Seniorenresidenz in Huningue

Festverglasung und Lüftungsflügel hinter Lochmauerwerk

Unweit des Dreiländerecks liegt die französische Gemeinde Huningue am westlichen Rheinufer – geradewegs gegenüber des Baseler Stadtteils Kleinhüningen wie auch der Ortschaft Friedlingen, die zu Weil am Rhein gehört. Somit hat man von der kleinen Seniorenresidenz, die nach Plänen des Straßburger Architekturbüros Dominique Coulon & Associés am Quai de la République entstanden ist, nicht nur den Fluss, sondern auch die europäischen Nachbarn im Blick. Der Neubau bietet Platz für 24 Bewohner und ein vielfältiges Raumprogramm, bei dem Gemeinschaftsflächen und helle Innenräume in warmen Farbtönen besonders wichtig sind.

Gallerie

Vielgestaltiges Äußeres

Während sich zwei in Ziegel gehüllte Etagen als scheinbar quaderförmiger Baukörper auf dem Grundstück erheben, befindet sich im Erdreich ein weiteres Geschoss, das unter anderem eine Tiefgarage beherbergt. Die rot changierende Fassade wird von großformatigen Fensteröffnungen, an die schräges Lochmauerwerk anschließt, gegliedert.

Das Äußere ist in Form und Materialwahl vielgestaltig, was die ausführliche Annäherung zeigt: Wenige Meter vom Ufer entfernt, ist das Altenheim auf der Ostseite nur durch eine kleine Terrasse von der Promenade getrennt. Geschützt durch die vorspringende Gebäudeecke im Nordosten, ist die Plattform aus rot durchfärbtem Beton geradewegs vor den Eingang gebreitet, der tief in den Baukörper eingeschnitten ist. Ein größerer Garten samt Gemüsebeet und Pétanque-Bahn findet sich hingegen im Westen des Gebäudes. Hier sind es die Stützmauern, die aus rotem Beton gegossen sind und dabei an die Spundwände einer Uferbefestigung denken lassen – dem besonderen Ort mehr als angemessen.

Wer die freistehende Seniorenresidenz in dieser Weise umrundet, mag einerseits den Eindruck einer Assemblage verschiedener Volumen gewinnen, nur um den Neubau dann wieder als einen einzigen Körper zu begreifen, der allein durch Vorsprünge und Einschnitte gegliedert ist. Maßgeblich für diese Spannung, die zweifelsohne zum Reiz des Gebäudes beiträgt, ist nicht zuletzt die Verwendung des handwerklich gefertigten Ziegels, der die massive Betonkonstruktion zur Gänze verhüllt und dadurch einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Baugliedern stiftet. Doch zeigt sich bei genauerem Hinsehen, dass das kunstvoll gefügte Mauerwerk in ganz verschiedenen Verbänden arrangiert wurde, sodass auch die Fassade zwischen Einheit und Vielgestalt variiert.

Belebender Innenraum

Da auch der westliche Eingang, nicht anders als der Zugang von der Flussseite, weit ins Innere gerückt ist, wirkt der Erdgeschossgrundriss wie eingeschnürt. Nur wenige Meter tief, bietet sich dank einer großflächigen Verglasung des Entrées der Blick durch das Gebäude. Ist aber die Halle erst betreten, weicht die prekäre Strenge, die das Äußere bestimmt, dem Vielklang widerstreitender Ordnungen. So stößt aus der gläsernen Wand, die den südlich gelegenen Speisesaal abtrennt, ein hölzerner Körper ins Foyer, der die Mahlzeiten vor den Blicken der Besucher schützt und einen intimen Sitzbereich vor dem gekachelten Ofen schafft; gleich darüber drängt das Atrium, das in weiterer Drehung dem Obergeschoss eingeschnitten ist, als weißer Kubus in die zweigeschossige Halle. Schließlich wächst im Norden der Halle eine holzbelegte Treppe von stattlicher Breite aus dem gefliesten Boden empor. Unmissverständlich bildet der lichte Raum dabei das Herz des Gebäudes, das ganze ohne Flure auskommt. Entstanden ist ein Ort, von dem sich die Architekten zwangsläufige, zwanglose Begegnungen versprechen.

Während im Erdgeschoss neben dem Restaurant auch ein Computersaal, Verwaltungsräume und sechs der Wohneinheiten an die Halle anschließen, findet man sich am oberen Ende der Treppe im Gemeinschaftsraum wieder, der nun nicht den Blick auf den Rhein, sondern gen Stadtzentrum bietet. Auch gelangt man von hier zu den übrigen sechzehn Apartments, deren Zugänge stets gruppenweise zusammengefasst sind, sodass kleine Nachbarschaften entstehen.

Für eine behagliche Raumwirkung sorgt das warme Farbkonzept. Augenfällig ist die sichtbar belassene, Altrosa gefärbte Betonkonstruktion. Im Zusammenspiel mit Materialien wie Terrakottafliesen und Holz als Bodenbelag verstärkt sich die Wirkung einer postiven, sicheren Umgebung.

Viel Licht, viel Luft

Auch das Lichtkonzept trägt dazu bei, dass die älteren Menschen sich besser orientieren und geborgen fühlen können. Nicht nur die zahlreichen Fensterflächen sorgen für helle Räume, sondern auch durch Lichtschächte an der Treppe und durch vier kreisrunde Oberlichtlichter im Flachdach über dem Gemeinschaftsraum fällt Tageslicht ins Innere.

Angesichts der bemerkenswerten Gemeinschaftsbereiche kann es nicht verwundern, dass auch die Wohneinheiten durch Großzügigkeit und eine umfangreiche Ausstattung bestimmt sind. So verfügt jede der insgesamt zweiundzwanzig Wohnungen über ein eigenes Bad und eine Küchenzeile sowie einen abgetrennten Schlafbereich. Der unterschiedlichen Grundrisse ungeachtet besitzt jedes Apartment ein großformatiges, quadratisches Fenster, dessen Verglasung mit dem Rahmen verklebt ist (structural glazing), das großzügige Ausblicke bietet – in einigen Fällen sogar auf den Rhein. Für frische Luft sorgt indessen ein manuell zu öffnender Lüftungsflügel aus anodisiertem Aluminium, der, gleich neben dem Fenster angeordnet, nach außen hinter Lochmauerwerk verborgen bleibt. -ar

Bautafel

Architektur: Dominique Coulon & Associés, Straßburg
Projektbeteiligte: Batiserf Ingénierie, Fontaine (Tragwerksplanung); Artelia, Saint-Ouen-sur-Seine u. a. (Gebäudetchnik und Brandschutz); Euro Sound Project, Straßburg (Akustikplanung); Bruno Kubler, Straßburg (Landschaftsgestaltung); Galopin, Mulhouse (Bauwerksabdichtung); La Solution Alu (Aluminiumarbeiten außen)
Bauherrschaft:
Stadt Huningue
Standort: 41 Rue du Maréchal Joffre, 68330 Huningue, Frankreich
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Eugeni Pons, Lloret

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