Typische Schäden an Gründächern und ihre Vermeidung
Das Schadenspotenzial an Gründächern ist hoch. Problematisch ist, dass Schäden oft nicht leicht festzustellen und häufig erst mit jahrelanger Verzögerung an den Folgeschäden erkennbar sind. Jedoch lassen sich durch eine fachgerechte Planung, Instandhaltung und Wartung typische Schäden und aufwendige Sanierungsarbeiten verhindern.
Gallerie
Bautechnische Schadensursachen bzw. Fehlerquellen
- Vor der Begrünung eines Daches sind die statischen Lastreserven
zu prüfen, um eine Überbelastung und Punktlasten zu vermeiden.
Lässt die Statik in der Fläche nicht allzu viel Spielraum, können
Lasten eventuell über vorhandene Wände, Stützen oder Unterzüge
abgeleitet werden.
- Die Schadenshäufigkeit an begrünten Dächern wird von undichten,
ungeeigneten und unsachgemäß ausgeführten Dachabdichtungen
angeführt: hier treffen empfindliche Baumaterialien, ihre
Fügungstechnik sowie die Wurzelchemie bzw. -mechanik
aufeinander.
Zunächst muss sichergestellt sein, dass die Dachabdichtung in einem guten Zustand und wurzelfest ist. Zur Absicherung kann die Dichtigkeit der Dachabdichtung auch mit einem Leckortungsverfahren festgestellt werden. Ist die vorhandene Dachabdichtung nicht wurzelfest, muss unter der Begrünungsschicht eine zusätzliche Wurzelschutzschicht aufgebracht werden. Zudem ist darauf zu achten, dass keine Abdichtungsbahnen mit Weichmacher-Anteilen verwendet werden, da sie zur Einwanderung von wachstumshemmenden Stoffen in das Substrat oder in die Wasserlage führen. Problematisch bei ihrer Verwendung ist, dass sie als Schadensursache nicht klar erkennbar ist.
- Bei älteren Dächern ist zu prüfen, ob die Dachentwässerung verlässlich Niederschlagswasser abführen kann.
Im Folgenden werden wichtige vegetationstechnische
Planungsaspekte von Dachbegrünungen und damit verbundene
potenzielle Schadenspunkte aufgeführt und kurz erläutert.
Flächenlasten
Durch Begrünungen entstehen zusätzliche Flächenlasten, die
berücksichtigt werden müssen. Intensive Dachbegrünungen
beispielsweise kommen im wassergesättigten Zustand auf
Flächenlasten von bis zu 300 Kg/m². Schnee- und Verkehrslasten
müssen gesondert einkalkuliert werden.
Windsogsicherung und Verwehsicherheit
Bei einem Gründachaufbau sind die Windsogsicherung und Verwehsicherheit einzuplanen. Unter Windsogsicherung versteht man Maßnahmen, die das Abheben der Dachabdichtung verhindern, Verwehsicherheit verhindert das Abtragen des Begrünungsaufbaus durch Wind. Von Winderosionen sind nicht nur höher gelegene Dächer, sondern auch niedrige Dachflächen betroffen. Schäden betreffen in der Regel die exponierten Eck- und Randbereiche sowie die Bereiche an aufgehenden Bauteilen und größeren Dachdurchdringungen. Neben dem Substrat können auch darunterliegende Schichten bis hin zur Dachabdichtung abgetragen werden. Jede Erosion birgt ein Gefahrenpotenzial für den Dachunterbau und den Personenverkehr neben dem Gebäude.
Schäden durch Überwässerung
Bei der Entwässerung bzw. Dränage begrünter Dächer sind bestimmte Aspekte zu berücksichtigen, die zusätzliche Lasten und eine ungewünschte Vegetation durch Überschusswasser verhindern. Die Vernässung der Vegetation äußert sich meist in lückenhaftem Bewuchs, dem Ausfall von Pflanzen und der Entwicklung von moos- und Grasvegetation. Ursachen dafür sind stehendes Wasser bei gefällelosen Dächern, Mängel an der Dränage bzw. dem Ablauf und die Einleitung von zusätzlichem Überschusswasser durch höher liegende Dachflächen.
Um Schäden an Vegetation und Dach zu vermeiden, sind vor allem die Abflusskennzahlen begrünter Dächer in Abhängigkeit von Aufbauhöhe, Gefälle und verwendeten Produkten zu beachten. Außerdem ist eine ausreichend dimensionierte Dränageschicht und der darauf abgestimmte Übergang in den Kontrollschacht bzw. in die Entwässerungseinrichtung einzuplanen. Bei gefällelosen Dächern kann das stehende Wasser durch einen Dämmstoff aus Polystyrol-Hartschaum verdrängt werden oder es kann auch sinnvoll sein, einen Dränelement einzubauen, das etwas 1 bis 2 cm höher ist als der maximale Wasserstand. Generell ist es wichtig sicherzustellen, dass ablaufendes Überschusswasser ungehindert zum Dachablauf gelangen kann. Bei mehreren Dachflächen wird die getrennte Entwässerung jeder Fläche empfohlen.
Auswahl des passenden Substrats
Die angemessene Auswahl des Substrats ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um Schäden sowohl an den Pflanzen als auch am Dach zu vermeiden, insbesondere durch überschüssiges Wasser. In Deutschland müssen Dachsubstrate bestimmte Standards erfüllen, die in den FLL-Dachbegrünungsrichtlinien festgelegt und durch entsprechende Kennzahlen dokumentiert sind. Diese Vorgaben betreffen Aspekte wie Wasseraufnahmekapazität, Volumen von Luftporen, Durchlässigkeit für Wasser, Anteil an organischen Substanzen, Gehalt an Nährstoffen, pH-Wert und Salzgehalt des Substrates.
Es ist daher wichtig, mögliche Fehlerquellen in Bezug auf Substrate zu berücksichtigen, wie etwa mangelnde Wasserabführungsfähigkeit, unzureichende Wasserhaltekapazität, unzureichende Korngrößenverteilung, übermäßiger oder unzureichender Anteil an organischen Materialien, Verwendung nicht geprüfter Zusatzstoffe und Mischungen sowie die Nutzung lokaler Bodenmaterialien. Örtliche Böden eignen sich ohne entsprechende Vorbehandlung in der Regel nicht, da der enthaltene Feinanteil zu hoch sein kann und somit eine ordnungsgemäße Entwässerung beeinträchtigen könnte.
Bauliche Schwachstellen
Häufig lassen sich bauwerksspezifische Gegebenheiten, die eine ungünstige Auswirkung auf die Vegetation haben und während der Planung und Umsetzung von Begrünungsmaßnahmen außer Acht gelassen wurden, auch nicht durch intensive Pflege kompensieren. Diese Fehlerquellen können sich zu größeren und langwierigen Schadensfällen entwickeln. Vor allem Extensivbegrünungen sind von diesen Fehlplanungen stark betroffen. Mögliche bauliche Schwachstellen sind beispielsweise Gebäudeschatten, Regenschatten durch höher liegende Dachflächen, Dächer ohne Gefälle und mit Pfützenbildung, Wirkung von Abluftemissionen, Belastung durch abstrahlende Metall- bzw. Glasflächen, diverse technische Aufbauten und Fassadenreinigungsmittel.
Fehlerhafte Instandhaltung und Wartung
Die Pflege und regelmäßige Wartung von Gründächern ist die Voraussetzung für eine nachhaltig intakte Begrünung. Die Pflegemaßnahmen lassen sich in drei Phasen gliedern: beginnend mit der Fertigstellungspflege nach Aufbringung der Vegetationsschicht, folgt die Entwicklungspflege und schließlich die Unterhaltungspflege nach Erreichen der gewünschten Vegetation. Bei unzureichender oder gar fehlender Fertigstellungspflege können folgende Schäden auftreten:
- Mangelnder Deckungsgrad der Vegetation kann Winderosionen mit Materialverfrachtung oder Substratrutschungen (bei Steildächern) begünstigen
- Zusetzen der Dachabläufe mit Laub und Leichtbaustoffen und daraus resultierende unzureichende Ableitung von Überschusswasser. Neben der Vernässung der Vegetation kann die Ansammlung von Überschusswasser auch zu einer Überschreitung der maximalen Dachlast führen
- Unerwünschte Vegetationsentwicklung und mögliche Ansiedlung von rhizombildenden Pflanzenarten wird erleichtert. Rhizombildende Pflanzen können Dachabdichtungen stark beschädigen
- Hinterwurzelungen im Randbereich oder aufgehenden Bauteilen kann die Brandlast erhöhen
- Höhere Flächenlasten durch abgestorbene Gehölze
Parallel zur Entwicklungs- und Unterhaltungspflege der Begrünung sollte auch die regelmäßige Prüfung bzw. Wartung der technischen Einrichtungen und der Anschlüsse der Dachabdichtung kontrolliert werden.
Planungsschritte für eine pflanzengerechte und schadensfreie Dachbegrünung
Für die erfolgreiche Planung von Dachbegrünungen ist zunächst eine Kosten/Nutzen-Klärung der Erwartungen (Gestaltung, Ökologie, Energie), der Bautechnik (Gebäudesubstanz/ Begrünungssystem, Statik), der rechtlichen Einbindung (Baurecht, Brandlast, Nachbarrecht/Zugänglichkeit) und der Versorgung der künftigen Begrünung mit Nährstoffen und Wasser (Jahresturnus, Lebenszyklus) erforderlich.
Die Einhaltung grundlegender Arbeitsstufen bei der Planung von Gebäudebegrünungen kann dazu beitragen, größere Schäden zu vermeiden. Eine umfassende Standortanalyse, die planungsrelevante Aspekte genauso berücksichtigt wie das Budget, bildet den Ausgangspunkt. Sowohl bei Bestandssanierungen als auch bei Neubauten sollten die Möglichkeiten geprüft werden, wie die Begrünung in das ökologische und energetische Konzept integriert werden kann.
In einem weiteren Schritt sollte die gestalterische Vision mit den funktionalen Anforderungen abgestimmt werden. Dabei werden der vorhandene Dachtyp und die bautechnischen sowie botanischen Voraussetzungen der verschiedenen Begrünungsformen miteinander abgeglichen, um eine einschränkende Vorauswahl für die bautechnische Eignung zu treffen.
Bei der Planung sind zudem die vielfältigen Pflege- und Instandhaltungskosten sowie die Bereitstellung von Wartungsgeräten einzukalkulieren. Abschließend ist das Erfordernis einer behördlichen Genehmigung zu prüfen, und die Schritte für eine umfassende technische Planung und die Ausschreibung der Leistungen müssen eingeleitet werden. Diese sollten nicht nur den gesamten Leistungsumfang umfassen, sondern auch Terminierung und Umfang von Gewährleistung sowie Pflege- und Wartungsarbeiten festlegen.
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