Moderne Häuser in regionaler Tradition
Bewährte Bauformen neu interpretiert
DVA, Münchchen 2016
160 Seiten, 21,5 x 28,0 cm, gebundenes Buch mit Schutzumschlag, ca. 180 Farbfotos und 40 Grundrisse
Preis: 49,99 EUR
ISBN 978-3-421-03953-8
Regionales Bauen – was das genau ist, darüber streiten viele.
Denn bei Fertighausherstellern, aber auch bei Architekten und
Bauherren scheint der Begriff mitunter als Ausstattung eines Hauses
mit willkürlich gesetzten, dekorativen Elementen missverstanden zu
werden. Doch was regionale Bautradition historisch ausmachte und
idealerweise auch heutzutage noch ausmacht, sind Baukonstruktionen
und Bauverfahren, bei denen lokale Materialien und Bauweisen zum
Einsatz kommen. Diesem Thema widmet sich das Buch Moderne Häuser
in regionaler Tradition von Johannes Kottjé. Darin stellt er 21
neue Gebäude in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor, die
bewährte Bauformen neu interpretiert und in die heutige Zeit
transformiert haben.
Über Jahrhunderte hinweg ist eine regional geprägte Architektur
gewachsen, die sich an dem orientiert, was in der näheren Umgebung
verfügbar und für die jeweiligen klimatischen Bedingungen geeignet
ist. So setzte man Häuser auf feuchtem Untergrund lieber auf
Steinsockel, um den Bewohnern warme und trockene Füße zu
verschaffen, während sich bei hohen Schnee- und Windlasten weit
überstehende Dächer zum Schutz vor der Witterung bewährt haben. Je
nachdem, was in der Umgebung vorhanden war, nutzten die lokalen
Baumeister in unterschiedlichen Regionen jeweils andere Baustoffe.
Holzhäuser waren dementsprechend traditionell erste Präferenz in
waldreichen Gebieten, während Reetdächer typisch für küstennahe
Regionen sind und Schiefer für Dach und Wand dort als
prägender Baustoff zum Einsatz kam, wo der Abbau nicht weit
entfernt stattfand. Durch die Verwendung dieser unterschiedlichen
Baustoffe und die Anpassung der Gebäudeform an die klimatischen
Bedingungen entwickelte sich eine wiedererkennbare, regionale
Architektursprache mit typischen Bauformen. Diese entspricht in
vielerlei Hinsicht den heutigen Ansprüchen an Nachhaltigkeit, wie
Johannes Kottjé aufzeigt.
Der Autor betont, dass diese Anpassung überlieferter Bauweisen an
die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts keineswegs einen Bruch
mit den regionalen Bautraditionen darstellt, da die Bauformen zu
keinem Zeitpunkt statisch waren, sondern sich beständig
weiterentwickelten. Deshalb, so die Kernaussage des Buches, gehe es
beim regionalen Bauen nicht darum, historisierend nachzuahmen.
Vielmehr seien Proportionen, Maßstäblichkeit sowie Material und
Konstruktion die prägenden Elemente, um ein harmonisches
Miteinander von Alt und Neu zu schaffen.
Dementsprechend ist allen vorgestellten Projekten des knapp 160
Seiten umfassenden, reich bebilderten Buches gemeinsam, dass sie
bei der Wiederentdeckung alter, bewährter Bauweisen und Materialien
durchaus neue Wege gehen. Das Spektrum reicht vom dörflichen
Wohnhaus mit Nebengebäude in Unterfranken über ein Atriumhaus in
der Eifel, einem Stadthaus in Regensburg oder einer Villa im
Chiemgau bis hin zu einem ganz in Reet eingepackten Gebäudetrio an
der Ostsee, das wir im Baunetz Wissen Nachhaltig Bauen vorgestellt
haben.
Zusammen mit der anregenden Einführung sowie Kurzinterviews an vier
Architekten zur Frage „Regional bauen – aber wie?“ bieten die
vorgestellten Projekte kurze, aber informative Einblicke, was
gegenwärtig mit Holz, Schiefer, Glas, Reet oder Backstein unter
geneigten Dächern machbar ist.