House X bei Madrid
Kleine Burg in Sichtbeton
Am Rande der spanischen Kleinstadt Valdemorillo, zwischen Granitfelsen und Eichen, erheben sich scharfkantige Betonblöcke: das House X. Hier steht es mit Blick auf das malerische Naturschutzgebiet Serranía de Cuenca nahe Madrid, inspiriert von den alten Festungen der kastilischen Hochebene und den traditionellen Häusern im portugiesischen Monsanto. Entworfen hat die kleine Burg das Büro Bojaus Arquitectura.
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Reaktion auf die Vegetation
Rund 2.000 Quadratmeter umfasst das leicht abfallende Grundstück. Aus Rücksicht auf die umliegenden Felsen und den vorhandenen Baumbestand ergab sich der x-förmige Grundriss mit 220 Quadratmetern Fläche. Der lebendig texturierte Betonbau mit Flachdach ist weitgehend eingeschossig. Nur an den beiden nördlichen Enden des X verfügt es über ein kompaktes Obergeschoss.
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Hierarchien und Rahmungen
Der Eingang liegt im Westen, nahezu dort, wo sich die beiden Gebäudeteile kreuzen. Beim Betreten begrüßt die Gäste eine Materialmischung aus kühlem Beton und warmen Holz. Wände und Decken sind nackte Betonfläche mit Schalungsspuren sowie Flecken, Wolken und Poren. Hingegen wurden Böden, Türen und Schränke aus Eichen- und Walnussholz gefertigt.
Die Anordnung der Gemeinschafts- und Privaträume folgt einer klaren Hierarchie. Im nördlichen, zweigeschossigen Teil befinden sich die Schlafzimmer mit ihren beigeordneten Badezimmern. Im Süden sind Gemeinschaftsbereiche und halboffene Räume angelegt. Subtile Niveauunterschiede trennen die Bereiche voneinander. Fensteröffnungen in allen Räumen sorgen für eine natürliche Belichtung und eine gute Belüftung. Doch sie übernehmen auch eine weitere Rolle, indem sie die umliegende Vegetation wie ein Gemälde oder eine Fotografie rahmen.
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Schalung: Mauerwerk für Riesen
Der Ortbeton von House X enthält lokal gewonnene Gesteinskörnung. Die 50 Zentimeter starken Außenwände sind zweischalig, mit dazwischenliegender Dämmung. Gut erkennbar wurden die Wände in 60 Zentimeter hohen Schichten errichtet. Neben den sehr klaren horizontalen Stoßfugen, sind auch einige vertikale Unterteilungen auf den Wandoberflächen zu sehen. Das Schalbild macht den Anschein, als seien hier überdimensionale graue Mauersteine verbaut – und betont damit den burgartigen Charakter des Domizils. Nur bei genauem Hinsehen lassen sich die Spuren kleiner Ankerlöcher ausmachen.
Im Kontrast dazu zeigen die Decken Spuren einer filigraneren Schalung. Hier kamen schmale Holzbretter im Halbverband zur Anwendung. Die Stoßfugen verlaufen teils quer, teils diagonal zur Raumrichtung. Hellere und dunklere Abdrücke, Verläufe und Astlöcher beleben die Oberflächen. Der Ausrichtung der Deckentexturen spiegelt sich im Eichenparkett wider.
Bautafel
Architektur: Bojaus Arquitectura, Madrid
Projektbeteiligte: Jorge Gabaldón, Javier Luque (Design), Bernabeu Ingenieros (Bauingenieurwesen), Ignacio Buzzanca Casasú (Bausachverständigung und Projektleitung)
Bauherr*innen: privat
Standort: Serrania de Cuenca, Valdemorillo, Spanien
Fertiggestellt: 2024
Bildnachweis: Luis Asín (Fotos); Bojaus Arquitectura (Pläne)