U-Werte bei geneigter Verglasung
Je stärker die Glasneigung desto höher der Wärmeverlust durch Konvektion
Der Dämmwert für Fenster wird für den senkrechten Einbaufall
ermittelt. Die Angaben der Hersteller für den Wert der Scheibe
(Ug-Wert) beziehen sich auf das Rechenverfahren nach EN 673 Glas
im Bauwesen – Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten
(U-Wert) – Berechnungsverfahren. Hier wird, wie auch beim
Messverfahren nach DIN EN 674 Glas im Bauwesen – Bestimmung
des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) – Verfahren mit dem
Plattengerät, ein senkrechter Einbau der
Mehrscheiben-Isolierglasscheibe vorgeschrieben. Auch die
Energieeinsparverordnung (EnEV) bezieht sich mit ihrem Verweis auf
„nationale Bemessungswerte“ (DIN V 4108-6 Wärmeschutz und
Energie-Einsparung in Gebäuden - Teil 6: Berechnung des
Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarf) auf den
senkrechten Einbaufall.
Gallerie
Die Wärmeverluste durch Strahlung liegen bei unbeschichteter
Mehrscheiben-Verglasung bei 67%. Dank der seit den 1990er Jahren
verwendeten Silberbeschichtung konnte dieser Wärmeverlust um 60%
verringert werden (Wärmeschutzverglasung). Die übrigen
Wärmeverluste werden durch den Scheibenzwischenraum (SZR)
beeinflusst. Dort entsteht die Wärmeleitung durch Konvektion.
Gas (Argon oder Krypton) erschwert die Wärmeleitfähigkeit.
Die Konvektion im Scheibenzwischenraum ist abhängig vom
Einbauwinkel der Scheibe. Ist die Einbaulage waagerecht und
verläuft der Wärmestrom nach unten, entsteht keine
Konvektionswirkung, bei der waagerechten Überkopfverglasung ist sie
am größten. Die Auswirkungen und Berechnungswege für den
tatsächlichen U-Wert liegender Fenster wie Dachflächenfenster beschreibt Thomas Königstein
in seinem Artikel „Geneigt ist anders“ in Bauen + Energie, Ausgabe
1/2013. Darin weist er nach, dass ein Dachflächenfenster mit
Blendrahmenaußenmaßen von 1,14 x 1,40 m, welches nach
Herstellerangaben einen Uw-Wert von 1,3 W/(m²K) besitzt, einen
tatsächlichen eingebauten Wert von lediglich 1,62 W/(m²K) aufweist.
Dieser Umstand findet keine Berücksichtigung in der EnEV. Bei
Passivhausberechnungen mit dem Rechenprogramm des
Projektierungspaketes (PHPP) erscheint allerdings der unauffällige
Hinweis „Glasneigung nicht 90°, bitte Ug manuell anpassen!“. Die
Ug-Werte der Verglasungen in Abhängigkeit zur Einbauneigung können
von den Herstellern telefonisch erfragt werden oder werden auf
deren Internetseiten zur Verfügung gestellt.