Confluence Park in San Antonio
Schalungen aus Fiberglaskomposit
Nicht nur als Erholungsort, sondern ebenso als Bildungsstätte verstehen die US-amerikanischen Planer von Lake Flato Architects und Matsys Design den gemeinsam entwickelten Confluence Park im texanischen San Antonio. Zuvor als Industrielager genutzt, schmiegt sich das Areal an den San Antonio River genau dort, wo sich der Nebenfluss San Pedro Creek mit ihm vereint (engl. confluence: Zusammenfluss). Die Vision des Bauherrn war, durch die Gestaltung der Parkanlage das Interesse der Besucher an der Natur zu wecken und sie anzuregen, Verantwortung für ihre Umwelt zu übernehmen. Um dem gerecht zu werden, entwarfen die Planer eine narrative und doch funktionale Form: einen Pavillon aus trichterförmig zusammengefügten Betonmodulen, unter denen die Parkbesucher Schutz vor Regen und Sonne finden. Die Gestalt ist Blütenblättern entlehnt; wie ihr natürliches Vorbild sammeln sie Regenwasser.
Gallerie
Auf dem knapp 1,5 Hektar großen, leicht hügeligen Gelände verteilt sind außer dem großen Pavillon ein Schulungszentrum, drei kleinere Satelliten-Pavillons sowie begrünte Felder, auf denen nachhaltige Bewässerungssysteme, das sensible Flusssystem und die regionale Flora erfahrbar werden. In den trichterförmig konzipierten Schalen des Pavillons läuft das Regenwasser hinab in unterirdische Zisternen. Dort wird es gesammelt und bei Bedarf gefiltert und weiterverwendet – beispielsweise für die Toilettenspülung oder die Bewässerungsanlagen. Insgesamt 22 Module in drei Größen bilden ein zusammenhängendes Gewölbesystem. Ihre Form und Anordnung entwickelten die Planer aus der sogenannten Kairoparkettierung, bei der kongruente Fünfecke zu einem Verlegemuster aus Sechsecken zusammengesetzt sind (die Bezeichnung rührt von einer historischen Straßenpflasterung der ägyptischen Hauptstadt). Im Confluence Park haben die Planer das Muster aus Fünfecken weiter zergliedert: Die Aufsicht der Module erweist sich als ein Netz aus Dreiecken, das Pavillondach hat unregelmäßige Konturen (Abb. 23). Die Pflasterung im Park basiert ebenfalls auf der Kairoparkettierung; ein verschlungenes Relief darin verweist auf die Mäander und Verzweigungen des San Antonio Flusses (Abb. 24).
Das nach der Initiatorin des Projekts, Estella Avery, benannte Schulungszentrum ergänzt den großen Pavillon als geschlossener Gebäudekomplex. Neben Toiletten und Lagerräumen beherbergt der eingeschossige Bau einen Klassenraum, dessen Südfassade sich mit raumhohen Holzläden vollständig zum Pavillon öffnen lässt. Ein Gründach soll ganzjährig ein angenehmes Raumklima aufrechterhalten, die darauf platzierte Photovoltaikanlage den Strombedarf vollständig decken. Mit einer zumeist orthogonalen Kubatur kontrastiert das Schulungszentrum mit den mehrfach gekrümmten Schalen des Pavillons. Dank der geringen Höhe und der begrünten Dachfläche fügt sich der Bau gut in die Landschaft. Die Betonwände sind innen wie außen roh belassen. Ein bandartiges Oberlicht an der Ostseite führt Zenitlicht in den Klassenraum.
Gerüste und Schalungen
Für die drei unterschiedlichen Trichtersegmente der Pavillons wurden die passenden Schalungen digital modelliert und in einer Produktionshalle aus einem Fiberglaskomposit hergestellt. Die sechs großformatigen Bauteile (pro Modul jeweils eine Schablone für die Außen- und die Innenseite), wurden zur Baustelle transportiert. Hier wurden die Schalwände in speziell angefertigten Stützkonstruktionen liegend aufgeständert, die Stahlbewehrungen positioniert und die Module anschließend gegossen. Nach dem Aushärten wurden die Schalungen entfernt, die Segmente per Kran aufgerichtet und an ihren Bestimmungsort gesetzt. Jeweils zwei von ihnen bilden einen Bogen und sind an der Scheitellinie über zwei Gelenkbolzen flexibel miteinander verbunden.
Im Gegensatz dazu wurde der für das Schulungszentrum aufgewendete Ortbeton in eine klassische Holzschalung gegossen. Form und Oberflächenbeschaffenheit der Betonfassade, auf der sich die Maserung und Lattung der Brettschalung klar abzeichnen, kontrastieren mit dem besonders glatten Sichtbeton der Blütenblattmodule.
Bautafel
Architekten: Lake Flato Architects, San Antonio / Austin; Matsys Design, Oakland
Projektbeteiligte: Rialto Studio, San Antonio (Landschaftsarchitektur); Architectural Engineers Collaborative, Austin (Tragwerksplanung); CNG Engineering, San Antonio (Haustechnik); Spawglass (Bauausführung); Kreysler & Associates, American Canyon (Schalungshersteller)
Bauherr: San Antonio River Foundation
Fertigstellung: 2018
Standort: 310 W Mitchell St, San Antonio, TX 78204, USA
Bildnachweis: Casey Dunn, Austin