Mehrfamilienhaus in Tokio
Vielfältig nutzbarer Schieferboden
Mitten in Tokio reckt sich auf einem beinahe dreieckigen Grundstück ein neues Wohnhaus turmartig in die Höhe. Das siebengeschossige, an einer Straßenkreuzung errichtete Gebäude entstand nach Plänen der ortsansässigen Architekten von Suppose Design Office. Für ihren Entwurf spielte der traditionelle japanische Begriff mitate eine wichtige Rolle, der die enge Beziehung zwischen Gegensätzen wie innen und außen, groß und klein, hoch und niedrig beschreibt. So findet sich in den Grundrissen des Mehrfamilienhauses im Stadtteil Numabukuro die großräumliche Ordnung seiner direkten Umgebung im Kleinen wieder.
Gallerie
Inselartig wird das hohe Gebäude, dessen Grundfläche das Baugrundstück weitgehend einnimmt, von Straßen umschlungen, die wiederum beidseitig von Häusern begrenzt sind. Seine polygonalen Grundrisse weisen einen zentralen Kern mit ein oder zwei Zimmern auf, der von einer umlaufenden Zone bandartig umschlossen ist. Diese imitiert quasi den äußeren Straßenverlauf – die Architekten nennen sie outside. Die Bewohner erhalten freie, lichte Flächen an der Außenseite, die sie flexibel nutzen und möblieren können, so dass sie zum Garten, Schlafzimmer oder Büro werden.
Im ersten, dritten und vierten Obergeschoss sind die Grundrisse geteilt, sodass zwei Apartments mit nebeneinander liegenden, inneren Rückzugsräumen entstehen. Der Hausbesitzer selbst residiert im fünften und sechsten Obergeschoss; in seiner Wohnung wird das mitate-Thema auch durch unterschiedliche Höhen aufgegriffen: Das Dachgeschoss besteht aus einer umlaufenden, teilweise im Freien liegenden Galerie – der große Wohnraum darunter hat doppelte Raumhöhe.
Die Erschließung samt Fahrstuhl befindet sich an der südlichen Gebäudeecke und dient zugleich als Sonnenschutz. Die außenliegenden Bäder werden seitlich aus den angrenzenden Räumen erschlossen, die Küchen sind mal zentral, mal außenliegend angeordnet. Eine Betonrahmenkonstruktion ermöglicht großzügige Öffnungen zwischen den Räumen, aber auch innerhalb der Fassade. Die raumhohen Fensteröffnungen lassen sich durch Schiebeelemente großflächig öffnen.
Schiefer
Die äußere Zone in den oberen beiden Geschossen ist vollständig mit
Schieferboden ausgestattet. Die Raumtiefe variiert zwischen einem
und vier Metern. Um den Kontrast zwischen innen und außen noch
stärker hervorzuheben, weist der zentrale Raum mit Küche einen
hellen Holzfußboden auf.
Die Natursteinplatten haben ein Format von 30 x 60 cm, sind zwischen 10 und 15 mm dick und wurden im Mittelbett verlegt. Als Rechteckverband mit halbem Versatz verlaufen sie parallel zur relativ langen Nordfassade. Der Schiefer stammt aus Japan.
Die Architekten wollten Wohnraum schaffen, der sich dem
städtischen Leben öffnet und zugleich als Hort der Stille und
Geborgenheit fungiert. Zwischen innen und außen, mit großen
Öffnungen zum Himmel, stellt Schiefer sich hier als vielfältig
nutzbarer Bodenbelag dar: Er wird den Ansprüchen im Freien ebenso
gerecht wie im Schlafzimmer.
Bautafel
Architekt: Suppose Design Office, Hiroshima/Tokio
Projektbeteiligte: O-no Japan, Tokio (Statik); Shimazu Design Office, Tokio (Ausstattung); Harveston, Tokio (Schiefer)
Bauherr: Naoshi Yamamoto, Tokio
Fertigstellung: 2012
Standort: Numabukuro, Tokio
Bildnachweis: Suppose Design Office, Hiroshima/Tokio
Fachwissen zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de