Polychlorierte Biphenyle (PCB)

Stockholmer Übereinkommen „persistent organic pollutants” (POP-Convention)

Mit dem Stockholmer Übereinkommen von 2001 wurden 12 persistent organic pollutants, abgekürzt POP, nationenübergreifend als hochgiftige Schadstoffe eingestuft, deren Herstellung verboten und deren Freisetzung stark eingeschränkt wurde. In Deutschland trat das Übereinkommen 2004 in Kraft, in der EU 2005. Bei diesen 12 Schadstoffen, auch als die dirty dozen bezeichnet, also das dreckige Dutzend, handelt es sich um langlebige, toxische und als karzinogen verdächtige Stoffe. Die Substanzen reichern sich in Gewässern, Böden und Pflanzen an, sind nur schwer abbaubar und werden von Tieren und Menschen über Nahrung, Luft, Wasser und durch Hautkontakt aufgenommen. Auch nach Jahrzehnten stellen sie noch ein Risiko für die Umwelt und die Menschen dar. In Folge-Konferenzen wird die Liste der Schadstoffe, darunter Insektizide, Industriechemikalien und Nebenprodukte, bis heute regelmäßig ergänzt.

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Den Themenkomplex von Fenstern und Türen betreffen polychlorierte Biphenyle, international abgekürzt PCBs, von denen es mehr als 200 verschiedene chemische Zusammensetzungen unter mehreren Handelsnamen gibt. PCB ist eine synthetische, also künstlich erzeugte Chemikalie, die als Weichmacher sowie auch als stabile, nicht brennbare und wasserabweisende Komponente in Kunststoffen verwendet wurde. Je nach Art und Verwendungszweck kann diese Chemikalie flüssig, gelartig oder harzig sein. PCB findet sich in Isolier- und Dichtungsmaterialien wie beispielsweise dauerelastischen Fugenmassen im Außen- und Innenbereich, in Fensterkitt, bei Glasfalzen, in Dehnungsstoffen, in Abdichtungs- und Isolier-Membranen und -Folien, bei Anschlüssen von Zargen und ähnlichen Bauteilfugen, in Klebstoffen, aber auch in Lacken, verschiedensten Beschichtungen mit Farben, Brand- und Korrosionsschutz und selbst in Sonnenschutz-Textilien.

Die labortechnische Verknüpfung von Biphenylen, also Kohlenwasserstoffen mit Chlor oder Chlorid-Verbindungen, wurde Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt und seit den 1930er-Jahren etwa in Deutschland, den USA, in Japan, Frankreich und in der ehemaligen UdSSR industriell hergestellt. PCB galt als günstig, vielseitig einsetzbar und praktisch, da es einerseits chemisch stabil ist, geradezu resistent gegen Feuer und Wasser, nicht von Pilzen und Bakterien angegriffen wird, optisch unproblematisch aufgrund seiner Farblosigkeit ist und elektrisch nicht leitet.

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In die Kritik geriet PCB 1968 nach einem Zwischenfall in Japan. In einer Fabrik zur Herstellung von Speiseöl aus Reis gelangte durch Korrosion und Lecks von Heizelementen innerhalb des Produktionsprozesses PCB in das Öl, das aber als Lebens- und Futtermittel dennoch auf den Markt gelangte. Etwa 14.000 Menschen erkrankten, nachdem sie in Unkenntnis der Kontamination mit genau diesem Öl ihre Nahrung zubereitet hatten. Das PCB in ihren Körpern löste eine Reihe von schweren Erkrankungen aus, darunter Chlorakne, Krebs, diverse Schäden an inneren Organen, dunkle bis schwarze Hautverfärbungen, Kopfschmerzen, anhaltende Müdigkeit, Probleme mit der Menstruation, der Immunabwehr und den geistigen Fähigkeiten. Geflügel, das kontaminiertes Futter erhalten hatte, starb, wobei Schätzungen von bis zu 400.000 toten Vögeln ausgehen. 1979 wiederholte sich in Taiwan eine nahezu identische massenhafte PCB-Vergiftung. Diese spezielle Form von Vergiftung wurde Yusho-Krankheit, auf Chinesisch Yu-cheng genannt – beides heißt übersetzt „Öl-Symptom”. Von der WHO wird die Erkrankung als T53 Toxische Wirkung von halogenierten, aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffen klassifiziert.

Bis in die 1980er-Jahre wurde PCB in großen Mengen produziert und vielfach verwendet. Infolge der Stockholmer Übereinkunft ist heute das Verbot von PCB als hochgiftiger Schadstoff für Menschen, Tiere und Umwelt unstrittig. Die akuten und chronischen Folgen für die Gesundheit einschließlich Gefährdungsrisiken werden weiter mit konstanten Monitorings untersucht, unter anderem PCB-Emissionen im Bausektor oder die Bioakkumulation als PCB-Anreicherung bei Menschen und Tieren. Ersatzstoffe werden weiterentwickelt, Strategien zur Beseitigung und Entsorgung von PCB erforscht und diskutiert, internationale als auch Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaften arbeiten an Regelungen, Grenzwerten und Empfehlungen. Tatsache ist jedoch, dass es in Deutschland einen großen Bestand an Gebäuden aus den 50er bis mindestens 70er-Jahren gibt, in denen sich bei Fenstern und Türen noch immer PCB-haltige Materialien befinden.  -sj

Eine im Jahr 2019 überarbeitete Textversion der Stockholm Convention on persistant organic pollutants kann von der Homepage der Stockholmer Konvention heruntergeladen werden (siehe Surftipps).

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