Geusseltbad in Maastricht
Keramische Cradle-to-Cradle-Fassade in Schwarz-Grau-Tönen
Während hierzulande zahlreiche Schwimmbäder schließen, weil es den Kommunen an Geld mangelt, beschreiten die Niederlande andere Wege: Statt Bäder dichtzumachen, investiert man in energieeffiziente und nachhaltige Neubauten. Ein Beispiel ist das Geusseltbad in Maastricht vom Architekturbüro Slangen und Koenis aus IJsselstein, das nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip errichtet und mit energieeffizienter Gebäudetechnik ausgestattet, als erstes Schwimmbad in den Niederlanden mit dem Nachhaltigkeitszertifikat BREEAM-NL ausgezeichnet worden ist.
Gallerie
Der Schwimmbadkomplex liegt mitten im Geusseltpark, einem Stadt- und Sportpark im Nordosten von Maastricht. Er umfasst auf 1.400 Quadratmetern fünf Schwimmbecken: ein Freizeit-, ein Kombi-, und ein Wettkampfbecken, ein Pflegebad und einen Außenpool. Alle Becken sind auf der Westseite des länglichen Baukörpers angeordnet, parallel dazu auf der Ostseite die Umkleiden und Sanitäranlagen sowie Gastronomieeinrichtungen und der Haupteingang. Am nördlichen Gebäudeende befinden sich außerdem die Klubräume von einem Hockey-, einem Boule- und zwei Fußballvereinen, die auf den angrenzenden Sportplätzen trainieren. Trotz seiner beachtlichen Abmessungen fügt sich das Geusseltbad aufgrund der kleinteiligen Gliederung und der geringen Höhe unaufdringlich in die grüne Parklandschaft. Die landschaftliche Integration war ein wesentlicher Bestandteil der Planung; ferner versuchten die Architekten Nachhaltigkeit, optimale Zugänglichkeit, hohen Gebrauchskomfort, funktionale Nutzbarkeit und niedrigen Energieverbrauch zu vereinen.
Dies gelang mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket, zu dem unter anderem eine entsprechend dicke Wärmedämmung, Dreifachverglasungen und die Tageslichtnutzung gehören. Bei den verwendeten Materialien achteten die Planer darauf, dass sie am Ende ihrer Nutzung recycelt und wieder verwendet werden können. Zudem produziert das Gebäude selbst Energie, was einen Anschluss an das Gasversorgungsnetz der Stadt überflüssig macht. Auf dem Dach installierte Photovoltaik-Module erzeugen Strom, Solarkollektoren erwärmen das Schwimmbadwasser und die zur Heizung der Räume benötigte Wärme stammt aus unterirdischen Quellen. Zusammen sorgen die Maßnahmen für einen Energieeffizienzwert von 0,495. Der EPC (Energy Performance Coefficient) ist ein einheitsloser Wert, mit dem in den Niederlanden die Energieeffizienz eines Gebäudes angegeben wird. Ein Nullenergiegebäude beispielsweise weist einen EPC von 0 auf.
Die Konstruktion des Schwimmbads besteht aus einem Betonfundament, auf dem ein Holzskelett mit vorgehängter hinterlüfteter Keramikfassade errichtet wurde. Innenwände und Decken sind mit Holzelementen verkleidet, die höhenverstellbaren Böden mit Fliesen belegt. Das aus den umliegenden Wäldern ermöglichte kurze Bauzeiten und erlaubt große Spannweiten. In Maastricht sorgt es außerdem für eine angenehm freundliche Atmosphäre im Inneren des Schwimmbads: Die Decken sind als vorgefertigte Holzakustikelemente ausgebildet, die zu Dämmzwecken mit Holzhackschnitzeln gefüllt sind.
Fliesen und Platten
Dem Prinzip der Wiederverwendbarkeit folgten die Architekten auch
bei der Wahl des keramischen Fassadenmaterials. Gemeinsam mit dem
Fliesenhersteller entwickelten sie speziell für das Geusseltbad
Feinsteinzeugfliesen aus umweltfreundlichen Grundstoffen, die
ausschließlich unter Verwendung von Strom aus Wasserkraftwerken
hergestellt wurden. Zwei Jahre tüftelten sie daran, am Ende wurden
die Fliesen mit dem Cradle-to-Cradle Produktstandard in Silber
zertifiziert.
Insgesamt 6.258 Feinsteinzeugfliesen in drei Schwarztönen, vier verschiedenen Breiten und drei unterschiedlichen Tiefen bedecken die Systemfassade des Geusseltbades. Ihre unterschiedliche Ausführung verleiht dem Gebäude ein abwechslungsreiches Fassadenmuster. Die rektifizierten Fliesen sind kratz- und säureresistent und so gesintert, dass sie weder Substanzen aufnehmen noch sich verfärben können. Jeweils zu größeren Tafeln zusammengefasst, erfolgte ihre nicht sichtbare Befestigung mit zwei Stellschrauben und einem Fixierpunkt an Aluminiumprofilen auf der Holzskelettkonstruktion. Durch diese Art der Aufhängung konnten die letzten Millimeter einer Fuge bis zuletzt korrigiert werden.
Auch im Inneren des Schwimmbads kommt Feinsteinzeug zum Einsatz: Wände und Böden in den Fluren und im Gastronomiebereich sind mit Fliesen unterschiedlicher Größe in Beige- und Brauntönen verkleidet, im Schwimmbad und Duschtrakt wurden rutschfeste Fliesen in frischen Farben verwendet.
Bautafel
Architekten: Slangen + Koenis Architecten, IJsselstein
Projektbeteiligte: Grontmij/Marktplan, De Bilt (Prozessmanagement); Bartels Ingenieure, Utrecht (Tragwerksplanung); Technion Adviseurs, Heerenveen (Wasser- und Energieberatung); Bastenhof Consultancy, Ede gld (Gebäudetechnikplanung); Mosa, Maastricht (Schwimmbad- und Fassadenkeramik)
Bauherr: Gemeinde Maastricht
Fertigstellung: 2013
Standort: Geusseltpark, Discusworp, 6225 Maastricht, Niederlande
Bildnachweis: Marcel van der Burg, Amsterdam