Bestandteile von Lüftungsanlagen
Ventilatoren, Luftkonditionierer, Luftfilter, Schalldämpfer und Luftklappen
Raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) dienen dazu, die Zuluft bzw. deren Qualität und Temperatur zu beeinflussen. Sie sind meist als zentrale Anlage eingerichtet, aber auch dezentrale Lösungen mit Einzelgeräten, die digital miteinander verbunden sind, sind machbar. Lüftungsanlagen sind nach dem Baukastenprinzip aufgebaut. Je nach Anforderungen an die Raumluft, den Schall- und Brandschutz sowie die räumlichen Voraussetzungen werden also die notwendigen Bauteile ausgewählt, miteinander kombiniert und dimensioniert. Vor allem vor dem Hintergrund des Klimaschutzes und der damit zu erreichenden Klimaschutzziele kommt der Planung einer Lüftungsanlage eine große Wichtigkeit zu, da moderne Anlagen nicht nur die Luft ideal konditionieren, sondern auch möglichst wenig Energie benötigen und Ressourcen verbrauchen.
Gallerie
Ventilatoren
Jede RLT-Anlage enthält mindestens einen Ventilator. Er ist das Herz der Anlage und das wichtigste Bauteil. Der Ventilator ist eine Strömungsmaschine, die bei einem bestimmten Volumenstrom die Luft durch die Anlage befördert. Dabei erzeugt sie eine Druckerhöhung, die den Strömungswiderstand aller Teile der Anlage überwindet. Da der Ventilator den meisten Strom in der Lüftungsanlage verbraucht, muss er sorgfältig dimensioniert werden (Wirkungsgradoptimum). Je nach Aufbau wird zwischen drei Bauformen unterschieden:
- Axialventilator mit/ohne Leitrad oder als
Gegenläufer
In der Art der Luftbewegung ähnelt der Axialventilator einem Flugzeugpropeller. Die Luft strömt axial ein und aus. Verwendung findet diese Bauform vor allem bei großen Volumenströmen (Luftmengen) und kleinen bis mittleren Drücken. Eingesetzt werden Axialventilatoren etwa auch als Wandventilatoren für Fenster- und Wandeinbau, als Tisch- und Deckenventilatoren sowie zur Tunnelentlüftung. - Radialventilator mit Laufrädern mit vorwärts- oder
rückwärtsgekrümmten Schaufeln
Der Radialventilator ähnelt im Aufbau einer Trommel. Das Einströmen der Luft verläuft axial, das Ausströmen radial. In RLT-Anlagen wird diese Bauform am häufigsten verwendet. Die Geräte können ein- oder zweiseitig saugen. Eingesetzt werden sie bei hohen Drücken. Neben dem Einsatz in RLT-Zentralgeräten für die Wohnungs- und Bürolüftung findet man sie häufig in Dachlüftern wieder. - Querstrom- oder Tangentiallüfter
Diese ähneln einer Walze. Das Ein- und Ausströmen der Luft erfolgt radial. Querstrom- oder Tangentiallüfter werden bei hohen Drücken und geringem Platzverbrauch eingesetzt, etwa in Klimatruhen, Heizlüftern, oder Luftschleieranlagen.
Heiz- und Kühlregister
Heiz- und Kühlregister, auch Lufterhitzer/-kühler
genannt, sind Wärmetauscher, die zum Erwärmen bzw. Kühlen
der Zuluft eingesetzt werden. Lamellenrohr-Lufterhitzer/kühler
(Rippenrohr-Register) bestehen aus berippten Rohren (Lamellen). Sie
sind nebeneinander und hintereinander zu einem Lufterhitzer
zusammengesetzt. In den Rohren fließt das Heiz- oder Kühlmedium wie
z. B. Dampf, Heiß- oder Kaltwasser. Die Luft strömt quer zu den
Rohren durch das Bauteil. Weitere Bauarten sind Elektrolufterhitzer
und gasbetriebene Lufterhitzer. Als Luftkühler werden auch
Direktverdampfer eingesetzt. In ihnen zirkuliert ein Kältemittel.
Sinnvoll zur Konditionierung der Zuluft ist auch der Einsatz einer
Wärmerückgewinnung, bei der die in der Abluft vorhandene
Wärmeenergie in einem Wärmetauscher gespeichert und auf die Zuluft
übertragen wird. So kann bis zu 98 Prozent der Wärmeenergie
zurückgewonnen werden, wodurch im Vergleich zur herkömmlichen
Fensterlüftung zwanzig bis dreißig Prozent Heizenergie eingespart
werden.
Luftbefeuchter
Luftbefeuchter halten den Feuchtegehalt der Luft auf einen
bestimmten Wert. Sie befeuchten diese im Kanal mit Wasser oder
Dampf. Die Geräte sind hygienisch besonders sensible Bauteile, die
deshalb regelmäßig gereinigt und gewartet werden müssen. Beim
Umlaufsprühbefeuchter (Luftwäscher) befindet sich das
Befeuchtungwasser in einer offenen Wanne. Die Umwälzpumpe versprüht
das Wasser aus der Wanne über Befeuchterdüsen/Düsenstöcken im
Befeuchtergehäuse. Luftwäscher werden mit Umlaufwasser betrieben,
das ständig desinfiziert wird. Beim Dampfluftbefeuchter wird
Wasserdampf in den Luftstrom eingeblasen.
Eigendampfbefeuchter werden mit Strom betrieben.
Druckdampferzeuger sind an eine zentrale Kesselanlage
angeschlossen. Um Kondensatbildung im Luftkanalsystem zu vermeiden,
muss die Befeuchtungsstrecke ausreichend dimensioniert werden.
Filter
Luftfilter in RLT-Anlagen reinigen die Frischluft und Umluft nach
hygienischen Anforderungen für die Raumluft, um die Menschen im
Innenraum vor Verunreinigungen zu schützen (Insekten, Staub,
Pollen, etc.). Sie schützen aber auch die Maschinen, etwa die
Anlagenteile wie Ventilator oder Wärmetauscher vor Verschmutzung.
Die DIN EN ISO 16890-1: Luftfilter für die allgemeine
Raumlufttechnik - Teil 1: Technische
Bestimmungen, Anforderungen und Effizienzklassifizierungssystem,
basierend auf dem Feinstaubabscheidegrad (ePM) teilt die Filter
in die drei Filtergruppen PM 1, PM 2,5, und PM 10 (PM steht für
„Particulate Matter“, also Feinstaub). Diese geben die Leistung
eines Filters nach dessen Abscheidegrad gegenüber Partikelgrößen
von 0,3 bis 10 Mikrometer an. Die Gruppe PM 1 erfasst
Partikelgrößen bis ≤1 Mikrometer (z. B. Viren, Verbrennungs- und
Naopartikel), entsprechend erfasst die Gruppe PM 2,5 Partikel bis
≤2,5 (z. B. Bakterien, Pilze) bzw. die Gruppe PM 10 bis ≤10
Mikrometer (z. B. Pollen, Stäube, grobe Partikel). In RLT-Anlagen
mit normaler Luftbehandlung kommen überwiegend
Taschenfilter, selten Kassettenfilter zum Einsatz.
Aktivkohlefilter werden in RLT-Anlagen zur
Beseitigung von Gerüchen z.B. in Küchen oder Restaurants
eingesetzt. Wichtig ist der regelmäßige Tausch bzw. die regelmäßige
Erneuerung oder Säuberung der Filter. Druckschalter in größeren
Anlagen melden, wenn aufgrund einer erhöhten Druckdifferenz in der
Anlage die Filter verschmutzt sind.
Schalldämpfer
Die größte Schallquelle eines Lüftungsgerätes ist der Ventilator.
Deshalb werden Schalldämpfer möglichst nahe hinter dem Ventilator
eingebaut. Man unterscheidet zwischen
Absorptions-Schalldämpfer, Drossel- Schalldämpfer und
Resonanz-Schalldämpfer. Standard sind
Absorptions-Schalldämpfer, in denen mit Dämmmaterial ausgefüllte
Schalldämpferkulissen angeordnet sind, deshalb auch die alternative
Bezeichnung Kulissenschalldämpfer. Wenn nebeneinander
liegende Räume innerhalb eines Gebäudes mit einzelnen Abzweigen
durch gemeinsame Lüftungskanäle versorgt werden, setzt man
Telefonieschalldämpfer ein. Das sind spezielle
Rohrschalldämpfer, die vor Luftauslässen angeordnet sind.
Strömungsgeräusche in einer Lüftungsanlage lassen sich außerdem bei
der Planung durch die richtige Dimensionierung der Rohrdurchmesser
bzw. Durchmesser der Durchlässe verhindern.
Drossel- und Jalousieklappen
Drosselklappen im Zuluft- oder Abluftkanal werden in RLT-Anlagen
mit konstanten Volumenströmen eingesetzt. Die Klappe verringert den
Querschnitt und wird auf einen festen, unveränderlichen
Volumenstromwert eingestellt. Es gibt auch regulierbare
Drosselklappen, verschließbare Drosselklappen und absperrbare
Drosselklappen, die zwischen verschiedenen Luftquellen einer
Lüftungsinstallation umschalten können. Für die Dichtheit ist die
Bauart der Drosselklappe entscheidend. Detaillierte Informationen
über die Dichtheitsanforderungen an Drosselklappen werden durch die
Norm DIN EN 1751: Lüftung von Gebäuden - Geräte des
Luftverteilungssystems - Aerodynamische Prüfungen von Drossel- und
Absperrelementen definiert.
Volumenstromregler
Volumenstromregler halten einen vorgegebenen Sollwert im
Luftstrang, unabhängig vom Kanaldruck. Man unterscheidet zwischen
mechanischen Konstant-Volumenstromreglern ohne Hilfsenergie
mit fest eingestelltem Sollwert und variablen
Volumenstromreglern mit Hilfsenergie (elektronisch). Die Regler
mit variablen Sollwerten sind in RLT-Anlagen mit variablen
Volumenströmen (VVS-Anlagen) zu finden. Hinter den
Volumenstromregler sollte ein Schalldämpfer angeordnet sein, um die
Strömungsgeräusche durch den Regler zu mindern. Bei der Planung
einer Lüftungsanlage ist es wichtig, auf die Zugänglichkeit des
Volumenstromreglers zu achten.
Brandschutzklappen und Rauchschutzklappen
Brandschutz- bzw. Rauchschutzklappen sind sicherheitstechnische
Bauteile, die das Ausbreiten von Feuer und Rauch über die
Lüftungsanlage verhindern sollen. Brandschutzklappen (BSK) werden
zwischen Brandabschnitten in Wände oder Decken eingebaut, die von
Lüftungskanälen gequert werden. Beidseitig an der Klappe ist der
Luftkanal angeschlossen. Im Normalbetrieb ist die BSK geöffnet. Im
Brandfall schließt sie automatisch. Rauchschutzklappen (RSK) werden
innerhalb der Lüftungszentrale in Luftleitungen eingebaut. Sie
verhindern die Ausbreitung von Rauchgasen im Brandfall, die für den
Menschen lebensgefährlich werden können. Brandschutzklappen werden
in Übereinstimmung mit der DIN EN 13501-3: Klassifizierung von
Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten - Teil 3:
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den
Feuerwiderstandsprüfungen an Bauteilen von haustechnischen Anlagen:
Feuerwiderstandsfähige Leitungen und Brandschutzklappen
klassifiziert. Idealerweise sind Brandschutz- und
Rauchschutzklappen in eine Brandschutzanlage eingebunden.
Unabhängig arbeitende Klappen schließen etwa über ein
Schmelzlot.
Hygiene
Bei Lüftungsanlage müssen hygienische Anforderungen eingehalten
werden. In Deutschland regelt das die Richtlinie des Fachbereiches
Technische Gebäudeausrüstung des Vereins Deutscher Ingenieure
VDI 6022: Raumlufttechnik, Raumluftqualität. Die Richtlinie
beschreibt den Stand der Technik bezüglich der Hygieneanforderungen
an Raumlufttechnische Anlagen und Geräte und an die Beurteilung der
Raumluftqualität. Vorbeugende Maßnahmen wie Inspektion, Wartung und
Reinigung einer Lüftungsanlage müssen möglich gemacht werden, was
bei der Planung zu berücksichtigen ist.
In Deutschland ist für BSK und RSK eine Zulassung durch das
Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) notwendig. Der korrekte
Einsatz ist in den Lüftungsanlagenrichtlinien (M-LüAR) der
Bundesländer beschrieben.
Außerdem gehören die Lüftungskanäle und Luftauslässe zur
Lüftungsanlage (siehe auch Fachwissen zum Thema).
Fachwissen zum Thema
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