Studentenwohnheim Norderoog und Süderoog in Berlin

Konzeptionelles Wohnen hinter transluzenten Gläsern

Die vor der Nordseeinsel Amrum liegenden Halligen Norderoog und Süderoog sind Namensgeber der beiden neu entstandenen Gebäudekomplexe in der Amrumer Straße in Berlin-Wedding. Ebenso wie das nordfriesische Wattenmeer Modellregion für beispielhafte innovative Ansätze nachhaltiger Entwicklung ist, setzte auch die Arbeitsgemeinschaft der Büros Carpaneto Schöningh und Lemme Locke Lührs zusammen mit der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag und dem Studentendorf Schlachtensee bei der Planung des Wohnprojekts auf nachhaltige Strategien.

Gallerie

Alles ist möglich

Dazu gehört auch, dass die derzeitige Nutzung als reines Studentenwohnheim nur eine von vielen Möglichkeiten ist. Das grundsätzliche Ziel war es, kostengünstigen und attraktiven Wohnraum für verschiedene Konstellationen des Zusammenlebens zu entwickeln. Die Tragstruktur wurde so ausgebildet, dass mit begrenztem baulichen Aufwand andere Wohnmodelle umsetzbar sind, beispielsweise Mehrgenerationen- oder reines Seniorenwohnen sowie die Umwandlung von Gemeinschaftsflächen in Co-Working-Spaces oder sogar die Auflösung der Hülle-Kern-Struktur zugunsten durchgesteckter Wohnungen. Die Planenden legten außerdem Wert auf nachhaltige Baustoffe und Energieeffizienz. So erreicht die Gebäudehülle den Energiestandard KfW 55.

Die beiden Neubauten liegen an den Ecken Amrumer Str./ Seestr. bzw. Amrumer Str./ Ostender Str. zwischen gründerzeitlicher Blockrandbebauung und dem offeneren Gelände des Charité Campus Virchow. Dabei schließen sie an die Brandwände der Altbauten an, spielen sich aber zur Amrumer Straße hin frei. Die Baukörper sind zwillingsgleich entwickelt mit einem typisierten Aufbau in Struktur und Grundriss, jedoch unterschiedlichen Geschosshöhen. Auf den Grundstücken wurden jeweils zwei Blöcke derart angeordnet und über Erschließungsstege miteinander verbunden, dass sie einen Hof ausbilden. Beim Bau Norderoog verfügen beide Volumina über sechs Stockwerke, beim Bauteil Süderoog sind es vier bzw. fünf Geschosse.

Gemeinschaft und Rückzug

Neben den offenen Erschließungsstegen erlauben hofseitig Laubengänge gemeinschaftliche Loggien und Terrassen einen Rundlauf auf jeder Etage durch beide Wohncluster. Diese setzen sich jeweils aus vier Zwei-Personenapartments, sogenannten Doubletten, zusammen. Jede Doublette verfügt über zwei kleine Schlafräume, ein innenliegendes Bad und eine kleine Küchenzeile. Die insgesamt 25 Cluster mit jeweils 250 Quadratmetern teilen sich jeweils eine großzügige Gemeinschaftsküche und einen Wohnbereich.

Da die anliegenden Straßen stark befahren und damit sehr laut sind, wurden die gemeinschaftlich genutzten Räume straßenseitig angeordnet und bilden eine raumhaltige, lärmschützende Schicht für die innenliegenden Doubletten mit den privaten Zimmern. Die Gemeinschaftszone öffnet sich über eine transluszente Hülle aus strukturiertem Glas zur Stadt und zeugt gerade bei Dunkelheit vom lebendigen Innenleben der Häuser.

Erschlossen werden die beiden Komplexe jeweils über ein zentrales, offenes Treppenhaus von der Amrumer Straße aus. Zusätzlich gibt es je zwei, kleinere seitliche Treppenhäuser. Sie sind derart konzipiert, dass eine spätere Unterteilung in einzelne Hausaufgänge möglich ist und zusätzliche Fahrstühle ergänzt werden können. Im Parterre stehen jeweils vermietbare Gewerbeflächen zur Verfügung, außerdem finden sich im Bau Süderoog ein Waschsalon sowie Hausmeisterräume. Die Bewohner von Norderoog dürfen sich hingegen über einen Fitnessraum und eine Learning-Lounge freuen.

Die Innenräume sind recht roh belassen; Sichtbeton, grauer Estrich als Bodenbelag und offen geführte Kabelkanäle unter der Decke versprühen Industrial Chic. Warme, gelborangefarbene Kontraste finden sich in den Zimmertüren, Einbauschränken und dem Sonnenschutz in Form von Rollos oder Vertikaljalousien.

Wohnen hinter Glas

Die beiden Neubauten setzen insbesondere mit ihren transluzenten, stadtseitigen Profilglasfassaden mit Klarglasöffnungen markante, optische Akzente inmitten der historischen Bestandsbebauung – zugleich handelt es sich dabei um eine ökonomische Lösung mit Standardelementen. Die Gemeinschaftsräume profitieren außerdem von viel natürlichem Licht. Zugleich schützen die Gläser die Bewohner vor neugierigen Blicken und zu starker Sonneneinestrahlung. Das Profilglas wurde doppelschalig, in thermisch getrennte Aluminiumrahmen verlegt und weist einen U-Wert von 0,9 W/(m²K) auf. Die großen Klarglas-Fensterflügel wurden als Holz-Alu-Fenster mit Dreh-Kipp-Funktion umgesetzt.

Zum privaten Hof orientiert sich die Fassade am Bestand und deren Erkerausbildungen. Die mit weißem Strukturputz versehenen Fassaden haben grau lackierte Holzfenster – ein ungewöhnlich hochwertiges Detail beim kostengünstigen Wohnungsbau. Die Fenster sind als festverglastes Seitenteil mit Drehflügel ausgebildet und öffnen nach innen. Im Erdgeschoss verfügen sie zudem über ein festverglastes Oberlicht. Ein schönes Detail der Hoffassaden sind die über Eck geführten Fenstervarianten. Alle Fenster weisen eine Dreifach-Isolierverglasung auf und erreichen einen U-Wert von 0,9 W/(m²K).

Die den massiven Stahlbetonschotten vorgesetzten Außenwände wurde in Holztafelbauweise erstellt. Der hohe Grad der Vorfertigung dieser Elemente konnte auch hier Zeit und damit Kosten einsparen.

Auch sämtliche Außentüren haben ein grau lackiertes Blatt aus Holz, das einen Rahmen um den großformatigen Glasausschnitt bildet. Die Seitenfelder und Oberlichter sind isolierverglast. Der U-Wert der Türen liegt bei 1,2 W/(m²K). -sas

Bautafel

Architektur: Architektengemeinschaft Amrumer carpaneto.schöningh + Lemme Locke Lührs
Projektbeteiligte: Gneise Planungs- und Beratungsgesellschaft, Berlin (Generalplaner)
Bauherrschaft: Gewobag Wohnungsbau, Berlin
Fertigstellung: 2019
Standort: Amrumer Straße 16 + 36, Amrumer Straße 16 + 36 Berlin-Wedding
Bildnachweis:
Jan Bitter, Berlin (www.janbitter.de)

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
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