Sanitäranlagen auf Universitätscampus in San Lorenzo
Aus Erde erbaut
Wie drei irdene Gefäße, auf denen eine mächtige Dachscheibe abgelegt ist: So wirkt die neueste bauliche Ergänzung der Fakultät für Architektur, Design und Kunst auf dem Campus San Lorenzo der Universität Asunción in Paraguay. Der nach einem Entwurf von Alberto Martínez und Guido Villalba in Zusammenarbeit mit Yago García + TDA errichtete Bau ist parallel zu dem bestehenden Hauptgebäude der Fakultät platziert.
Gallerie
Der Erweiterungsbau beherbergt eine WC-Anlage, die den angrenzenden Nutzungen – einem Auditorium sowie einer Cafeteria – zu Gute kommt. Die rötlichen Brauntöne der Wände harmonieren mit der Klinkerfassade des Bestandes. Die drei räumlichen Einheiten zwischen Bodenplatte und Dachscheibe erscheinen dabei nicht nur wie überdimensionale Tontöpfe, sie bestehen auch aus dem entsprechenden Material: Die nach außen doppelt gekrümmten Bauteile wurden in Stampflehm errichtet.
Tagsüber werden die drei WC-Einheiten durch kleine Perforationen in der Dachscheibe von oben belichtet. Die Türen der Räume bestehen aus Holz mit einer geringen Dichte, das durch die japanische Yakisugi-Technik, also durch verkohlen der Holzoberfläche (Shou Sugi Ban) haltbar gemacht wurde.
Schalung: Doppelte Krümmung mit einfachen Methoden
Bei der Errichtung der WC-Anlagen setzte man auf eine einfache
Bauweise. Neben dem kostengünstigen Material – Lehm und
Beton – betrifft das auch die Umsetzung, bei der weitgehend
auf schweres Gerät verzichtet werden konnte. Als Wandschalung kamen
kleinformatige gezimmerte Schalelemente aus Holz zum Einsatz, die
sich ohne Kran montieren ließen und mehrfach verwendet wurden.
Die gebogenen Wände setzen auf einem Sockelstreifen aus Beton auf, der wiederum auf die massive Bodenplatte aufgebracht wurde. Er gibt die Grundrissform der Wände vor und dient bei der Schalungsmontage als Abstandshalter. Die einzelnen Schalungselemente wurden miteinander verschraubt und durch Schalungsanker sowie die Stirnwandabschalung gegen den Druck von innen gesichert.
Den Stampflehm ließ man jeweils in zwei Bauabschnitten
einbringen: Erst wurde das Material bis zur dicksten Stelle der
Wand in gleich hohen Schichten eingefüllt und verdichtet, dann
folgte der obere Abschnitt. Die fertige Oberfläche zeigt neben der
zarten Schichtung der Stampflehmbauweise regelmäßige Ankerlöcher
sowie Schalungsfugen. Zudem prägen sie kleine Erhebungen, die von
den leicht in der Schalhaut versenkten Köpfen der Nägel stammen,
die die Schalungselemente zusammenhalten. -chi
Bautafel
Architektur: Alberto Martínez und Guido Villalba in Zusammenarbeit mit Yago García + TDA
Projektbeteiligte: Guillermo Masi (Tragwerksplanung)
Bauherr/in: Faculty of Architecture, Design and Art, National University of Asunción
Standort: Campus Universitario, San Lorenzo, Paraguay
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Leonardo Méndez