Typische Problemzonen von WDVS-Fassaden
Ein Beitrag von Joachim Schulz, Sachverständiger für Bauschäden
Dunkle Verfärbungen an Putzfassaden entstehen in der heutigen Zeit meist durch Algen-, Moos- oder Flechtenbefall. Algen bilden sich hierbei durch Keime in der Umgebungsluft auf feuchten Oberflächen. Bei älteren, ungedämmten Gebäuden gibt es von Algen verschmutzte Putzfassaden nur sehr selten. Die gleichmäßige Wärmeabgabe der ungedämmten Fassadenflächen in Kombination mit dicken Putzschichten führt zu einem Rücktrocknungseffekt des Putzes. Hierdurch kann die Fassadenfläche vollständig austrocknen und der Algenbefall wird minimiert, da es keinen Nährboden für Keime gibt.
Gallerie
Im Zuge der Energieeinsparungsverordnungen, den dadurch hoch
gedämmten Gebäuden und dem somit sehr geringen Transmissionswärmeverlust der Fassadenfläche
setzt der Rücktrocknungseffekt des Putzes nur noch punktuell an den
Wärmebrücken ein (vgl. Abb. 7). Gedämmte Flächen
eines WDVS bleiben an der Außenhaut des Gebäudes „kühl“
und können so nur schwer rücktrocknen. Die dadurch resultierende
ständige Feuchtebelastung kann zu Algenbefall führen.
Kreisrunde Flecken auf dem WDVS
Bei einem WDVS können mit der notwendigen Befestigung durch
einfache Tellerdübel punktuelle Wärmebrücken entstehen. An diesen
Punkten ist die außenliegende Putzoberfläche wärmer als im Bereich
des Regelquerschnitts des WDVS. Dies führt dazu, dass an den warmen
Stellen eine Rücktrocknung des Putzes auftritt, welche einen
Algenbefall verhindert. Im äußeren Erscheinungsbild der
WDVS-Fassade entstehen so die typischen hellen Flecken, da eine
gleichmäßige Fassadenverschmutzung/Verfärbung durch den Algenbefall
nicht stattfinden kann. Je dicker die Wärmedämmschicht ist, desto
größer ist die Temperaturdifferenz zwischen Dübel-Wärmebrücke und
Regelquerschnitt. Dies hat wiederum zur Folge, dass sich die
Fassadenverfärbungen bei höheren Dämmschichtdicken stärker
abzeichnen.
Vermeidung von Dübelabzeichnungen an der Fassade
Um die ungleichmäßigen Verfärbungen (Dübelabzeichnungen) zu
vermeiden, gibt es verschiedene Lösungsansätze. Zum einen ist es
möglich, die punktuellen Wärmebrücken zu minimieren, damit es zu
einer gleichmäßigen Verschmutzung durch Algen kommen kann. Dies
kann durch spezielle Tellerdübel geschehen, welche durch einen
„Stopfen“ zusätzlich gedämmt werden. Weiterhin kann bis zu einer
bestimmten Gebäudehöhe auf das Verdübeln der Dämmplatten verzichtet
werden. Hierbei ist ein reines Verkleben des WDVS mit dem Rohbau
ausreichend.
Alternativ gibt es Strategien zum grundsätzlichen Vermeiden des Algenbefalls. So kann beispielsweise durch eine wesentlich dickere Außenputzschicht und einer daraus resultierenden hohen Wärmespeicherfähigkeit der Rücktrocknungseffekt vergrößert und das Algenwachstum minimiert werden. Hingegen ist von einer Verwendung von Bioziden zur Algenbekämpfung im Putz abzuraten, da dies nur einen temporären Schutz vor Algenwachstum bietet. Das Biozid wird aus der Fassade durch Niederschläge herausgewaschen, sickert in das Grundwasser und stellt darüber hinaus auf Dauer eine gesundheitliche Gefahr dar.
Vermoosung und Veralgung auf dem WDVS
Insbesondere bei Fassadenvorsprüngen durch z. B. Rollladenkästen
oder Verzierungen (Bänder) kommt es bei falscher Planung zu
anstauender Feuchtigkeit im Putz, weil das Regenwasser aufgrund von
fehlendem Gefälle bzw. Tropfkanten nicht gezielt abgeführt werden
kann. Dies begünstigt ein Algen- und Mooswachstum (vgl. Abb. 3 und
4). Da eine Fassade nicht nur eine reine Gebrauchsfunktion, sondern
auch eine Geltungsfunktion erfüllen soll, sind solche Mängel des
Fassadenbildes zu vermeiden. Das heißt, dass die Gesamtfunktion der
Fassadenfläche gewährleistet werden muss. Dazu gehört neben der
reinen baukonstruktiven Funktion auch die Gestaltungsabsicht, d. h.
eine optisch ansprechende Fassade, welche durch die Werkplanung und
Leistungsbeschreibung präzisiert werden muss. In einem Urteil des
Landgerichts Frankfurt/Main (AZ: 3-13 0 104/96 vom 01.12.1999)
heißt es:
Schon seit 1984 wurde die Algenproblematik in der Fachliteratur behandelt. Seit 1987 gibt es die ersten Farben und Beschichtungen mit Zusätzen gegen Pilz- und Algenbefall.
Wie sich Algen- und Mooswachstum vermeiden lassen
Um die beschriebenen Moosbildungen zu vermeiden, bedarf es einer
fachgerechten Planung. Horizontale Fassadenvorsprünge im WDVS
sollten weitestgehend vermieden werden. Sollten diese nicht zu
vermeiden sein, muss das Regenwasser an den kritischen Stellen
gezielt abgeleitet werden. Dies kann beispielsweise durch ein
fachgerecht eingebautes Z-Profil geschehen (vgl. Abb. 7).
Neben den eingangs beschriebenen Dübelabzeichnungen kann es auch
zu großflächigeren, hellen Abzeichnungen auf der WDVS-Fassade
kommen. Dies ist speziell unter Fensterbrüstungen der Fall, da sich
dort üblicherweise in Nischen Heizkörper im Gebäudeinneren
befinden. Speziell bei relativ dünnen Dämmschichten zeichnen sich
diese Flächen ab, da die durch den Heizkörper erzeugte Wärme auch
die Fassadenaußenfläche erwärmt und so den Rücktrocknungseffekt des
Außenputzes verstärkt und einen Algen-/Moosbewuchs vermindert. Um
dieses Problem zu vermeiden, sind dickere Dämmstärken des WDVS
ratsam, damit die Außenfläche eine relativ gleichbleibende
Temperatur aufweisen kann und somit auch eine gleichmäßige
„Verschmutzung“ gewährleistet ist.
Autor: Joachim Schulz/Schulz Architekten, IGS Berlin + Potsdam
(siehe Surftipps)
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