Fungizide und insektizide Holzschutzmittel
Holz als organischer Baustoff unterliegt einem natürlichen Alterungs- und Zersetzungsprozeß. Folgen der Witterung, also Feuchtigkeit, Sonnenstrahlung und Temperaturschwankungen, können durch konstruktiven Holzschutz reduziert werden. Aber auch Käfer wie beispielsweise der Hausbock, brauner Splintholzkäfer oder Nagekäfer und deren Eier und Larven, sowie Pilze wie Bläuepilz, Blättling, Echter Hausschwamm und Schimmelpilz können Bauteile aus Holz massiv in ihrer Funktion beeinträchtigen. Hölzerne Türen und Fensterrahmen können sich verfärben, splittern, faulen, schimmeln, morsch werden und brechen. Biozide schützen als chemischer Holzschutz vor Insekten als Insektizide und Pilzen als Fungizide. Hölzer werden mit diesen Chemikalien gestrichen, besprüht oder in sie getaucht.
Gallerie
Die Biozid-Verordnung 528/2012 der EU regelt europaweit das Inverkehrbringen und die Verwendung von Biozidprodukten, und zwar unter Beachtung von Risiken für die Umwelt und die Gesundheit. Diese sehr sorgfältigen Untersuchungen und Prüfverfahren für Zulassungen resultieren aus den Erfahrungen mit dem berüchtigten Holzschutzmittel Lindan. Die Kombination aus Chlor, Benzol und UV-Licht, ein Gamma-Isomer von Hexachlorcyclohexan, wurde 1825 erstmals chemisch hergestellt. Benannt wurde es 1912 nach dem niederländischen Chemiker Teunis van der Linden, der es genauer untersuchte und insbesondere die Eigenschaften als Pestizid beschrieb.
Seit den 1940er-Jahren wurde Lindan produziert und eingesetzt, unter anderem als Bestandteil von Holzschutzmitteln mit den Markennamen Xylamon und Xyladecor – eine Wortbildung aus Xylo, auf griechisch Holz. Insbesondere in den 1960er- und 70er-Jahren wurden Xylamon und Xyladecor für hölzerne Verkleidungen, Türen, Pergolen, hölzerne Wintergärten, Fensterrahmen, Fensterläden, also außen wie auch innen verwendet. Xyladecor war bei Heimwerkern beliebt, denn als Lasur mit Farbpigmenten hatte eine es eine ähnliche Farbigkeit wie kostbare Hölzer, zum Beispiel Kastanie, Nußbaum, Teak, Mahagoni und Palisander. In der ehemaligen DDR stellte Xylotox ein vergleichbares Produkt dar.
Frankfurter Holzschutzmittelprozess
Die Häufung von gesundheitlichen Problemen und Vergiftungserscheinungen führte schließlich zum Frankfurter Holzschutzmittelprozess (1991-1993), einem der ersten Strafprozesse, in denen Auswirkungen von Chemikalien auf Umwelt und Gesundheit und die Verantwortung der Hersteller thematisiert wurden. Inzwischen ist Lindan im Stockholmer Übereinkommen, der POP-Konvention, als hochgiftig gelistet und – mit wenigen Ausnahmen für medizinische Anwendung – seit 2006 verboten. Lindan gilt als krebserregend und steht im Verdacht, Krankheiten wie Multiple Sklerose, Störungen der Blutbildung, Hautveränderungen und Leberschäden zu verursachen. Reste von Lindan und anderer Gifte können als Altlasten noch immer in den Bauteilen und durch Diffusion auch in der Luft sein. Für die Erfassung derartiger Schadstoffbelastungen wird die Luft gemessen, Staub und die Materialien selbst werden untersucht. Xyladecor und Xylamon werden heute wieder angeboten, jedoch in einer anderen Zusammensetzung.
Datenbank mit zugelassenen Holzschutzmitteln
Eine Datenbank der zugelassenen Biozide als Holzschutzmittel
führt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (siehe
Surftipps). Als Alternative zu Biozid-Chemikalien wird mit
Heißluft-, Hochfrequenz- und Mikrowellenbehandlung gearbeitet.
Außerdem kann in Deutschland, anders als beispielsweise in den
Tropen, auf den Einsatz von Bioziden in Innenräumen verzichtet
werden. Grundsätzlich gilt konstruktiver Holzschutz als der effektiv
langlebigere Schutz.
Fachwissen zum Thema
Surftipps
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