Schwimmhütte am Völser Weiher in Südtirol
Baden inmitten der Natur
Der Völser Weiher gehört zum Naturpark Schlern-Rosengarten und befindet sich unweit der kleinen Südtiroler Gemeinde Völs am Schlern mit rund 3.600 Einwohnenden. Auf 1036 Metern Höhe liegt der Weiher in einem Wald vor der Westwand des Schlern, die als Wahrzeichen Südtirols gilt. Erschlossen ist der See über Wanderwege sowie eine Straße, die wenige Meter südwestlich des Sees endet. Der rund 1 Hektar große Völser Weiher ist vor allem für die Einheimischen ein beliebtes Ausflugsziel: Im Sommer badet man gerne in dem erfrischenden Seewasser, im Winter kann man dort Schlittschuhlaufen. Für die nötige Infrastruktur bei den Freizeitaktivitäten sorgt seit August 2019 eine neue Schwimmhütte des Architekturbüros noa* network of architecture, das von der Gemeinde Völs mit der Realisierung des Projekts beauftragt wurde.
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Natur und Architektur im Einklang
Die Architektur in Einklang mit der Natur bringen – so lautete die entwurfsleitende Idee von noa* network of architecture. Hiefür wurde im April 2019 zunächst ein in die Jahre gekommener Kiosk abgerissen, um an seiner Stelle ein Gebäudeensemble aus regionalem Holz zu errichten. Der Neubau sollte dabei den heutigen Anforderungen an Komfort und Barrierefreiheit entsprechen, ohne dabei das liebgewonnene Hüttenflair des Bestandsbaus zu verlieren. Um angesichts der idyllischen Umgebung des Sees in der Maßstäblichkeit möglichst zurückhaltend zu bleiben, entstanden zwei kleine Baukörper mit einer dezenten Kubatur – der eine mit Flach-, der andere mit Satteldach – und einer Grundfläche von 120 Quadratmetern, die entlang einer Querachse miteinander verbunden sind.
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Den bisherigen Kiosk ersetzt eine Gaststätte. Sie befindet sich in dem Baukörper mit Satteldach, der die Größe des Vorgängerbaus einnimmt. Der Gastraum ist halb geschlossen, halb offen gestaltet. Er umfasst die Küche mit Speisenausgabe und einen Tresen, an dem die Getränke ausgeschenkt werden. Der Baukörper geht in eine offene Loggia und Terrasse mit Sitzplätzen für die Restaurantbesucher über. Von dort aus hat man einen vom auskragenden Dachüberstand eingerahmten weiten Blick über den See und über den ebenfalls neu in Lärchenholz gestalteten Badebereich.
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Trennung in Funktionsbereiche
Seitlich am Gebäude befindet sich eine Nische mit einem Holzfaltelement, das komplett geöffnet werden kann. Dahinter verbirgt sich ein zweiter Thekenbereich, an dem Badegäste, aber auch Spaziergehende und Radfahrer*innen, wie zuvor am Kiosk kleine Erfrischungen, Eis und Snacks kaufen können. Zweck der Zweiteilung ist es, auf dem Loggia- und Terrassenbereich eine möglichst ruhige Atmosphäre zu schaffen und zugleich eine reibungslose Abwicklung des Self-Service-Verkaufs zu ermöglichen.
Beim zweiten Baukörper handelt es sich um einen Quader, der optisch gegenüber dem Gebäude mit dem Satteldach in den Hintergrund treten soll. Hier befinden sich Umkleideräume und Sanitäranlagen, die von außen barrierefrei zugänglich sind. Mittig liegt ein kleines Atrium mit Spinden für die Schwimmer*inne, die von lokalen Handwerksbetrieben gefertigt wurden. Durch das Atrium mit Blickachse in die Natur wirkt der Kubus durchgängig und offen.
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Lokale Bezüge
Auch wenn das Gebäude von außen betrachtet unscheinbar daherkommt, verbirgt es in seinem Innern eine Besonderheit: Durch die Verwendung einer Harzspachteltechnik kann der Bodenbelag den besonders großen Belastungen durch Schlittschuhe standhalten und bietet bei Nässe Rutschsicherheit. Der Belag wurde jedoch nicht nur aufgrund praktischer Erwägungen gewählt. Vielmehr wollte man darüber lokale Bezüge herstellen, indem in die Harzspachtelmasse ein traditionelles Südtiroler Spitzenmuster eingearbeitet wurde. Dessen dreidimensionaler Effekt, der mal mehr, mal weniger deutlich zutage tritt, gibt dem Raum eine außergewöhnliche Note. Das Muster entstand durch das kurze Eindrücken und rasche Abziehen des Motivs in die feuchte Masse.
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Die Grundfarbe Grün soll eine möglichst große Harmonisierung der Innenräume mit der Natur erzeugen. Boden, Wand und Decke sind in verschiedenen Grüntönen gestaltet. Der Bau ist in Holzrahmenbauweise umgesetzt, die zugleich eine Rankhilfe für Kletterpflanzen ist. Die Begrünung soll in Zukunft das Gebäude seeseitig tarnen. Doch auch nicht begrünte Bereiche der unbehandelten Lärchenholzfassaden werden sich mit zunehmender Verwitterung des Holzes an die umgebende Natur angleichen. Auch die neu gebauten Badestege mit Kinderbereich sind aus dem Holz der umliegenden Wälder gebaut und werden mit der Zeit grau verwittern. Ein frisch angelegter Schilfgürtel soll zum Biotop werden und liefert Uferschutz.
Bautafel
Architektur: noa* network of architecture, Bozen und Berlin
Bauherrschaft: Gemeinde Völs am Schlern, Südtirol (Italien)
Projektbeteiligte: KTB Engineering Uli Kauer und Kurt Tröbinger, Bozen (Statik, Bauleitung, Haustechnik Elektro Rier, Siusi (Elektroplanung); Kofler Hochbau, Karneid (Bauunternehmen); Ingenieurbüro Beikircher, Meran (Elektroarbeiten); Termoteam, Castelrotto (Wasserbauigenieur); Elmar Seebacher, Siusi (Malerarbeiten); Tischlerei Rier, Siusi (Türen); Koholz, Fiè allo Sciliar (Zimmererarbeiten); Lichtstudio Eisenkeil, Marling (Illumination)
Fertigstellung: 2019
Standort: Völser Weiher, Völs am Schlern, Italien
Bildnachweis: Alex Filz
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