Bibliothek LocHal in Tilburg
Innenverglasung als Raumteiler
Tilburg ist eine schnell wachsende Stadt im Süden der
Niederlande und ein Industriestandort mit Tradition. Im 17.
Jahrhundert etablierten sich die Textilherstellung und
Eisenbahnindustrie. Der 200.000-Einwohner-Ort wird durch eine
Bahnschneise in Nord und Süd unterteilt. Nun soll das Areal um den
zentral gelegenen Hauptbahnhof zu einem lebendigen Viertel
aufgewertet werden. Mit dem Umbau eines ungenutzten Lokdepots zur
Bibliothek LocHal wurde ein wichtiger Schritt in diese
Richtung getan. Das Büro Civic Architects hat einen neuen
Kulturstandort entwickelt, der die Geschichte des Ortes würdigt und
seinen Bewohnerinnen und Bewohnern ermöglicht, das Gebiet an den
Gleisen aktiv in Besitz zu nehmen.
Gallerie
Vielfältiges Nutzungsprogramm geschickt zoniert
In dem mehr als 18 Meter hohen zweischiffigen Hallenbau aus dem
Jahr 1932 wurden einst Lokomotiven repariert. Bis in die
1980er-Jahre hinein war Tilburg Wartungsstandort für die
niederländische Eisenbahn. Danach erwarb die Stadt das Grundstück
und ließ in den letzten Jahren den Umbau in eine öffentliche
Bibliothek vornehmen. Dabei geht das Nutzungsprogramm weit über das
einer einfachen Leihstelle hinaus. Auf einer Fläche von 11.200
Quadratmetern ist genug Platz für Co-Working- und Konferenzräume,
Ausstellungen und Konzerte sowie zahlreiche weitere
Veranstaltungen.
Dieses umfangreiche Konzept wird mithilfe einer
ausdifferenzierten räumlichen Zonierung nach Plänen vom Delfter
Büro Mecanoo umgesetzt: Durch eine offene Grundrissstruktur bleibt
der weitläufige Charakter des ehemaligen Lokdepots erhalten. Zwei
breite Lesetreppen bilden das Herzstück der Halle und den Zugang zu
den beiden neu eingezogenen Galerieebenen. Mithilfe raumhoher
mobiler Trennwände und textiler Vorhänge kann je nach Anlass eine
kleinere Raumstruktur geschaffen werden. Auf diese Weise soll ein
Nebeneinander von kommunikativen Aktivitäten und ruhigem,
konzentriertem Arbeiten, Lesen und Lernen für alle Altersgruppen
möglich sein.
Über zwei Eingänge an der Nord- und Südseite gelangen die
Besucherinnen und Besucher in den großen, offenen
Bibliotheksbereich mit zahlreichen Lesezonen. Im Erdgeschoss
befinden sich auch ein Café, ein Ausstellungsbereich und
Tagungsräume. Im Zentrum der ersten Galerieebene sind ein
Konzertraum und ein großer Co-Working-Bereich untergebracht.
Ringsherum reihen sich kleinere Büros und Meetingräume.
Das Angebot der Bibliothek richtet sich mit diversen sogenannten
Laboren an alle Experimentierfreudigen: Im TijdLab (Zeitlabor)
können sich Interessierte multimedial über die Stadtgeschichte
informieren. Das DigiLab stellt modernste Soft- und Hardware zur
Verfügung. Hier kann zum Beispiel der 3D-Drucker genutzt oder ein
Film vor dem Green-Screen gedreht werden. Im mobilen Kochlabor
werden kulinarische Neuheiten ausprobiert.
Fenster und Türen und transparente Raumteilung
Der ursprüngliche Charakter der Industriehalle ist dank des behutsamen Umbaus auch jetzt noch spürbar. So wurde die beeindruckende Stahlfachwerk-Konstruktion mitsamt ihrer Patina sichtbar gelassen. Neben Stahl dominieren Beton, Glas und Holz die Materialpalette.
Die großen Glasanteile der Fassaden wurden erneuert. In Kombination
mit Oberlichtern gelangt viel Tageslicht in das knapp 90 Meter
lange und 50 Meter breite Gebäude. Einladend wirkt der
„Stadtbalkon", eine vollständig verglaste Auskragung über dem
Südeingang – vom hier gelegenen Restaurant bietet sich ein Ausblick
auf die Gleisanlage und die Altstadt.
Auch im Gebäudeinneren wurde auf eine größtmögliche Transparenz
und Zugänglichkeit gesetzt. Bodentiefe Verglasungen sorgen für
ruhiges und konzentriertes Arbeiten in den Büro- und
Konferenzräumen und erlauben zugleich den Sichtkontakt in die
Halle. Horizontale, besonders leicht gleitende Glas-Schiebewände
dienen als platzsparende und flexible Raumteiler. Sie wurden zum
Beispiel im TijdLab und im DigiLab eingesetzt. -ik
Bautafel
Architektur: Civic Architects, Amsterdam; Braaksma & Roos Architectenbureau, Den Haag
Innenarchitektur: Mecanoo, Delft
Projektbeteiligte: Inside Outside, Amsterdam / Tilburg Textile Museum (Textildesign); Arup, Amsterdam (Tragwerk, Akustik, Lichtberatung); Jansen, Oberriet (Süd-/Westfassade: VISS Stahlprofilsystem); Façadis Gevelbouw, Oldenzaal (Metallbau); Solarlux, Melle (Glasschiebewand als Raumteiler)
Bauherrschaft: Bibliotheek Midden-Brabant und Kunstloc Brabant, Tilburg
Standort: Burgemeester Brokxlaan, 5041 Tilburg, Niederlande
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Ossip Architectuurfotografie, Rotterdam; Stijn Bollaert, Gent
Fachwissen zum Thema
Solarlux GmbH | Kontakt +49 5422 9271-0 | www.solarlux.com