stadt / land / dach 2021-3
Magazin für Architektur und Bauen von Dachkult
Nicht erst seit den Debatten um eine nachhaltigere Bauindustrie sind Umnutzungen von Bestandsgebäuden in den Fokus von Bauwilligen und Planenden gerückt. Unter geneigten Dächern verbergen sich oftmals spannende Räume, die sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Nutzungen beleben lassen. Welches Potenzial sich bietet, das zeigt die sechste Ausgabe von stadt/land/dach, dem Magazin für Architektur und Raum der Initiative Steildach/Dachkult.
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Gleich fünf Projekte werden in der Neuerscheinung vorgestellt: eine Bibliothek in einem ehemaligen Bauernhof, eine heute von Studierenden bewohnte Kirche, die Transformation einer Mälze, ein Kulturbahnhof sowie ein Industrieareal, das heute einer ganzen Nachbarschaft Platz bietet.
Vom Bauernhof zur Bücherei mit Kindergarten
Im ersten Beitrag wird unter die Lupe genommen, mit welchen gestalterischen Mitteln Schlicht Lamprecht Architekten einen historischen Bauernhof in Gundelsheim umbauten. Der Bauernhof – einst bestehend aus Wohnhaus, Stall und Scheune – war zuletzt bereits stark geschrumpft. Im neu strukturierten Bestandsgebäude und einem sich sanft anschmiegenden Anbau mit zwei parallelen Satteldächern, brachten die Planenden schließlich neben Büchern und Arbeitsplätzen auch den örtlichen Waldkindergarten unter. Innen wie außen spielt hier Holz eine große Rolle, wie bei anderen Projekten des mit historischen Gebäuden im ländlichen Raum erfahrenen Architekturbüro.
Eine Kirche wird Studierendenwohnheim und ein Bahngebäude wird Kulturzentrum
Der nächste Beitrag zum Heftthema wirft einen Blick auf Gebäude, die dank einer Umnutzung als ortsprägende Erscheinung erhalten blieben: Unter dem dramatisch steilen Kupferdach der denkmalgeschützten Gerhard-Uhlhorn-Kirche in Hannover befindet sich seit einem Umbau durch Pfitzner Moorkens Architekten ein Studierendenwohnheim. In der skulptural anmutenden Mälze des oberpfälzischen Lauterhofen richteten Berschneider + Berschneider einen kulturellen Treffpunkt ein. Schon von weitem ist sichtbar, dass die Bahngebäude in Aalen zum Kulturbahnhof geworden sind, geplant vom Büro a+r. Die Beispiele deuten darauf hin, dass die prägnanten Steildächer nicht nur für ihre ästhetischen Qualitäten geschätzt wurden. Sie ermöglichten es darüber hinaus, das Raumangebot anzupassen und zu erweitern, ohne dass eine gestaltverändernde Aufstockung notwendig war.
Die Stadt Krefeld im Portrait
Im Stadtportrait steht dieses Mal Krefeld im Fokus. Wo einst Samt gewebt wurde, wohnt dank Böll Architekten jetzt eine ganze Nachbarschaft. Erhalten blieb so auch das von Ziegelfassaden geprägte Gebäudeensemble des ehemaligen Industrieareals sowie die Pult- und Sheddächer mit ihren markanten Stahlträgern. Achim Pfeiffer, Geschäftsführer des Architekturbüros, beschreibt die Verwandlung, wie Kreativschaffende und Studierende die großzügigen Räume bezogen und zivilgesellschaftliche Initiativen das heute als „Samtweberviertel“ bezeichnete Quartier mitgestalten.
Abschließend betont Ragnhild Klußmann, Mitinhaberin von Raumwerk Architekten, in ihrem Kommentar wie wichtig gelungene Beispiele sind, um Ressentiments von Planenden sowie Bauherrinnen und Bauherren gegenüber dem Bauen im Bestand zu widerlegen. Sie plädiert für eine höhere Sichtbarkeit der Vorteile des Um- und Anbauens im Bausektor und hebt die Möglichkeiten hervor, die sich beim Planen mit geneigten Dächern im Bestand auftun.
Themen der Ausgabe 6:
- Steildach: Fränkischer Dreiklang: Haus – Stall – Scheune
- Heftthema: Bestehendes nutzen, Baukultur wahren
- Stadtportrait: Auf der Suche nach der Identität einer ganzen Region
- Kommentar: Ist es überhaupt noch vertretbar, neu zu bauen?
Das Magazin für Architektur und Bauen von Dachkult erscheint bis zu drei Mal jährlich. Die Ausgabe 6 / Dezember 21 erscheint Ende Januar in gedruckter Form und steht schon jetzt online zum Lesen oder Herunterladen zur Verfügung (siehe Surftipps).