Kurze Geschichte des Daches
Von der Urhütte zum Münchner Olympiastadion
Ein sicheres Dach über dem Kopf zu haben ist heute für die meisten Menschen in Industrienationen eine Selbstverständlichkeit. Der Weg dorthin begann mit einfachsten Mitteln und Materialien. Es entstanden je nach Klima, Zweck und Baustoff Dachhäuser (Schilfhütten, sogenannte Srefen) und Rundhäuser (siehe Bild 1) in unterschiedlichen Ausformungen. Mit der zunehmenden Sesshaftigkeit der Menschen und der Ausbildung handwerklicher Techniken entwickelten sich Konstruktion, Struktur und Oberfläche des Daches weiter.
Gallerie
Durch die Errichtung von Wänden wurden Dach und Raum voneinander
gelöst: Eine Vielzahl von Haustypen und Dachformen entstand.
Typisch für das römisch-bäuerliche Herdhaus war das Rofendach mit
Firstbalken. Tonnengewölbte Wohnhäuser aus leichtem Gussbeton (opus
caementitium) mit vulkanischen Baustoffen stellten die Vorläufer
der Großbauten der römischen Kaiserzeit (Trajansforum, Kolosseum,
Pantheon (Bild 2) u. a.) dar. Erst im Mittelalter wurde diese Form
wieder aufgenommen und weiterentwickelt.
Das germanische Langhaus (Bild 3) hingegen wurde in der Regel von
einem Sparrendach auf Pfostenringgestell überdacht. Das
Sparrendach und das Pfettendach bildeten den Ausgangspunkt für
zahlreiche Weiterentwicklungen, die ausgehend von speziellen
Bedürfnissen entstanden. Gängige Beispiele hierfür sind z. B. das
Kehlbalkendach, das Hängewerk
oder auch das Sprengwerk. Zudem etablierten sich über die
Jahrhunderte zahlreiche Mischformen.
Mit der Industrialisierung und der Entwicklung neuer Baustoffe und
Techniken sollten immer größere bauliche Dimensionen und
Spannweiten überbrückt werden. Die stützenfreie Überdachung großer
Flächen konnte mit Hilfe von folgenden Konstruktionen umgesetzt
werden:
- Skelettkonstruktionen (Kristallpalast, 1851, siehe Bild4)
- Räumliche Tragwerke (Flugzeughalle in Orbetello von Pier Luigi Nervi, 1939-41)
- Flächentragwerke (Bacardi-Fabrik, Cuautitlán von Félix Candela in Zusammenarbeit mit Ludwig Mies van der Rohe, 1960 (Bild 5 - allerdings L'Oceanogràfic, Valencia von Candela, 2001) und Tempodrom, Berlin von Gerkan, Marg und Partner, 2001, Bild 6)
Neben einer Vielzahl von neuen Möglichkeiten der Dachausbildung und -gestaltung haben die tradierten Konstruktionen weiterhin ihren festen Platz im modernen Baugeschehen.