Zurück in die Schmelzwanne
Forschungsprojekt Remelting MiWo
In Deutschland gehören Mineralwollen zu den meistverbauten Dämmstoffen. Wiederverwendet werden Glas- und Steinwolle jedoch eher selten. Verbesserungsansätze liefern die Ergebnisse von Remelting MiWo – Recycling von Mineralwolldämmstoffen, die im Schmelzwannenverfahren hergestellt werden. Bei dem 2023 abgeschlossenen Vorhaben arbeiteten das Fachgebiet für Bauphysik und Baukonstruktion der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) und die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) zusammen.
Gallerie
Das Team knüpft an Erkenntnisse aus dem Vorhaben LifeCycleKMF an, das von 2014 bis 2017 am selben Fachgebiet durchgeführt wurde. Damals kooperierten die Forschenden unter anderem mit dem Hersteller Rockwool. Geklärt werden sollte, inwieweit sich künstliche Mineralfasern (KMF) nach dem Abbruch eines Gebäudes weiterverwenden lassen. Das Ergebnis: Unbekannte Steinwolle-Proben lassen sich dem Produktionsprozess wieder zuführen, wenn sie im Kupolofen, einem Schachtofen für Metalle, geschmolzen werden. In der Regel werden jedoch Glaswolle und mitunter auch Steinwolle mit dem Schmelzwannenverfahren produziert. Bisher wurde es nicht betrachtet, da es empfindlicher gegenüber Störstoffen ist.
Genau dieses Verfahren nahmen die Wissenschaftler*innen von Remelting MiWo nun in den Blick. Sie untersuchten, woran das Recycling von rückgebauter Mineralwolle bisher scheitert und stellten verschiedene Lösungsansätze in einem Forschungsbericht zusammen. Finanziell und fachlich unterstützt wurde das Team vom Hersteller Saint Gobain Isover. Weitere Gelder erhielten die Forschenden aus dem Förderprogramm Zukunft Bau des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Erst prüfen, dann recyceln
Aktuell werden bereits Produktionsreste und Baustellenverschnitt wiederverwendet. Bei Einhaltung von üblichen Produktions- und Bauprozessen sind die Materialien sortenrein. Sie sind also frei von Verunreinigungen und auch ihre Fasertypen sind bekannt und bauaufsichtlich zugelassen. Rückgebaute Mineralwolle wird hingegen in der Regel deponiert. Bei Instandsetzung, Modernisierung, Rückbau und Abriss von Gebäuden ist viel schwerer zu klären, um welches Glas- oder Steinwollprodukt es sich handelt. Diese Information ist entscheidend für ein Recycling mit dem Schmelzwannenverfahren.
Um die Frage zu klären, ob eine rückgebaute Dämmung sortenrein ist, beschäftigten sich die Forschenden mit messtechnischen Analyseverfahren. Ziel war es, unbekannte Mineralwolle bereits auf der Baustelle kostengünstig identifizieren zu können. Dazu bauten sie auf erfolgversprechenden Versuchen mit spektroskopischen Methoden auf, unterstützt von der Zeiss Spectroscopy. Die Wissenschaftler*innen wiesen nach, dass Glas- und Steinwolle mithilfe der Infrarot-Spektrometrie eindeutig unterschieden werden können.
Weitere Aspekte des Recyclings
Die Identifizierung der Dämmstoffe war nur eines von insgesamt fünf Arbeitspaketen des Forschungsvorhabens. Untersucht wurden außerdem die Optimierung des Mineralwollkreislaufs, logistische Prozesse und die Optimierung des Recyclinganteils. Zudem führten die Forschenden eine Nachhaltigkeitsbewertung durch, auf Basis bestehender Kriterienkataloge von zum Beispiel DGNB und BNB.
Der Forschungsbericht und eine Videopräsentation des Vorhabens sind auf der Webseite des Förderprogramms Zukunft Bau zu finden (siehe Surftipps).
Fachwissen zum Thema
Surftipps
Deutsche Rockwool | Kontakt 02043 / 408 408 | www.rockwool.de