Neues Dach für Bootswerft am Starnberger See
Komplexe Sanierung mit Faserzement-Wellplatten
Seit 1924 kümmert sie sich um Beiboote, Fischerkähne, Jollenkreuzer, Cruising- und Rennboote: Die Bootswerft Markus Glas ist bereits in vierter Generation in Possenhofen am Starnberger See ansässig. Damit der Traditionsbetrieb seine Arbeit reibungslos fortführen kann, wurde im Sommer 2021 das imposante Dach der Werfthalle erneuert.
Gallerie
Ungewöhnliche Dachlandschaft
Die Halle war in den 1970er-Jahren errichtet und rund ein Jahrzehnt später um einen Anbau erweitert worden. Sie dient nicht nur als Winterlager für Boote, sondern ermöglicht auch ganzjährig kleinerer Reparaturen durchzuführen. Das Dach der Halle verfügt über eine ungewöhnliche Geometrie: Es besteht aus einem großen Mittelschiff, von dem beidseitig und im rechten Winkel jeweils sechs tieferliegende Satteldächer abgehen. Diese Satteldächer wiederum werden auf allen Gebäudeseiten von einem abgewalmten Dach eingerahmt. In der Vergangenheit bemerkten die Mitarbeitenden immer wieder Undichtigkeiten bei der knapp 1.700 m2 großen Dachfläche. Wegen eines fehlenden Unterdaches kam es zu Regenwassereintritten in den Innenraum. Zwar konnten die Schäden stets behoben werden, doch letztlich war eine Komplettsanierung des recht komplexen Daches notwendig.
Demontage mit Überraschungen
Insgesamt drei Monate war das Handwerkerteam – unterbrochen von kurzen Schlechtwetterunterbrechungen – mit vier Dachdeckern und einem Spengler vor Ort tätig. Zunächst musste das Team die alte Asbestzement-Eindeckung demontieren und fachgerecht entsorgen. Das geschah nach einem mit der Berufsgenossenschaft und dem Gewerbeaufsichtsamt abgestimmten Sicherheitskonzept, bei dem der gesamte Dachstuhl abschnittsweise freigelegt wurde. Dabei kamen neben dem ursprünglichen Stahlbetontragwerk der Halle auch längslaufende Holzbinder zum Vorschein, an denen die alte Eindeckung befestigt war. Des weiteren legten die Handwerkenden eine Holzschalung frei, die die Unterkonstruktion in den Kehlen der nebeneinander liegenden Satteldächer bildete. Da die Holzbinder und die Schalung einen guten Zustand aufwiesen, nutzte man sie auch für den neuen Dachaufbau. Die Montage des neuen Daches erfolgte unter ebenso strengen Sicherheitsvorkehrungen mithilfe eines Gerüsts und flächendeckenden Absturznetzen. Diese wurden für die Demontage der alten Asbestzement-Wellplatten zusätzlich mit einem Folienschutz abgedeckt.
Neue Dacheindeckung aus Faserzement
Bei der neuen Dacheindeckung entschied sich das Planungsbüro sich für Wellplatten W177/51 P6 – ein Faserzementsystem des Herstellers Cembrit. Die neue, pastellgraue Eindeckung ist bereits optisch eine langfristige Verbesserung: Die neuen Faserzementplatten sind nämlich – im Gegensatz zu den alten offenporigen Asbestzementplatten – vor Verschmutzungen geschützt. Dafür sorgen die werkseitig mehrfach beschichteten Oberflächen, von denen Regenwasser schnell abläuft. Darüber hinaus ist Faserzement diffusionsoffen, sodass er vorübergehend Kondenswasser auf der Innenseite des Daches aufnehmen kann, welches dann bei trockenem Wetter wieder abgegeben wird. Zudem macht der hohe PH-Wert des Faserzements die Platten resistent gegenüber Fäulnis und Pilzbefall. Selbst wenn sie Feuchtigkeit aufgenommen haben, sind sie so dauerhaft frostbeständig. Das Sinuswellen-Querschnitt der Wellplatten mindert die Geräuschentwicklung bei Regen oder Hagel. Gleichzeitig bewirkt ihre Masse eine Reduzierung der Schallemissionen aus dem Gebäude.
Große Platten sicher fixiert
Für Durchsturzsicherheit sorgt bei den Cembrit-Wellplatten der in jede Welle eingearbeitete Sicherheitsstreifen aus Polyprophylen. Damit eignet sich die Eindeckung besonders für Gebäude ohne tragfähige Dachschalung. Darüber hinaus ist sie wirtschaftlich in der Verlegung: Für die beiden Seiten des großen Mittelschiffs benötigten die Bauarbeitenden jeweils nur zwei Plattenreihen mit einer Deckbreite von 1.050 mm und einer Länge von 2.500 mm. Bei den Satteldachflächen genügte sogar eine Plattenreihe mit 2.000 mm. An den abgewalmten Flächen verlegten sie mehrere Plattenreihen mit unterschiedlichen Längen.
Die Wellplatten wurden von rechts nach links verlegt. Die Befestigung erfolgte an den längslaufenden Holzpfetten mit Spezialschrauben und integrierter Dichtung. Das gewährleistet eine zwängungsfreie und sichere Fixierung. Auf Wunsch des Dachdeckers lieferte der Hersteller Platten ohne Eckenschnitt. Damit konnten die unterschiedlichen Höhenüberdeckungen der Wellplatten, die durch vorhandene Holzbinder vorgegeben waren, angepasst werden. In die Höhen- und Seitenüberdeckungen arbeiteten das Team spezielle Dichtungsprofile ein, welche zur Erhöhung der Schlagregensicherheit dienen. Auch in Hinblick auf die exponierte Lage am See war dies ein wichtiger Arbeitsschritt.
Aluminium, Zink und Edelstahl für dichte Anschlüsse
Bei der Ausbildung der First-, Grat- und Traufbereiche aller Teildächer konnte der Betrieb auf das Zubehörsortiment des Herstellers zurückgreifen. Dennoch stellte das Hallendach der Werft mit seiner ungewöhnlichen Geometrie einige Herausforderungen an die Handwerker. Die vertikalen Flächen, an denen die Satteldächer auf das Satteldach des Mittelschiffes treffen, wurden mit einer speziellen Konstruktion aus Dreischicht-Holzplatten als Unterbau, einer Bitumenbahn als Trennlage und einer Eindeckung in Winkelfalztechnik aus braun beschichtetem Aluminiumblech bekleidet. Dieses kam auch bei den Anschlüssen an die bestehenden Fenster zum Einsatz. Besonderes Augenmerk der Handwerkenden erforderte die Einfassung eines Abluftkamins aus der Lackiererei, der die Dacheindeckung durchstößt. Dabei griffen sie auf Titanzink zurück, das sich hervorragend zum Verlöten eignet und so exakt an die Wellenform der Platten angepasst werden konnte.
Um das Risiko künftiger Undichtigkeiten zu verringern, setzte Dachdeckerteam bei der Sanierung der Kehlen zwischen den Satteldächern, die als Entwässerungsrinnen dienen, auf eine spezielle Konstruktion: vorgefertigte, zwölf Meter lange, zweiteilige Kehlen aus verzinntem Edelstahlblech. Diese wurden mit einem eigens angefertigten Traggestell per Kran in die vorhandene Holzschalung auf den Dächern eingelegt, die zuvor mit einer Bitumenbahn abgedichtet worden war. Die Verbindung der Teilstücke erfolgte über einen mittig angeordneten erhöhten Doppelstehfalz mit Dichtbandeinlage. Letztere dient dazu, die Materialbewegungen aufzufangen.