Sanierung eines denkmalgeschützten Kirchendachs
Moderne Ziegel und handgefertigte Zierelemente
Sanierungen von denkmalgeschützten Bauten stellen oftmals eine handwerkliche Herausforderung dar. Ein gelungenes Beispiel für die Umsetzung der denkmalpflegerischen Anforderungen bei gleichzeitigem Einsatz moderner Bauteile ist die Dachsanierung der Heilandskirche in Leipzig-Plagwitz. Der Sakralbau wurde zwischen 1886 und 88 nach Plänen des Berliner Architekten Johannes Otzen errichtet. Die neogotische Backsteinkirche mit zahlreichen Schmuckornamenten zeichnet sich durch einen schlanken, 85 Meter hohen Turm aus. Dieser wurde ebenso wie die rund 1.150 Quadratmeter große Dachfläche im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen neu eingedeckt.
Gallerie
Während sich auf den Dachflächen größtenteils noch die Originaldeckung befand, die allerdings die Regensicherheit nicht mehr gewährleistete, hatte der Turm bereits in den 1990er-Jahren eine Neueindeckung erhalten, die wiederum nicht denkmalgerecht war. Vorgabe des Landesdenkmalamtes war daher die originalgetreue Wiederherstellung von Dach und Turm. Ausgehend von historischen Fotografien und den erhaltenen Originalziegeln entschieden die Planer sich für den Koramic-Doppelmuldenfalzziegel Tradi 15 des Herstellers Wienerberger. Dessen Engobe in Tiefschwarz entspricht dem Original des Kirchturmziegels, allerdings optimiert durch eine doppelte Seitenverfalzung.
Die Ziegel wurden im Verband verlegt und gemäß der Windsogberechnung mit Sturmklammern gesichert. Der oberhalb der Sparren als Zusatzmaßnahme verarbeiteten Unterspannbahn folgen im Dachaufbau Konter- und Traglattung. Die Übergänge, Anschlüsse, Kehlen, Einläufe und Traufen wurden mit Kupferblech ausgeführt. Außerdem wurden die Anschlüsse nach historischem Vorbild vermörtelt. Neben den Flächenziegeln lieferte der Hersteller auch die zahlreichen Schmuckfirste und -grate. Anhand alter Kataloge von 1891 und 1897 rekonstruierte man die gewünschten Formen in Handarbeit.
Die Zierelemente in Form einer stilisierten Blume wurden derart
mit dem Gratziegel verbunden (angarniert), dass diese im Brand
stabil blieben und als Ganzes am Bestimmungsort montiert werden
konnten. Dies erfolgte durch Verlegung im Mörtelbett sowie durch
Verschrauben mithilfe zweier Schrauben mit EPDM-Dichtung. Die
Firstziegel und deren Schmuckteil wurden hingegen unabhängig
voneinander geformt, engobiert und gebrannt und erst abschließend
miteinander verzapft. Die im Gegensatz zum 53 cm langen Original
etwas kürzeren Schmuckfirste wurden im Überdeckungsbereich außerdem
gesondert ausgeformt, wodurch trotz Vermörtelung eine
Firstentlüftung möglich wird. Um das Ablaufen der Feuchtigkeit aus
dem Überdeckungsbereich zu unterstützen, formten die Dachdecker
zusätzlich kleine Ablaufrinnen in den noch frischen Mörtel. Die
Fixierung erfolgte ebenso wie bei den Gratziegeln.