Besuchszentrum einer Weinkellerei in Dobsice
Wein und Weite
Inmitten der Weinberge liegt die neue Weinkellerei Lahofer in Dobsice. Nur neun Kilometer entfernt von der Grenze zu Österreich lockt das Ensemble Weinliebhabende mit einem Besuchszentrum, dessen Architektur der Topografie und dem regelmäßigen Rhythmus der Rebzeilen Rechnung trägt. Geplant wurden die Neubauten vom Büro Chybik + Kristof Architects & Urban Designers aus Brünn.
Gallerie
In die Landschaft gebettet
Die Produktionsbereiche
von der Traubenpresse über die Fermentation bis zur Abfüllung und
Lagerung sind in zwei ineinander verschachtelten Hallen
unterschiedlicher Höhe untergebracht. In den für die Produktion des
Weines sensiblen Zonen sind die Räume klimatisiert und vom
Tageslicht abgeschirmt.
Als Anziehungspunkt hingegen ist der langgezogene schmale Riegel gestaltet, der in einem spitzen Winkel zu den Produktionshallen steht. Der Bau ist dreiseitig verglast und geht an der vierten Seite mit einem geschwungenen Dach in eine Freitreppe mit Sitzstufen über, die ihn mit den Hallen verbindet.
Im westlichen Bereich des Riegels ist das Besuchszentrum angeordnet. Dahinter schließen ein Halbgeschoss höher Büroräume an, die sich aufgrund der Hanglage nach Osten hin nochmals um eine halbe Etage nach oben entwickeln. Im Zwischenbereich zu den Hallen sind halb vergrabene Räume untergebracht, in denen Nebenräume und Küche sowie ein introvertierter Raum zur Weinverkostung zu finden sind.
Lichtes Gewölbe
Die Architektur des Besuchszentrums zeigt Bezüge zu den Gewölben der klassischen Weinkeller der Region. Sichtbetonbögen, auf denen eine geschwungene Betondecke aufliegt, erinnern an die traditionellen Formen, geben sich aber deutlich als zeitgenössische Elemente zu erkennen. Ihre Anordnung orientiert sich am Rhythmus der in Reihe gepflanzten Rebstöcke in der unmittelbaren Umgebung.
Die als Amphitheater gestaltete Freitreppe zwischen dem Besuchszentrum und den Hallen lädt zum Verweilen und Genießen ein – mit Blick nach Westen lässt sich dabei etwa das Farbspiel auf den Weinbergen bei Sonnenuntergang beobachten. Auch ein Rundgang auf dem Dach ist möglich. Zudem kann der Bereich für Veranstaltungen genutzt werden, wie ein Konzert im Rahmen der Eröffnung zeigte.
Schalung: Mehrfach gekrümmtes Deckenelement
Der
Rohbau des Riegels wurde – anders als der der Hallen – weitgehend
in Ortbeton erstellt. Die tragende Struktur bilden regelmäßig
angeordnete Wandscheiben mit großen Bogenöffnungen. Sie wurden mit
Trägerwandschalungen erstellt, die Öffnungen mithilfe von
gezimmerten Stützgerüsten und Schwerlaststützen ausgespart.
Die Scheiben zeichnen im Bereich des Besuchszentrums durch ihre Geometrie den Schwung der darauf auflagernden Betondecke vor, die oberseitig in das Amphitheater übergeht. Betoniert wurde mithilfe eines Stützgerüsts sowie gezimmerter Hilfskonstruktionen, die mit Schaltafeln belegt wurden. Nach dem Ausschalen zeigte die Decke eine unregelmäßige Oberfläche, die sich nun hinter dem Gemälde des tschechischen Künstlers Patrik Hábl verbirgt, der die Fläche mit erdigen Farben und Goldtönen gestaltete.
Schicht auf Schicht
Die über der Decke liegende, circa 20 cm dicke Dämmschicht besteht grundsätzlich aus EPS; an Stellen, wo oberhalb noch Bauteile auflagern sollten, verwendete man druckfeste XPS-Elemente. Über Abdichtungs- und Trennfolien sitzt eine weitere Schutzschicht aus 4 cm XPS, die von einer Drainagematte und einem Geotextil als Trennschicht bedeckt wird. Abschließend wurde auf die Konstruktion eine 8 cm dicke bewehrte Betonschicht aufgebracht; die darunterliegenden Schichten dienten dabei als Schalung.
Anschließend wurden die Sitzstufen verwirklicht. Um die
gewünschte Höhenstaffelung zu erreichen, ließ das ausführende
Unternehmen vor Ort auf der Baustelle Stahlbetonrippen schalen und
gießen. Diese aus mehreren vorgefertigten Einzelteilen
zusammengesetzten Elemente lagern teilweise auf kleinen Sockeln und
Ausgleichsschichten auf, die auf dem Betondach sitzen. Den
Holzbelag und die Stufen trägt eine Unterkonstruktion aus Stahl, die an
den Rippen befestigt wurde. -chi
Bautafel
Architektur: Chybik + Kristof Architects & Urban Designers, Brno
Projektteam: Ondřej Chybík, Michal Krištof, Lenka Vořechovská, Adam Jung, Hanka AlGibury, Karolina Holanková, Martin Holý, Vojtěch Kouřil, Ondřej Mundl, Matěj Štrba, Zuzana Záthurecká, Zuzana Pelikánová, Victor Cojocaru, Laura Emilija Druktenytė, Zuzana Lisoňová, Gabriela Voláková)
Projektbeteiligte: Hladík a Chalivopulos, Brno (Tragwerksplanung); Brestt Stavby, Brno-střed (Betonberatung und Ausführung); Patrik Hábl, Zlin (künstlerische Umsetzung Deckenbemalung)
Bauherrschaft: Vinařství Lahofer, Dobšice
Standort: Vinice 579, 671 82 Dobšice
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Alex shoots Buildings / Alexandra Timpau; Laurian Ghinitoiu; Pavel Bartak, Brno; Chybik + Kristof Architects & Urban Designers, Brno