Ferienhaus in Minamiboso an der Ostküste Japans
Tanzende Dreiecke
Modale Planung – nach diesem Prinzip entwerfen der japanische
Architekt Takeshi Hirobe und sein Team im gleichnamigen Büro vor
allem außergewöhnliche Wohnhäuser. Nach dieser Entwurfsmethode
werden die einzelnen Raumgeometrien nach ihren Anforderungen
entworfen, statt von einer übergeordneten Gebäudeaußenform
auszugehen. Im äußeren Osten der japanischen Hauptinsel Honshū
bestimmten nicht nur die Bauherrenwünsche, sondern auch die
Küstentopografie die Gestaltung des Ferienhauses aus der Feder des
Architekturbüros. Geschickt tänzeln die Räume um die beengten
Grundstücksverhältnisse herum, ein trianguliertes Dach verbindet
sie zu einem zusammenhängen, fließenden Gefüge.
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„Ein Gebäude bewegt sich auf dieselbe Art wie Musik.“ –
sagt Architekt Takeshi Hirobe, dessen Ansatz in der
Grundrisskomposition des kleinen, zweiteiligen Ferienhauses in der
Stadt Minamiboso in der Präfektur Chiba ablesbar ist. Während das
kleinere Volumen als Solitär auf der Ostseite des Grundstücks
liegt, schlängelt sich das Haupthaus zwischen West- und Ostseite.
Die Grundrissform ist dabei nicht zufällig entstanden: Der
Baukörper wurde so entworfen, dass er einen unbebaubaren Bereich
auf der Straßenseite umgeht und einen Höhenunterschied von rund 1,4
Meter auf der schmalen Baufläche ausgleicht.
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Dreiecksmotiv
Um den Bedingungen auf dem Grundstück zu begegnen, wurde der Grundriss als Konfiguration aus Freiformdreiecken umgesetzt; diese orientiert sich jeweils an Parameter wie Blickbeziehungen in die Landschaft, Raumgröße oder Raumvolumen und wurde im Laufe des Entwurfsprozesses immer wieder angepasst. Entstanden ist eine dem Meer zugewandte Abfolge von Innenräumen samt Balkonen oder Terrassen, die sich intuitiv entlang der Geländelinie schlängeln. Die Ausrichtung variiert entsprechend mal ost-, mal westwärts. Auffällig ist außerdem die Dachform, die die Räume miteinander verbindet und zusätzlich zum skulpturalen Charakter des Ensembles beiträgt.
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Zedernholz für die Betonschalung und Raumhülle
Die Grundstruktur aus Beton bestimmt sichtbar die Raum- und
Gebäudehülle. Dabei liegen die Betondreiecke für Dach und Decken
auf wenigen tragenden Wänden sowie auf polygonalen Stützen auf. Für
die Umsetzung der massiven Wände kam eine Schalung aus
Zedernholz zum Einsatz, dessen Spuren sichtbar in der Betonoberfläche verblieben sind und auf die raue
Küstenlandschaft verweisen. Mit dem gleichen Holz aus
regionalem Anbau wurden zudem Decken- und Wandbekleidungen für den
Innenraum hergestellt. Böden aus Stein oder Walnussholz sowie Möbel
aus Lindenholz ergänzen den Kanon. Raumhohe Fensterfronten und
zahlreiche Oberlichter sorgen für eine natürliche Belichtung des
Ferienhauses.
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Die nach Norden orientierte Außenwand erhielt eine Wärmedämmung
aus Steinwolle und eine Beschichtung aus Harz. Hoch wärmeisoliert
ist ebenfalls das Betondach. Gedeckt wurde dieses mit
Edelstahlpaneelen, was der Lage in Meeresnähe geschuldet ist.
Außerdem erhielten die Betonoberflächen eine salzrestistente
Beschichtung. Die individuelle Stützenform und Anordnung der
Trennwände wurde durch Mockups simuliert, während für die
Erstellung der komplexen Schalung 3D-Modelle entstanden.
-sab
Bautafel
Architektur: Takeshi Hirobe Architects, Kawasaki-shi Kanagwa
Projektbeteiligte: Takeshi Hirobe, Ikue Saito, Risa Makino (Proejtkteam); Akira Ouchi / S.FORM (Tragwerksplanung); Kataokaken Ingenieurbüro (Generalplaner)
Bauherr/in: privat
Standort: Minamiboso, Präfektur Chiba, Japan
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Koichi Torimura