Architektur in Afrika
Bautypen und Stadtformen südlich der Sahara
Dom publishers, Berlin 2021
256 Seiten, 430 Abb., Hardcover
Preis: 48 EUR
ISBN ISBN 978-3-86922-835-8
Architektur in Afrika – das ist in der Fachliteratur im deutschsprachigen Raum ein kaum beachteter Themenbereich. So hat man hierzulande fast ausschließlich Lehmhütten mit Strohdach vor dem geistigen Auge, wenn es um das Thema Bauen in Afrika geht. Das hat allerdings nur bedingt mit der Realität zu tun, wie Philipp Meuser in seinem Buch Architektur in Afrika. Bautypen und Stadtformen südlich der Sahara anschaulich darstellt.
Gleich in der Einleitung stellt der Autor klar, dass Afrika im Diskurs über urbane Lebensformen nicht länger außen vor gelassen werden kann. Schließlich stellen die Urbanisierungsprozesse auf dem afrikanischen Kontinent die weltweit größte stadtplanerische Herausforderung der Gegenwart dar: Prognosen zufolge werden die dortigen Ballungszentren bis 2050 um weitere 400 Millionen Menschen anwachsen und so neue Megacities entstehen lassen.
Doch die vorliegende Monografie ist mehr als ein Beitrag zu globalen Diskussion um zukunftsfähige Städte. Vielmehr hinterfragt Meuser nach mehrjärhigen Recherchen gängige Klischees und rückt die baukünstlerische Vielfalt südlich der Sahara in ein neues Licht. Auf diese Weise soll der Blick für indigene Architektur in Afrika geschärft und ein neuer Umgang mit einem Kontinent gefunden werden, der sich längst von Postkolonialismus, Korruption und Armut emanzipiert hat.
Philip Meuser systematisiert im zweiten der sieben reich bebilderten Kapitel die vielfältigen afrikanischen Bautypologien, die von kegeldachgekrönten Rundbauten über Pfahlbauten mit Satteldächern bis hin zu monumentalen Moscheen aus Lehm reichen. Im Folgenden führt er in die Architekturtheorie ein und geht in gesonderten Kapiteln schließlich auf die Urbanisierung sowie im siebten Kapitel auf die damit verbundenen Stadttypologien ein.
Komplettiert wird der Band von einem Kapitel zu modernen Bauten und einem Katalog. So werden Bauten ab den 1940er-Jahren vorgestellt und erläutert – darunter einige Beispiele, die den Gedanken des „International Style“ aufgreifen und mit neuer Leichtigkeit interpretieren. Der Katalog widmet sich weiterführend dem zeitgenössischen Bauen des 21. Jahrhunderts. Vorgestellt werden vielfältige Bauwerke, so etwa das Kulturzentrum Thread in Sinthian (Senegal), dessen geschwungene Dächer große Innenhöfe einrahmen; die mit Pultdächern und strenger Kubatur gestaltete Schule/Wohnanlage für AIDS-Waisen in Rakai (Uganda), oder auch die Impfstation in Konokono (Kenia), deren luftiges Dach an Insektenflügel denken lässt.
Die Texte des Buches gehen auf den ersten Band des
siebenbändigen englischsprachigen Kompendiums Architectural
Guide Sub-Saharan Africa zurück, das beim selben Verlag
erschienen ist. Die neue Ausgabe ermöglicht einer deutschsprachigen
Leserschaft einen direkten Zugang zur subsaharischen afrikanischen
Architektur und macht neugierig, mehr über das interessante Thema
zu erfahren.