Kindertagesstätte in Stuttgart-Wangen
Hanglage mit Oberlichtern, geschosshohen Fenstern und Fenstertüren
Insbesondere in Großstädten warten viele Eltern mit ihren
Kindern auf einen Platz in einer Kindertagesstätte oder einem
Kindergarten. Zwar haben in Deutschland alle Kinder im Alter von
einem Jahr bis zur Einschulung einen Rechtsanspruch auf einen Platz
in einer betreuenden Tageseinrichtung, doch die vorhandenen Plätze
reichen bei Weitem nicht aus. Vor diesem Hintergrund reagierte auch
die Stadtverwaltung von Stuttgart, indem sie ein Grundstück, das
sich in städtischem Besitz befindet, für die Bebauung mit einer
Kita freigab. Im Stadtbezirk Wangen, am linken Ufer des Neckar und
in hügeliger Landschaft mit Gärten und Weinbergen gelegen, ist nun
in Hanglage ist ein Neubau nach Plänen von Reichel Schlaier
Architekten entstanden.
Gallerie
Raumprogramm und Hanglage
Das benötigte Raumprogramm
des neuen Gebäudes beinhaltet 55 Kitaplätze für Kinder im Alter von
weniger als einem Jahr bis zu Vorschulkindern im Alter von fünf bis
sechs Jahren, aufgeteilt auf vier Gruppen und betreut von etwa 14
Kindergärtnerinnen und Kindergärtnern. Die Bruttogeschoßfläche
(BGF) beträgt 1.150 m². Das Baugrundstück bietet oben an einem Hang
einen weiten und malerischen Blick sogar über den Neckar hinweg bis
zur Grabkapelle auf dem Württenberg, weist allerdings einen
Höhenunterschied von etwa 13 Metern auf.
Oberlichter, geschosshohe Fenster und Fenstertüren
Die Architekturschaffenden Elke Reichel und Peter Schlaier lösten diese topographische Herausforderung mit einem zweigeschossig terrassierten Baukörper, den sie hangseitig quasi in das Erdreich schieben. Alle Nebenräume wie beispielsweise die Sanitärräume liegen im Hang und werden teilweise mit Oberlichtern belichtet und belüftet, während sich die Gruppenräume als Aufenthaltsräume der Kinder talseitig befinden.
Diese Räume liegen hinter einer talseitige Fassade aus bodentiefen und deckenhohen Fenstern und Fenstertüren. Durch die großflächige Verglasung werden diese nach Westen ausgerichteten Räume nicht nur optimal belichtet, sondern auch der Verzicht auf Brüstungen kommt den eher bodennahen Aktivitäten der kleineren Kinder entgegen. Die Fenstertüren ermöglichen einen Zugang auf vorgelagerte Terrassen, die im Obergeschoss, dem Bereich der älteren Kinder, als breite Dachterrasse konstruiert ist.
Material und Farbe
Das Konzept dieser terrassierten Staffelung nimmt das Prinzip von Weinbergmauern im Hang auf, wie Reichel und Schlaier berichten. Allerdings sind die Wände hier nicht mit Bruchsteinmauerwerk verkleidet, sondern mit hellgrauen Faserzement-Wellplatten. Dieses wesentlich kostengünstigere Material erzeugt ebenfalls ein plastisches Schattenspiel und entspricht in der zurückhaltenden Farbigkeit auch dem übrigen Farbkonzept. Für die Profile der Fenster und Fenstertüren wurde wie die innere Treppe ein lichtes natürliches Holz und außenseitig ein helles Blaugrau gewählt. Alle übrigen Wände, Böden und Decken sind in hellen neutralen Farbtönen wie Weiß und Hellgrau gestrichen. Nur einige orangefarbene Akzente verweisen als Sicherheitsmarkierung auf die gläsernen Füllungen. Damit können die Kinder tatsächlich mit ihren bunten Bildern und Bastelarbeiten die Räume in Besitz nehmen.
Sonnenschutz, Garten und Spielgeräte
Als Sonnenschutz dienen ausfahrbare Markisen, große
Sonnenschirme sowie einige Kirschbäume und Weiden. Eine
Photovoltaikanlage auf dem Dach, die in eine Dachbegrünung
integriert ist, nutzt die besonnte Hanglage für eine energetische
Versorgung. Auch der Garten wird in den Kindergarten einbezogen mit
Johannisbeersträuchern als sogenannte Naschhecken, den Klassikern
Sandkasten, Rutschen, Schaukeln sowie einem Wasserspiel.
-sj
Bautafel
Architektur: Reichel Schlaier Architekten, Stuttgart
Landschaftsarchitektur: Mundsinger und Hans, Ostfildern
Projektbeteiligte:
Bauherr/in: Landeshauptstadt Stuttgart, Referat WFB, Amt für Liegenschaft und Wohnen, vertreten durch Technisches Referat, Hochbauamt 65-3
Fertigstellung: 2021
Standort: Jägerhalde 11, Stuttgart-Wangen
Bildnachweis: Brigida Gonzalez, Stuttgart; Reichel Schlaier Architekten