Ateliers auf Fogo Island

Inselanlagen an der kanadischen Küste

Schroffe, felsige Granitsteine prägen das karge und windgepeitschte Küstenbild einer kleinen, abgelegenen Atlantikinsel 12 km nordöstlich der kanadischen Küste Neufundlands. Die Rede ist von Fogo Island. Hier scheint das Leben seit Jahren stillzustehen – die Jobs sind rar, die Wirtschaft stagniert. Um das kleine Eiland Touristen schmackhaft zu machen, wurde das Förderprogramm Fogo Island Arts Corperation ins Leben gerufen, mit dem die Tradition, Kunst und Kultur der Einheimischen aufrecht erhalten und an die Öffentlichkeit getragen werden sollen.

Gallerie

Im Zuge dessen plante das norwegische Büro Saunders Architecture in Zusammenarbeit mit den kanadischen Sheppard Case Architekten sechs markant geformte Künstlerateliers an abgelegenen Orten rund um die Küste der Insel verteilt. Bereits 2010 wurde das Long Studio fertiggestellt. Es folgten das Squish Studio, das Bridge Studio und das Tower Studio, zwei weitere Bauten sind geplant.

Trotz der unterschiedlichen Gebäudeformen haben die Ateliers Gemeinsamkeiten. Sie sind allesamt nur über den Fußweg durch unwegsames Gelände zu erreichen. Aus diesem Grund musste auch bei ihrer Errichtung größtenteils auf schweres Gefährt zum Transport der Materialien verzichtet werden. Zum Schutz vor der Brandung wurden die kleinen Häuser auf Pfählen, etwa einen halben Meter über der Erde, errichtet. Der Insel zeigen sie größtenteils die kalte Schulter – meist öffnen sich die aus heimischem Fichtenholz und unterschiedlich farbig gestalteten Fassaden zum Atlantischen Ozean.

Das Long Studio ist flächenmäßig mit 130 m² das größte aller Gebäude. Der eingeschossige Flachdachbau erstreckt sich auf einer Länge von knapp 30 m ostwärts gen Ozean. Über eine großzügige Terrasse im Westen betritt man das 5,00 m breite Studio, welches aus lediglich einem Raum besteht. Auf der nördlichen Längsseite wurde ein knapp 1,00 m breiter „Versorgungsstreifen“ angelegt, in dem Technik-, Lager- und Sanitärbereiche sowie eine Pantryküche untergebracht sind. Mithilfe von Schiebeelementen lassen sich die Bereiche je nach Bedarf öffnen oder zu einer homogenen Fläche schließen. Großflächige Verglasungen auf den Schmalseiten des Baus und eine dreieckige Öffnung im Dach belichten den Innenraum. Abgesehen davon ist der Öffnungsanteil in der Fassade sehr gering. Einzig auf der Südseite im Bereich der Terrasse bricht die dunkelgraue Gebäudehülle auf und gibt den Blick aufs weite Meer frei.

Weiter ostwärts wurde das Squish Studio errichtet. Markantes Merkmal des leuchtend weißen Baukörpers ist das einseitig stark abfallende Dach. Von Süden her ankommend, gelangt man in das Innere des 28 m² großen Studios. Sanitär- und Küchenbereich sind hier direkt neben dem Eingang angeordnet, sodass die restliche Fläche frei bespielt werden kann. Gen Norden öffnet sich die Fassade mit einem großen Fenster. Zusätzlich belichten drei weitere schmale Öffnungen auf der Ostseite sowie eine auf der Westseite den Innenraum.

Einzig über einen langen, schmalen Steg gelangt man zum Bridge Studio, welches auf über 3,00 m hohen Pfählen vor einem abfallenden, felsigen Abhang an einer kleinen Bucht erbaut wurde. Das hellgraue Gebäude mit großem, südlich ausgerichtetem Panoramafenster hat im Inneren eine Grundfläche von knapp 29 m² und besteht wie seine Vorgänger aus nur einem Raum. Allerdings sucht man hier Sanitär- und Küchenbereiche vergebens, diese gibt es hier nicht. Lediglich ein kleiner Holzofen sorgt für heimelige Wärme.

Das schwarze Tower Studio bildet eine Art Landmarke in der abgelegenen Wildnis, da es sich mit seinen drei Geschossen auf insgesamt über 10 m in die Höhe streckt. Die eigentlich quadratisch ausgeformten Einzelgeschosse wurden etwas abgewandelt, sodass zwei Knicke entstehen, die dem Gebäude seine unverkennbare äußere Form geben. Von Richtung Süden gelangt man in das Innere des turmartigen Ateliers. Hier sind nach Westen hin ein kleiner Küchen- und ein Sanitärbereich angeordnet. Über eine nördlich gelegene Treppe gelangt man in das Studio, welches sich im 1. OG befindet. Im obersten Geschoss ist der Schlafbereich untergebracht. Belichtet werden die Etagen über eine einzige, zwischen dem 1. Und 2. OG angelegte, dreieckig ausgeführte Verglasung und über die gläserne Tür im Eingang des EGs.

Gebäudetechnik
Alle Ateliers wurden als autarke Einheiten, sogenannte Inselanlagen, konzipiert – vollkommen unabhängig von der restlichen Wasser- und Stromversorgung auf Fogo Island. Letztere soll über eine gen Süden aufgeständerte Photovoltaik-Anlage gewährleistet werden, mit der ein jedes Häuschen ausgestattet ist. Die in einiger Entfernung zu den Gebäuden errichteten Anlagen haben eine Fläche von rund 16 m² und setzen sich aus zehn Modulen zusammen, die aus monokristallinen Siliziumzellen (156 x 156 mm groß) bestehen. Die installierte Anlagenleistung von 1.790 Wp soll den anfallenden Strombedarf in jedem Atelier decken.

Herkömmliche Toiletten, Waschbecken, Duschen oder andere wasserbetriebene oder -ableitende Sanitärelemente sucht man in den kleinen Gebäuden vergebens. Lediglich die Pantry des Long Studios ist mit einer Spüle und einem Wasserhahn ausgestattet. Das für deren Betrieb notwendige Wasser wird auf der 211 m² großen Dachfläche des Ateliers gesammelt und in Tanks gelagert, welche im „Versorgungsstreifen“ untergebracht sind. Bei den anderen drei Ateliers müssen vor jedem Aufenthalt die Wasservorräte mitgebracht werden.

Alle Studios sind mit einer strombetriebenen Komposttoilette ausgestattet, die ohne Wasser funktioniert. Die anfallenden Fäkalien (Urin und Exkremente) werden getrennt voneinander in Sammelbehältern aufgefangen, die mit Rindenmulch oder Stroh gefüllt sind. Hier werden sie für die spätere Verwertung durch Kompostierung aufbewahrt. Spezielle Hygieneklappen sorgen für den ordnungsgemäßen Verschluss der Behälter, sodass die mögliche Geruchsbelastung minimiert wird. Eine zusätzliche Entlüftung an der oberen Rückseite der Toilette, die prinzipiell wie ein Schornstein funktioniert, führt die gebrauchte Luft über eine Öffnung in der Außenwand ab. Durch diese Art des Auffangens von Fäkalien und deren späterer Kompostierung wird kein Wasser verbraucht und kein Abwasser produziert. Zudem kann auf den Einsatz von Chemikalien gänzlich verzichtet werden.

Für eine heimelige Atmosphäre an kühleren Tagen sorgt ein kleiner schwarzer Ofen, der in jedem Studio aufgestellt wurde und nach Bedarf mit Holz befeuert werden kann.

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