Zollingerdach 2.0
Auszeichnung für Forschungsprojekt zur historischen Dachkonstruktion
ZoLinkR heißt ein Projekt der Forschungsgruppe FLEX an
der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK
Leipzig), das sich der Weiterentwicklung des Zollingerdaches unter
Einsatz moderner Technologien widmet. Das Zollingerdach ist heute fast ausschließlich unter
Baufachleuten bekannt und wird nur noch selten im Hausbau
verwendet. Dabei bietet die freitragende Konstruktion in
Lamellenbauweise besonders viel Raum, da sie große Spannweiten ohne
Zwischenpfeiler oder Querbalken ermöglicht. Zudem benötigt sie ca.
vierzig Prozent weniger Holz als ein herkömmlicher Dachstuhl und
durch das segmentweise Zusammenfügen kurzer Holzstücke verringert
sich der Bedarf an langen, graden Bohlen.
„Die Vorteile des Zollingerdaches […] sind unter dem Aspekt der
Nachhaltigkeit heute wichtiger denn je“, meint Alexander Stahr,
Professor für Tragwerkslehre an der HTWK Leipzig. Ziel seines Teams
ist es, eine Renaissance der historischen Dachkonstruktion zu
bewirken. Nachteile wie die aufwendigen Berechnung und Herstellung,
die eine Etablierung des Zollingerdaches seinerzeit verhinderten,
können durch digitale Planungswerkzeuge und maschinelle Fertigung
behoben werden. Moderne, rechnergesteuerte Maschinen zur
Holzbearbeitung können Holz millimetergenau zuschneiden, wobei die
höhere Präzision die Statik merklich verbessert. Weiterhin können
im Herstellungsprozess die Bauteile bereits so gestapelt werden,
dass alle in der richtigen Reihenfolge sortiert sind. Dies bedeutet
eine enorme Zeitersparnis beim Zusammenfügen der
Konstruktion.
Gallerie
Auf der Fachmesse denkmal in Leipzig zeigte das FLEX-Team live
den Aufbau eines konstruktiv optimierten Zollingerdaches von fünf
Metern Länge, drei Metern Breite und zwei Metern Höhe, das aus über
200 verschiedenen gefertigten Einzelteilen zusammengesetzt wurde
und erhielt dafür und das Projekt eine Goldmedaille für
herausragende Leistungen in der Denkmalpflege. „Diese
Vorgehensweise ist eine besondere Form der Denkmalaneignung,
-vermittlung und -adaption“, begründete die internationale Fachjury
ihre Entscheidung.
In den kommenden zwei Jahren wird man an der HTWK in Zusammenarbeit
mit zwei lokalen Unternehmen die Konstruktion der Knotenpunkte der
Brettrippenkonstruktion weiter optimieren.