und dem zu kühlenden Gebäude. Dies kann
mit oder ohne Einsatz eines Wärmetauschers geschehen. Die
einfachste Methode ist die nächtliche Durchströmung des kompletten
Raumvolumens mit der kälteren Nachtluft. Massive Bauteile wie Wände
oder Decken speichern die Kälte und geben sie tagsüber an den Raum
ab. Dieser Effekt der Bauteilaktivierung kann verstärkt werden,
indem Lüftungskanäle durch die Bauteile geführt werden.
Eine weitere Möglichkeit zur passiven Kühlung ist die Nutzung
von Verdunstungskälte (adiabate Kühlung). Diese Methode ähnelt dem
Effekt einer erfrischenden Dusche an heißen Sommertagen: Warme Luft
wird über eine feuchtigkeitsreiche Umgebung, wie zum Beispiel eine
angefeuchtete Fläche, geleitet. Mit dem Verdampfen der Feuchtigkeit
wird kühle Luft erzeugt, die dann durch Luftschächte im Gebäude
verteilt wird.
Weitere natürliche Kältequellen, die zur Gebäudekühlung genutzt
werden können, sind das Erdreich oder umliegende Gewässer. Meist
geschieht das in Verbindung mit einer reversiblen Wärmepumpe.
Dabei wird die relative Kälte über einen Wärmetauscher an den
Solekreislauf der Wärmepumpe übergeben. Die abgekühlte Sole
durchströmt dann das Flächenheizsystem in den Räumen. Dies ist eine
sehr energiesparsame Methode der Raumklimatisierung, da lediglich
die Umwälzpumpen der Wärmepumpe im Einsatz sind, nicht aber der
Verdichter.
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Anstelle des kühlen Grundwassers kann auch ein Erdluftbrunnen
zum Einsatz kommen. Er nutzt die inhärente Kühle des Erdreichs und
verteilt diese im Inneren des Gebäudes. Dafür ist ein passives
Lüftungssystem erforderlich. Vor der Installation
eines Erdluftbrunnens ist eine Prüfung der Radonkonzentration im
Boden des jeweiligen Gebiets empfehlenswert.
Der bei diesen Maßnahmen benötigte Strom sollte aus
regenerativen Quellen stammen, etwa von einer Photovoltaikanlage
direkt am Gebäude.
Aktive Kühlung Mit Wärme nach dem
Sorptionsprinzip
Neben den weit verbreiteten, energieintensiven
Kompressionskältemaschinen lässt sich Kälte auch aktiv nach dem
Sorptionsprinzip erzeugen. Solche Geräte nennt man Absorptions-
oder Adsorptionskältemaschinen. Sie nutzen anstelle von
elektrischer Energie die Wärmeenergie aus Wärmequellen von rund 65
°C, etwa die Abwärme aus industriellen Prozessen, aus
Blockheizkraftwerken oder aus Solarthermie. Auch Fernwärme kann als Wärmequelle
eingesetzt werden. Als Kältemittel kommt Wasser zum Einsatz, aber
auch andere, möglichst natürliche Kältemittel wie Ammoniak oder
Kohlenwasserstoffe sind problemlos möglich. Das Kältemittel wird
durch Aufnahme von Wärme verdampft, im Ab- bzw. am Adsorber
gebunden, also aus dem zu kühlenden Raum abgezogen, und getrennt
davon im Generator wieder freigesetzt.
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Mit einer Wärmepumpe
Relativ umweltschonend ist auch die aktive Kühlung mit einer
Wärmepumpe, da dieser Vorgang immer noch deutlich weniger Energie
benötigt als eine Kompressionskältemaschine. Dabei kehrt sich das
Prinzip der Wärmepumpe um. Dies geschieht durch eine interne
Umkehrung des Kältekreislaufs oder durch das externe Wechseln der
Primär- und Sekundäranschlüsse. Ähnlich einem Kühlschrank generiert
die Wärmepumpe aktiv Kühle, wobei der Verdichter in Betrieb bleibt
und somit eine höhere Kühlleistung als bei passiver Kühlung
ermöglicht wird.
Natürliche Kältemittel
Sollen doch herkömmliche Klimageräte zum Einsatz kommen, so
lässt sich über die Wahl des Kältemittels maßgeblich Einfluss auf
die Umweltverträglichkeit des Systems nehmen. Viele konventionelle
Kältemittel bestehen aus teilfluorierten Kohlenwasserstoffen
(HFKW), die entweder als Reinstoff oder als Stoffgemische (Blends)
zum Einsatz kommen. Verwendung finden derzeit in Split-Klimageräten
(Mono- und Multisplit- bzw. VRF-Geräte) überwiegend noch die
HFKW-Mischungen R407C und R410A (größere Anlagen ab 250 kW
Kälteleistung können auch R134A enthalten). R407C hat ein
Global Warming Potential (GWP)
von 1.774; R410A von 2.088. Zur Erklärung: Der GWP von CO₂ beträgt
1. Die beiden Kältemittel haben also einen 1.774-mal bzw. 2.088-mal
stärkeren Treibhauseffekt als Kohlenstoffdioxid. Durch Leckagen
kann es zu einem Entweichen teils signifikanter Mengen HFKW in die
Atmosphäre kommen. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig
Dichtheitsprüfungen durchzuführen.
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Neben diesen fluorierten Kältemitteln gibt es eine ganze Reihe
natürlicher Kältemittel wie Kohlenwasserstoffe, Kohlendioxid,
Ammoniak, Wasser und Luft. Natürliche Kältemittel sind Substanzen,
die direkt aus der Umwelt gewonnen werden können, ohne dass eine
synthetische Herstellung notwendig ist. Sie sind in unbegrenzter
Menge verfügbar und deswegen entsprechend preiswert. Und vor allem
sind sie sehr umweltverträglich: Das GWP von Ammoniak (R-717), Luft
und Wasser (R-718) beträgt 0; von Kohlendioxid (R-744) 1 und das
GWP der Kohlenwasserstoffe Propan (R-290) und Butan (R-600a) liegt
bei 3. Für nahezu jedes fluorierte Kältemittel steht eine
nicht-halogenierte Alternative zur Verfügung. Denn das eine,
universal einsetzbare Kältemittel gibt es nicht, sondern nur das
für die spezifischen Anforderungen einer Anlage optimal passende.
Beim Umrüsten einer Anlage von fluorierten zu natürlichen
Kältemitteln ist eine Förderung möglich.
Rechtlicher Rahmen Am 11. März 2024 wurde die bis
dahin gültige F-Gas-Verordnung durch die Verordnung (EU)
2024/573 abgelöst. Sie fordert eine starke Reduzierung von
besonders klimaschädlichen teilfluorierten Kohlenwasserstoffen bis
2030 und deren vollständige Einstellung bis 2050. Ab dem 1. Januar
2026 wird der Einsatz von Frischware mit einem GWP über 2.500 für
Klimaanlagen und Wärmepumpen verboten. Ab 2032 wird dieses Verbot
auf Frischware mit einem GWP über 750 ausgeweitet.
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