Energiesparende Gebäude/Gebäudestandards
Vom Niedrigenergiehaus zum Plusenergiehaus
Gallerie
Die Qualität eines Neubaus aus energetischer Sicht wird heute
über den Heizenergieverbrauch bestimmt. In den meisten privaten
Haushalten machen die Heizkosten den höchsten Anteil der
Betriebskosten aus. Ein Drittel des gesamten
Primärenergieverbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland wird für
Heizung und Warmwasser aufgewendet.
Im Gebäudebestand liegt der durchschnittliche Heizenergieverbrauch
bei 220 bis 280 kWh/m² im Jahr. Mit dem rechnerisch ermittelten
Energieverbrauch erhält man die Energiekennzahl für ein
bestehendes oder geplantes Gebäude. Bei Bestandsgebäuden lässt sich
diese auch über den tatsächlichen Verbrauch errechnen. Die
Energieeinsparverordnung verlangt das (rechnerische) Erreichen
eines durchschnittlichen Heizenergieverbrauchs von etwa 100 kWh/m²
im Jahr.
Folgende Gebäudetypen stehen für den besonders sparsamen Umgang mit
Energie:
- Das Niedrigenergiehaus sollte den vorgegebenen Standard
der EnEV um 30% unterschreiten. Der Begriff wurde 1990 eingeführt
und bezieht sich daher häufig auf Anforderungen früherer
Standards.
- Die Energiesparhäuser KfW 40, 60 und 70 fordern eine
Energiekennzahl von 40, 60 und 70 kWh/m² im Jahr. Diese
Begrifflichkeit bezieht sich auf die EnEV 2007.
- Mit der Einführung der EnEV 2009 wurden die Anforderungen an
den Gebäudestandard nochmals um 30% angehoben. Damit wurde das
ehemalige KfW 70 Haus zum Mindeststandard für Neubauten.
Dieser mittels Referenzgebäudeverfahren errechnete Standard steht
seither für 100% und die als Effizienzhaus bezeichneten
Abstufungen beziehen sich auf diesen 100%- Wert.
- In Anlehnung an die Diskussion um das 3-Liter-Auto hat das
Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) Ende der 90er Jahre das
3-Liter-Haus entwickelt. Dieses Haus soll nur so viel
Primärenergie pro Quadratmeter und Jahr verbrauchen, wie in drei
Litern Heizöl enthalten sind, also etwa 30 kWh. Der Name
3-Liter-Haus ist durch das Fraunhofer IBP markenrechtlich
geschützt.
- Mit 15 kWh/m² und Jahr Enendergiebedarf ist das
Passivhaus der momentan führende Standard. Damit liegt es um
90% besser als der durchschnittliche Gebäudebestand. Das Heizen des
Gebäudes erfolgt passiv. Alle Energiequellen, die im Hausinneren
anfallen, werden genutzt – von der einstrahlenden Sonne bis hin zur
Abwärme der Bewohner oder Lichtquellen. Dies erfordert die genaue
Planung und Ausrichtung von Gebäude, Gebäudehülle und Fenstern
sowie eine wärmebrückenfreie Konstruktion.
- Die Weiterentwicklung zur Senkung des Energieverbrauchs ist das
Nullenergiehaus, auch nearly zero-energy-building
oder Niedrigstenergiehaus genannt. Das bedeutet nicht etwa,
dass das Haus keine Energie verbraucht, sondern, dass seine von
außen zugeführte, verbrauchte Energie aufgewogen wird, durch seine
selbsterzeugte (z.B. PV, Solarthermie) Energie. Es handelt sich
immer um rechnerische Werte, dies ist besonders zu beachten, wenn
ein Gebäude mit „erzeugt mehr als es verbraucht“ beschrieben wird.
Ab 2020 sollen alle Gebäude als Niedrigstenergiehäuser errichtet
werden. Ihr Energiebedarf soll möglichst gering sein, die
Energieversorgung soweit wie möglich aus erneuerbaren
Energiequellen stammen.
- Die Entwicklung geht noch weiter, zu einem Haus, das mehr Energie erzeugt, als es verbraucht: das Plusenergiehaus. (Auch hier gilt: Fast immer handelt es sich um rechnerische Werte, selten sind die Gebäude völlig autark von Energieunternehmen.) Gebaute Beispiele sind das drehbare Solarhaus Heliotrop in Merzhausen von 1994 oder der Gewinner des Solar Decathlon 2007 und 2009, entwickelt von der TU Darmstadt.