Wohnungslüftungsanlagen

Die Hülle von Neubauten oder sanierten Gebäuden ist heutzutage meist sehr luftdicht ausgeführt, um Wärmeverluste zu minimieren. Umso wichtiger ist es deshalb, die Innenräume regelmäßig zu lüften. Das kann über die Fenster geschehen, allerdings geht dabei viel wertvolle Wärmeenergie verloren. Empfehlenswert ist deshalb der Einbau einer Lüftungsanlage, mit der für gute Luftqualität in Wohnräumen gesorgt sowie übermäßiger Feuchtigkeit und damit der Bildung von Schimmelpilzen vorgebeugt werden kann. Neubauten sollten mit einer Lüftungsanlage ausgestattet werden, ebenso sollte Bauherren bei einer energetischen Sanierung den Einbau eines Lüftungssystems in Betracht ziehen. Mit Förderprogrammen lassen sich die Anschaffungskosten verringern.

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Wärmerückgewinnung (WRG)

Im Vergleich zu einer Fensterlüftung vermeidet eine Wohnungslüftungsanlage über fünfzig Prozent Wärmeverluste. Verfügt sie zudem über eine Wärmerückgewinnung (WRG) ist die Energieeinsparung noch deutlich größer. Bei derartigen Systemen wird die Wärme aus der Abluft entzogen und für der Zuluft zugeführt, sodass ein Wärmerückgewinnungsgrad von 80 bis 90 Prozent erreicht werden kann. Eine weitere Möglichkeit zur Energieeinsparung bietet die Vorerwärmung der angesaugten Außenluft durch einen Erdwärmetauscher. Er sorgt zudem dafür, dass die WRG frostfrei bleibt und kann im Sommer sogar die Außenluft kühlen.

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Raumluftqualität

Durch die Atmung von Mensch und Tier reichert sich CO2 in der Raumluft an. Durch Kochen, Duschen oder Waschen steigt zudem die Luftfeuchtigkeit. Und auch Möbel und andere Materialien in der Wohnung können Schadstoffe ausdünsten, besonders wenn sie neu sind. Um die Qualität der Luft im Auge zu behalten, lassen sich spezielle Sensoren in ein Wohnungslüftungssystem integrieren, zum Beispiel CO₂-Sensoren, durch die automatisch eine verstärkte Lüftung ausgelöst wird, wenn die Raumluft an Qualität verliert. Solche Sensoren sind heute oftmals auch in dezentralen Lüftungsgeräten vorhanden. Umgekehrt ist es möglich, durch entsprechende Filter Schadstoffe oder Pollen und Viren aus der Außenluft herauszufiltern.

Arten und Systeme

Die baulichen Rahmenbedingungen, aber auch das zur Verfügung stehende Budget bestimmen, welches System in einem Neubau oder bei einer Sanierung eingebaut werden kann. Geregelt ist die Wohnraumlüftung in der DIN 1946-6: Raumlufttechnik - Teil 6: Lüftung von Wohnungen - Allgemeine Anforderungen, Anforderungen an die Auslegung, Ausführung, Inbetriebnahme und Übergabe sowie Instandhaltung. Dabei gibt es verschiedene Arte die Raumluftqualität zu verbessern, etwa über Lüftungselemente im Fensterrahmen, Durchlässe in der Außenwand oder gestützt durch Ventilatoren. Für fensterlose Räume in einer Wohnung gelten die Anforderungen nach DIN 18017-3: Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster - Teil 3: Lüftung mit Ventilatoren.

Grundsätzlich lässt sich die Wohnraumlüftung unterscheiden in:

Lüftung über Abluftanlagen
Fensterlose Räume, meist also Bäder, Toiletten und Nebenräume, können mit einer freien Schachtlüftung, mechanischen Einzellüftern oder zentralen Abluftanlagen belüftet werden. Ihre Ausführung ist in DIN 18017-3 beschrieben. Bei dieser einfachen und preiswerten Art der kontrollierten Wohnungslüftung werden die Nasszellen oftmals als zentrale Abluft einer ganzen Wohnung genutzt. Ein zentraler oder mehrere dezentrale Ventilatoren saugen die Luft aus Küche, Bad oder Toilette über Gitter oder Tellerventile ab und blasen die Abluft über das Dach nach draußen. Die Luft strömt über die Türen zu diesen Räumen nach, die dann nicht luftdicht ausgeführt sind und etwa durch einen schmalen Spalt am unteren Rand oder ein Lüftungsgitter offenbleiben. In der Wohnung muss es folglich Außenluftdurchlässe in den Außenwänden oder Fenstern geben, durch die die Frischluft nachströmen kann. Außenluftdurchlässe sind schallgedämmt auszuführen. Durch das Absaugen entsteht in der Wohnung ein geringfügiger Unterdruck, sodass die Außenluft im Querlüftungsprinzip von den Wohn- und Schlafräumen (Zuluftzone) mit bester Luftqualität hin zu den Feuchträumen (Abluftzone) strömt. Überströmzonen sind Eingangsbereich, Flure und offene Treppen. Feuchtegeregelte Abluftanlagen lüften besonders effizient.

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Lüftung über Zu-/Abluftanlagen
Ebenfalls nach dem Querlüftungsprinzip arbeiten Zu-/Abluftanlagen. Zusätzlich zum Abluftsystem kommen ein zweites Kanalnetz, das vorzugsweise in Decken und Installationsschächten verlegt wird, und ein Zuluftventilator hinzu, der die Außenluft zentral ansaugt. Bei Zu-/Abluftanlagen ist bereits eine Wärmerückgewinnung (WRG) möglich. Dann wärmt die Abluft die frische Zuluft im Vorbeiströmen vor und verringert damit den Heizenergiebedarf.

Dezentrale Lüftung
Bei der dezentralen Lüftung über Einzellüftungsgeräte gibt es mittlerweile verschiedene, gerade für den Wohnungsbau interessante Systeme, teils mit smarter Steuerung ausgestattet.

  • Dezentrale Lüftungsgeräte, deren Ventilatoren nur in eine Richtung blasen, sind heute im Grunde nur noch für die Entlüftung von Bädern (hohe Feuchtigkeitsbelastung) oder etwa bei an die Außenluft angeschlossenen Dunstabzugshauben (hohe Geruchs- und Schadstoffbelastung) sinnvoll, da mit ihnen die wichtige Wärmerückgewinnung nur eingeschränkt möglich ist.
  • Eine moderne dezentrale Wohnungslüftung erfolgt mittels Pendellüftern, die bidirektional arbeiten. Dabei wird die verbrauchte Innenraumluft über einen Wärmetauscher, der die in der Abluft enthaltene Wärmeenergie speichert, nach außen und anschließend die Frischluft über den Wärmetauscher nach innen geblasen. In diesem System arbeiten mehrere Lüftungsgeräte zusammen, indem sie per Funk verbunden werden. Während ein Gerät also die Frischluft hineinbläst, bläst das andere die verbrauchte Luft gleichzeitig hinaus. Dazu sind in der Regel mindestens zwei Lüftungsgeräte pro Raum nötig.
  • Manche Systeme arbeiten mit nur zwei Lüftungsgeräten pro Wohnung, wobei die Räume untereinander ebenfalls durch Lüftungsgeräte verbunden sind, wodurch ein Austausch der Luft in der ganzen Wohnung gewährleistet wird.

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Kontrollierte Wohnungslüftung (KWL)/Zentrale Lüftung
Die mechanische Zentrallüftung von Wohnungen, also mit einem zentral aufgestellten Lüftungsgerät, mit dem alle Räume über Leitungen verbunden sind, wird auch als kontrollierte Wohnungslüftung (KWL) bezeichnet. Sie bewegt über Sensoren gesteuerte Luftvolumenströme und gewährleistet damit eine gute Innenluftqualität, -hygiene und -temperatur sowie eine effiziente Wärmerückgewinnung. Eine KWL kann als zentrales oder dezentrales Lüftungssystem eingerichtet sein. Bei zentralen Systemen sorgen dezentrale Ventile und Außenwanddurchlässe für die Belüftung der Räume. Da sich zentrale Geräte meist in der Nähe des Heizsystems befinden, kann die Energie aus der Abluft auch für die Bereitung des Warmwassers genutzt werden. Dezentrale Systeme funktionieren wohnungsweise, wobei es Systeme mit einem zentralen Gerät pro Wohnung bis hin zu einzelnen, miteinander kommunizierenden Geräten gibt (siehe „Dezentrale Lüftung“).

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Kompaktgeräte für Lüftung/Heizung/Warmwasser/Kühlen
Noch einen Schritt weiter als die zuvor genannten Systeme gehen die Kompaktgeräte, die zum Lüften, Heizen, Kühlen und zur Warmwasserbereitung in Passiv- und Niedrigenergiehäusern eingesetzt werden können. So wird die Wärmeenergie der Abluft für eine Luft/Luft-Wärmepumpezur Verfügung gestellt, die damit Wärme zum Heizen oder zur Warmwasserbereitung erzeugt. Die Heizwärme wird dann über das Lüftungssystem im Haus wieder verteilt, ein separates, wassergeführtes Heizsystem (Radiatoren oder Fußbodenheizung) ist nicht nötig. Kompaktgeräte können von thermischen Solaranlagen und Erdwärmepumpen unterstützt werden.

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Wartung des Kanalnetzes und der Filter

Lüftungskanäle sollten einen geringen Strömungswiderstand aufweisen, glattwandig und gut zu reinigen sein. Sie bestehen zumeist aus verzinktem Stahlblech, Faserzement oder Kunststoff. Flexible Rohre oder Schläuche sind nur in Ausnahmefällen für den Anschluss von Luftdurchlässen und Ventilatoren zulässig. Zuluftkanäle und Küchenstränge benötigen Reinigungsöffnungen, damit sie gewartet und gereinigt werden können. Wie oft das Kanalnetz gereinigt werden muss, hängt von der Anlage, vom Staubanfall und Art des verwendeten Filters ab. Die Notwendigkeit der Reinigung zeigt sich bei der Wartung, die spätestens nach drei Jahren fällig ist. Die Filter sollten jährlich gewechselt werden.

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Planung einer Lüftungsanlage

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Dezentrale Lüftungsgeräte sorgen für den nötigen, kontinuierlichen Luftaustausch mit Wärmerückgewinnung.

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Förderung auf einen Blick

GEG-Systemberater: Die gewünschte Haustechnik auswählen und schnell die bestmöglichen Förderungen ermitteln.

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